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#Ausstellung: Lavinia Fontana in Dublin

Im Mai 1872, als die neugegründete irische Nationalgalerie noch ihren Grundstock aufbaute, hat sie bei Christie’s in London aus der Sammlung des Prinzen Jérôme-Napoleon, des Neffen Napoleon Bonapartes und Vetters Napoleons III., ein mehr als drei Meter breites Gemälde von Lavinia Fontana erworben, einer Malerin auf der Schwelle zwischen Manierismus und Barock. Das Museum glaubte, mit dieser Leinwand erstmals ein Gemälde von Frauenhand in ihren Bestand aufgenommen zu haben, bis sich herausstellte, dass es sich bei einem schon vorhandenen Porträt, das dem Spanier Alonso Sánchez Coello zugeschrieben war, um ein Werk von Sofinisba Anguissola handelt, einer Zeitgenossin von Fontana, die inzwischen auch als Pionierin unter den Alten Meisterinnen gilt.

Gina Thomas

Feuilletonkorrespondentin mit Sitz in London.

Heute, da Museen und Sammler im Bestreben nach Geschlechtergerechtigkeit begierig nach Werken von Künstlerinnen sind, wird das groß herausgestellt. Ein Jahrhundert lang hatte Fontana jedoch wenig Beachtung gefunden, obwohl sie zu ihren Lebzeiten und auch noch lange danach hochanerkannt war. Immerhin zählte die von Dublin angekaufte Darstellung der biblischen Geschichte des Besuchs der Königin von Saba bei König Salomo zu jenen Bildern, die 1871 aus den Flammen des von der Pariser Kommune in Brand gesetzten Palais Royal gerettet wurden. Bei der jüngsten Restaurierung hat die Entfernung von Firnisschichten und Übermalungen zahlreiche Details freigelegt, die eine faszinierende Umdeutung ermöglichten und der irischen Nationalgalerie den Anstoß für die erste Einzelausstellung des Werks von Lavinia Fontanas seit einem Vierteljahrhundert gaben.

Finsteres Nachtstück mit der Protagonistin in manieristischem Pink: Lavinia Fontanas „Judith und Holofernes“ von um 1595


Finsteres Nachtstück mit der Protagonistin in manieristischem Pink: Lavinia Fontanas „Judith und Holofernes“ von um 1595
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Bild: Fondazione Ritiro San Pellegrino

Darin geht es der jungen Kuratorin Aiofe Brady nicht um eine von Feminismus oder Genderstudien gefärbte Interpretation. Vielmehr ordnet sie Fontana gemäß dem Untertitel der Ausstellung als „Vorreiterin und Regelbrecherin“ in der besonders gegenreformatorischen Kultur ihrer damals zum Kirchenstaat gehörenden Heimatstadt Bologna ein. Die vom Konzil von Trient ausgehenden Impulse zur Erneuerung der katholischen Kirche (als Reaktion auf die Reformation) hatten durch die Vermittlung des einflussreichen reformatorischen Erzbischofs und Kunsttheoretikers Gabriele Paleotti eine beflügelnde Wirkung auf Frauen der gehobenen Bologneser Gesellschaft, die zudem, frei von den Zwängen einer Hofkultur, vom intellektuellen Ambiente der ältesten aller Universitätsstädte profitierten. Paleotti, der auch Lavinia Fontana förderte, ermutigte Frauen, die Gegenreformation durch öffentliches Engagement zu fördern.

Thematisch gegliedert, lotet die Ausstellung unter anschaulicher Einbeziehung von Objekten wie Spitzen- und Seidendamastmustern oder einem goldenen Marderkopf (der als Fruchtbarkeitssymbol im Gemälde des Besuchs der Königin von Saba dient) Fontanas bahnbrechende Entwicklung von einer Assistentin im gelehrten Umfeld der väterlichen Malerwerkstatt zur Empfängerin von adeligen, großbürgerlichen und kirchlichen Aufträgen aus. In Rom brachte sie es schließlich zur päpstlichen Hofmalerin. Das hielt sie nicht davon ab, wiederum als erste Frau, erotische Mythologien für den von feministischen Kunsthistorikerinnen verpönten männlichen Blick zu malen, darunter die aus der Galeria Borghese nach Dublin entliehene Minerva beim Ankleiden. Als Fontana 1614 im Alter von 62 Jahren in Rom starb, meldete eine Depesche den Tod einer außergewöhnlichen Malerin, die in ihrem Beruf den führenden Männern ebenbürtig gewesen sei.

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