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#Fahrverbot ab 70 Jahren: Harte Kritik an geplanter Regelung

Eine von der EU-Kommission geplante Regelung sah vor, dass sich ältere Autofahrer regelmäßig einer Fahreignungsprüfung unterziehen. Prüflinge mit schlechtem Ergebnis sollten ihre Führerscheine verlieren. Der ADAC ist strikt gegen die Idee. Warum?

Autofahrer, Auto
Ältere Autofahrer sollen regelmäßig zu Check-upsBildquelle: T.Den_Team / shutterstock.com

Im Jahr 2023 sorgte ein Vorschlag der Europäischen Kommission für Aufsehen. Unter anderem sah die geplante Regelung vor, dass Senioren ab einem Alter von 70 Jahren in fünfjährigen Abständen eine Fahrtauglichkeitsprüfung über sich ergehen lassen. Im Rahmen des Check-ups sollte sowohl die körperliche als auch die geistige Gesundheit überprüft werden – komplementiert von einem Auffrischungskurs. Doch seit Februar 2024 ist dieser Vorschlag wieder vom Tisch. Und auch der Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach sich gegen Fahrtauglichkeitsprüfungen für Senioren aus. Genauso wie der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC). Doch warum? Wir haben beim ADAC nachgehakt.

ADAC kategorisch gegen Check-ups

Wie der ADAC uns mitteilte, hätten ältere Verkehrsteilnehmer einen zu Unrecht schlechten Ruf in der Bevölkerung. „Lang erworbene Erfahrung im Umgang mit Risiken und ein besonnener Fahrstil können eine altersbedingte verringerte Reaktionsgeschwindigkeit positiv ausgleichen“, so ein Unternehmenssprecher. Und auch die Zahlen scheinen dies zumindest auf den ersten Blick zu belegen. Laut einer vom ADAC genannten amtlichen Unfallstatistik seien Menschen über 65 Jahren gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil nicht überproportional für Pkw-Unfälle verantwortlich. Demnach liegt der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen bei 22 Prozent, die Anzahl der verschuldeten Unfälle mit Personenschaden dagegen lediglich bei 18,2 Prozent. Diese Rechnung umfasst jedoch den gesamten Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen und nicht nur solche, die über eine Fahrerlaubnis respektive einen Führerschein verfügen.

Betrachtet man die Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) ausschließlich unter Berücksichtigung von Personen mit einem Führerschein, wirkt das Bild wider Erwarten jedoch sogar noch überzeugender. Demnach besaßen laut dem Zentralem Fahrerlaubnisregister im Jahr 2022 44,86 Millionen Deutsche eine Fahrerlaubnis. Davon waren 23,5 Prozent älter als 65 Jahre – und somit verhältnismäßig sogar etwas mehr als der zuvor erwähnte Bevölkerungsanteil.

Wirklich aussagekräftig sind die vorgelegten Zahlen dennoch nicht. Denn wie aus einer Destatis-Pressemeldung hervorgeht, nehmen ältere Menschen deutlich seltener als jüngere am Straßenverkehr teil. Unter anderem, weil sie nicht mehr zur Arbeit fahren müssen. Ein Umstand, der die positive Unfallstatistik stark verfälscht. Ferner nimmt der prozentuale Anteil der Hauptverursacher unter den Unfallbeteiligten ab einem Alter von 75 Jahren deutlich zu. Selbst unter den unerfahrenen 18- bis 24-Jährigen fällt der Anteil geringer aus.

Automobil-Club bemängelt Testverfahren

Weiterhin bemängelt der ADAC mögliche Testverfahren. So sei es einerseits kaum möglich, eine Altersgrenze festzulegen, die zielgenau Menschen mit hohem Gefährdungspotential ausschließt. Andererseits würden aktuelle Testverfahren älteren Fahrern zugeschriebene Faktoren wie vorausschauendes Fahren und die Vermeidung riskanter Manöver nicht berücksichtigen. Dies könne dazu führen, dass geeignete Fahrer irrtümlich als ungeeignet eingestuft werden. Ein positives Testergebnis könne ältere Fahrer zudem dazu verleiten, die eigenen Fähigkeiten weit über den Testzeitpunkt hinaus zu überschätzen. So oder so, in absehbarer Zukunft wird es in Deutschland keine Fahrtauglichkeitsprüfung für Senioren geben.

Bildquellen

  • Waymo-Robotaxi fährt im Gegenverkehr: Iv-olga / shutterstock.com
  • Ältere Autofahrer sollen regelmäßig zu Check-ups: T.Den_Team / shutterstock.com

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