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#„Man hat das Gefühl, man hat die Pest“

„„Man hat das Gefühl, man hat die Pest““

Antisemitismus prägt den Alltag von Jüdinnen und Juden in Deutschland. Das hat eine Auswertung der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) von mehr als 150 Interviews mit jüdischen Menschen in Deutschland unter dem Titel „Jüdische Perspektiven auf Antisemitismus in Deutschland 2017-2020“ ergeben.

Unter den Befragten, deren Antworten vollständig anonymisiert wurden, sind auch viele Hessen, die judenfeindliche Situationen schildern. Die Befragung hat Daniel Poensgen, Autor der Studie und Referent bei RIAS, am Dienstagabend in der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt vorgestellt. Im Anschluss ordneten einige Vertreter der Community die Ergebnisse ein.

Die Studie sei schon fast historisch, sagte Poensgen – die meisten Gespräche waren vor dem Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 und vor der Pandemie mit den Querdenker-Demos geführt worden, und alle fanden vor der Documenta statt, die Benjamin Graumann aus dem Vorstand der Jüdischen Gemeinde als „Tabubruch“ bezeichnete. In seiner Aktualität habe der Bericht durch die derzeitige Lage aber nichts eingebüßt.

Antisemitismus hat viele Ausdrucksformen

Zu Wort kommen viele Betroffene, die ihre Lebensrealität als Juden in Deutschland schildern: Sie würden beleidigt, bedroht, müssten sich rechtfertigen und erführen Entsolidarisierungen. „Und das jeden Tag“, sagte Sabena Donath, die beim Zentralrat der Juden in Deutschland die Bildungsabteilung leitet und zum Führungsteam der entstehenden Jüdischen Akademie in Frankfurt gehört.

Der Mehrheitsgesellschaft sei dieses Ausmaß aber nicht klar. „Antisemitismus hat viele Ausdrucksformen, die aber für nichtjüdische Menschen oft nicht wahrnehmbar sind“, stimmte Michaela Fuhrmann, die politische Sprecherin der Jüdischen Gemeinde, zu.

Nicht-Juden ordneten Antisemitismus oft dem Holocaust zu. Israelbezogenen Antisemitismus verstünden sie häufig als kritische Auseinandersetzung, ohne sich die doppelten Standards oder die Dämonisierung und Delegitimierung Israels in vielen Aussagen bewusst zu machen.

Auch extreme physische Gewalt wie der Terroranschlag in Halle wird von jüdischen Befragten anders als von der Mehrheitsgesellschaft nicht als Überraschung bewertet. „Wir waren schockiert, aber nicht überrascht“, kommentierte Michaela Fuhrmann. Die Warnungen vorab seien nicht gehört worden.

„Man hat das Gefühl, man hat die Pest“

Beispiele aus der Region, die alltäglichen Antisemitismus belegen, gibt es in der Studie viele: Bei einer Jugendfreizeit in Hessen bittet ein Gruppenleiter die Teilnehmer, die Kippa beim Stadtspaziergang auszuziehen; ein jüdisches Schulkind muss als einziges aus der Klasse einen Aufsatz über den Gaza-Streifen schreiben; eine Person aus Hessen schildert in der Befragung, dass ein Vermieter sie nicht im Haus haben wollte, weil er Angriffe befürchtete. „Man ist dann in einer ganz blöden Situation, man hat das Gefühl, man hat die Pest, ohne dass man irgendwas dagegen tun kann und man fühlt sich hilflos“, beschreibt der Befragte. „Und am Schlimmsten ist eigentlich, dass die Leute natürlich sagen, sie haben nichts gegen Juden. Und wahrscheinlich stimmt das sogar, die haben wahrscheinlich wirklich gar nichts gegen Juden, sie möchten sie halt nur nicht im Haus haben, weil es Ärger geben könnte.“ Dieses unsolidarische Verhalten schmerze.

Die Beispiele illustrieren Einschnitte im Alltag, sind strafrechtlich aber nicht unbedingt relevant. Doch in Hessen wurden 2021 insgesamt auch 111 antisemitische Straftaten registriert; dies sind die jüngsten Zahlen. In der Mittwoch vorgestellten Kriminalstatistik von 2022 sind antisemitische Straftaten nicht explizit aufgeführt. Ein Großteil der antisemitischen

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