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#„Hafen-Basti“ hat keine Chance in Wembley

„Hafen-Basti“ hat keine Chance in Wembley

Zuerst die gute Nachricht: Sebastian Formella geht es einigermaßen gut. Der 33 Jahre alte Profiboxer aus Hamburg hat am Samstagabend im leeren Wembley-Stadion in London ganz schön was auf die Ohren bekommen, wie er in seiner wenig umschweifigen Art sagen würde. Doch der Schaden im 24. Vergleich seiner Laufbahn (22 Siege, 2 Niederlagen) bleibt offenbar auf ein stark geschwollenes linkes Auge beschränkt. Der Weltergewichtler konnte seinen Betreuern am Tag danach mit klarer Diktion erläutern, wie enttäuscht er von seiner Leistung ist. Bei der Vorbereitung an der Elbe, wo er auch mit dem ehemaligen Weltmeister Jack Culcay übte, hatte er Augenzeugen zufolge tatsächlich weit besser ausgesehen.

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Formellas deutliche Punktniederlage über zehn Runden (91:100, 91:99 und 92:99) gegen den Favoriten Conor Benn, Sohn des mehrmaligen Weltmeisters Nigel Benn, schloss eine seltsame Woche ab. Sein gesamtes Team musste sich in London nach einem positiven Corona-Test, der später korrigiert wurde, in 72-stündige Einzelquarantäne begeben. Das bedeutete für ihn, der so gerne unter Menschen ist: 72 Stunden eingepfercht im Hotelzimmer mit Gymnastik und Seilchenspringen.

Schon im ersten Durchgang des Duells um den Continental-Titel der WBA zeichneten sich dann krasse Unterschiede ab: Was Formella an saubererer Technik in den Ring mitbrachte, wurde von Benn jr. durch dynamische Aktionen, blitzschnelle Jabs und den härteren Punch mehr als ausgeglichen. Der deutsche Außenseiter wählte bald einen sehr mutigen Weg: Er begab sich immer wieder in Mittel- und Nahdistanz, um dem neun Jahre jüngeren Gegner mit eigenen Schlagserien zuvorzukommen.

Diese Strategie hatte allenfalls einen kurzfristigen Effekt: Einige Momente lang irritiert, wusste der Brite bald mit ungleich präziseren, wirkungsvollen Treffern zu antworten. Das sah für den Mann von der Elbe phasenweise so aus, als fechte da einer mit einem Filzschreiber gegen einen Admiral mit rasselndem Säbel. Unter den Umständen könnte Formella es sich als Erfolg anrechnen, dass er im Gewitter der Treffer über alle Runden kam. „Aber das kann nicht sein Anspruch sein“, sagte Manager Steffen Soltau.

Andererseits wäre zu hinterfragen, was denn möglich ist unter diesen Umständen. Der pfiffige Athlet mit dem Uwe-Seeler-Charme wird an der Elbe als „Hafen-Basti“ verehrt, weil er seinen Broterwerb als duales Modell versteht. Unter der Woche führt er im Schichtbetrieb eine Container-Brücke im Hafen, dort zieht er Tag für Tag Tausende von Containern weg. Davor und danach trainiert er nach den ambitionierten Plänen seines Trainers Mark Haupt.

Zusammen haben die beiden es im vergangenen Jahr immerhin zum WM-Titel des wenig bedeutenden IBO-Verbands gebracht. Trotzdem käme keiner von ihnen auf die Idee, darin den Beweis für die Eroberung der Weltspitze zu sehen. Formella hat daran gekratzt, als er vor drei Monaten nach Los Angeles flog, um dort dem ehemaligen Weltmeister Shawn Porter einen beherzten Kampf zu liefern. Doch er verlor auch dort nach Punkten. So dürfte es in etwa weitergehen. Ganz nach oben reicht es mit dem Aufwand eines Teilzeitprofis nicht.

Vor dem Hintergrund müssen der Hamburger Promoter Erol Ceylan und Manager Soltau eventuell überlegen, wohin die Reise gehen soll. Alle drei Monate kann ihr Schützling nicht durch solche Schlaggewitter gehen. Dieses Dilemma sieht auch Soltau: „Wir werden es nicht zulassen, dass er weiter Kämpfe macht, bei denen er zu viel nimmt.“ Diese Woche wird er ebenso wie sein tapferer Mandant zu Hause in Quarantäne bleiben. Danach geht es für den einen zurück ins Büro – und für den anderen wieder in den Hafen.

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