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#Ratten im „lila Paradies“

Ratten im „lila Paradies“

Als Frankfurt Galaxy Ende September das Finale der European League of Football (ELF) in Düsseldorf 32:30 gegen die Hamburg Sea Devils gewann, schien die Footballwelt in Ordnung zu sein. Die strahlenden Gewinner vom Main reckten den glänzenden Pokal triumphierend in die Luft – sie waren der erste Sieger dieser neuen Liga. Die Fäuste des Erfolgs waren auch in Frankfurt noch geballt, als weniger gute Nachrichten die Runde machten. Ein paar Profis waren unzufrieden und machten ihrem Unmut öffentlich Luft. Geballte Fäuste gab es bei ihnen nur aus Wut und Enttäuschung.

Den Anfang machte Omari Williams, der im August die Unterbringung der sogenannten Importspieler kritisierte. Der Defensive Back beschwerte sich über die seiner Ansicht nach miserablen Wohnbedingungen der ausländischen Profis. Bis zu 13 von ihnen wurden in einem alten Einfamilienhaus in Sossenheim untergebracht. Die Unterkunft trug schon in jenen Zeiten, als der Erstligaklub Frankfurt Universe sie als Wohnstätte für seine Profis nutzte, den euphemistischen Namen „Purple Paradise“.

„Niemals schlechter als hier“

Galaxy übernahm das Haus von Universe – ebenso die Geschäftsstelle, die Mannschaft, den Trainerstab und fast das gesamte Verwaltungsteam. „Wir haben unsere Beschwerden gleich am ersten Tag der Klubführung mitgeteilt, aber geschehen ist nichts“, schrieb Williams auf Facebook. Die Story machte die Runde, Williams wurde von vielen belächelt.

Doch auch andere meldeten sich nun zu Wort. Wie Desmond Cooper. Der Mann ist ein gestandener Profi, hat als Safety schon bei den Jacksonville Jaguars in der NFL gespielt. „Unsere Lebenssituation in Frankfurt war schlecht“, sagte Cooper der F.A.Z. „Ich hatte niemals schlechtere Lebensbedingungen als hier.“ Als Omari Williams seine Kritik geäußert habe, sei dieser sogar verspottet worden. Dabei habe er doch nur um ganz selbstverständliche Dinge gebeten, sagt Cooper: Um „angemessene Lebensverhältnisse und Rechenschaftspflicht“.

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Bild: Picture-Alliance

Der dritte Beschwerdeführer war Kadel King. Der 25 Jahre alte britische Defensive Back aus London schilderte auf Facebook die Bedingungen, unter denen er und seine Teamkollegen im „lila Paradies“ zurechtkommen mussten: „Schimmel überall, Kakerlaken, Ratten, monatelang kein warmes Wasser, undichte Stellen in der Küche.“ Auch King klagt über Spott aus dem Umfeld, der sich gegen alle richtete, die die Missstände anprangerten.

Tatsächlich war das Haus in Sossenheim noch nie eine Luxusunterkunft. Daniel Zeidler, der Geschäftsführer von Frankfurt Universe, kennt die Behausung genau, da auch der Erstligaklub dort Importspieler untergebracht hatte. Die Mischung aus Männer-WG und dem baulichen Charme der sechziger Jahre schuf eine besondere Atmosphäre. „Zu unseren Zeiten waren die Bedingungen dort noch akzeptabel“, sagt Zeidler. In diesem Jahr aber habe ein Wasserrohrbruch in dem Haus Schaden angerichtet und sei offensichtlich nie richtig saniert worden. Die Folgen: Feuchtigkeit, Schwarzschimmel, Gestank.

Galaxy schweigt zu den Vorwürfen

Cooper berichtet zusätzlich von einer defekten Ölheizung. Es habe in dem Haus zeitweise gerochen wie auf einem maroden Hochseedampfer. „Ganz sicher hat es einen gewaltigen Renovierungsstau in diesem Haus gegeben“, sagt Zeidler, „da hätte man den Vermieter viel mehr in die Pflicht nehmen müssen.“ Nicht einmal einen Hausmeister hat es am Ende der Saison gegeben. Über dessen Weggang gibt es unterschiedliche Darstellungen. „Er ist von Galaxy gefeuert worden“, behauptet Cooper. „Ich glaube, er hat von sich aus aufgegeben“, sagt hingegen Zeidler, der sich eine Kritik nicht verkneifen kann: „Galaxy ist ja eigentlich angetreten, um alles professioneller zu machen. Und jetzt dies.“

Der Versuch, von dem ELF-Klub eine Stellungnahme zu den Vorwürfen zu bekommen, war nicht erfolgreich. „Wir werden uns zu dieser Angelegenheit nicht äußern“, sagt Julia Reininger, die Sprecherin von Galaxy. Dies könnte auch daran liegen, dass inzwischen Anwälte eingeschaltet sind. Nicht wegen des maroden Hauses, sondern wegen eines anderen Punktes, der ein schales Licht auf die strahlenden Gewinner aus Frankfurt wirft.

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Sowohl King als auch Cooper hatten sich im Laufe der Saison Verletzungen zugezogen und operiert werden müssen. King war in seine Heimat geflogen, nachdem er mit der Behandlung seines Knies in Frankfurt unzufrieden war. „Ekelhaft“, seien die ersten sechs Wochen seiner Reha gewesen. Danach hätte man ihn mit seinem „buchstäblich deformierten Knie ins Flugzeug geworfen“.

Cooper war am Knöchel operiert worden, war mit dem Verlauf der Operation und der Reha prinzipiell zufrieden. Aber der Verein habe ihn mit den komplizierten Formalitäten alleine gelassen. Bis dato habe er nur einen Teil eines einzigen Monatsgehaltes erhalten. Ausgefallen war der Amerikaner aber schon am 17. Juli im Heimspiel gegen die Barcelona Dragons. Im Frontoffice von Galaxy sei ihm mehrmals gesagt worden, dass der „Papierkram erledigt“ worden sei. „Aber sie haben gelogen.“

Cooper ist tief enttäuscht. „Ich habe nichts gegen diese Liga, aber ich habe etwas dagegen, dass mit Profis, die hier für 1000 bis 2000 Euro im Monat ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, derart schlecht umgegangen wird.“ Jetzt hat Cooper einen Anwalt beauftragt, der seine Ansprüche gegenüber dem Klub geltend machen soll.

Gerüchten zufolge hat Galaxy inzwischen reagiert und will einen Teammanager einstellen, der Profis bei den Formalitäten mit Berufsgenossenschaft oder Krankenkasse unterstützen soll. Zudem heißt es, dass sich James McGoldrick, Frankfurter Fitnessunternehmer und Gesellschafter bei Galaxy, das Haus in Sossenheim angesehen und Renovierungsbedarf festgestellt habe. Die Spieler haben sich Ende Oktober in einer Gewerkschaft organisiert, die ihre Interessen gegenüber der ELF und deren Klubs vertreten soll. Was Frankfurt betrifft, hat sich Cooper schon festgelegt. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, noch einmal für Galaxy zu spielen, sagt er: „Nein. Dies ist nicht der Ort, an dem ich sein will.“

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