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#„Eine schüchterne Person wird nicht zur Rampensau“

„Eine schüchterne Person wird nicht zur Rampensau“

Frau Professor Fehm, wieviel Prozent der Menschen sind schüchtern?

Ursula Kals

Redakteurin in der Wirtschaft, zuständig für „Jugend schreibt“.

Fragt man Menschen, waren Sie je in Ihrem Leben schüchtern, sagen 99 Prozent ja. Steht man plötzlich Obama gegenüber, dürften die meisten von uns schüchtern sein. Es gibt Menschen, die eher im beruflichen Kontext schüchtern sind, andere sind das nicht, sind aber gegenüber dem anderen Geschlecht scheu. Es ist also schwer, darüber Angaben zu machen, weil Schüchternheit – anders als psychische Krankheiten – nicht klar definiert ist. Es kommt sehr darauf an, nach welchem Zeitraum und nach welchen Situationen man fragt.

Wagen Sie trotzdem eine Definition?

Schüchternheit ist als Persönlichkeitsmerkmal definiert, als Temperamentsmerkmal, so wie Ängstlichkeit oder Aggressivität. Ich würde es als Angespanntheit im Zusammensein mit anderen Menschen beschreiben.

Wann sind Menschen schüchtern?

Immer dann, wenn sie das fühlen. Es gibt keine objektivierbaren Maße, zum Beispiel, nur wer zittrige Hände hat, ist schüchtern. Schüchternheit ist eine subjektive Erfahrung, die nur die Person selbst berichten kann.

In welchen konkreten Situationen verhalten sich Menschen schüchtern?

Schüchternheit kann sowohl in Leistungs- als auch Interaktionssituationen auftreten. Beim Vorträge-Halten, bei Prüfungen, Situationen, die eine klare Leistungskomponente haben, aber auch ein klareres Skript von der Situation. Das erleben manche als einfacher als eine Interaktionssituation mit mehr sozialen Abläufen und kritischen, unbekannten Situationen, zum Beispiel in Seminarpausen mit neuen Leuten zusammenstehen. Da sind die Regeln unklarer: Wie viel sage ich, darf ich andere ansprechen, und wie spreche ich sie an?

Ist Schüchternheit angeboren oder anerzogen?

Beides trifft zu, wir sprechen eher von Anteilen. Wie diese verteilt sind, darüber gibt es keine solide Forschung. Es gibt aber Hinweise, dass es eine genetische Komponente gibt.

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Welcher Erziehungsstil befördert Schüchternheit?

Grundsätzlich spielt Modelllernen eine Rolle. Kinder beobachten ihre Eltern in Interaktionssituationen, sind sie eher still, gehen nicht auf andere zu, werden sie das vielleicht ähnlich machen. Wenn die Eltern wenig Kontakte haben, dann haben die Kinder wenig Beobachtungsmaterial, wie man sich in sozialen Situationen verhalten kann. Das verstärkt den Effekt.

Wie wirken direkte Erziehungsmaßnahmen?

Ein Familienklima von Überbehütung und Abwertung ist schwierig. Wenn das Kind nach Hause kommt, sofort in seine Mappe zu gucken; Was hast du auf? Das hättest du besser schreiben können! Solche kritischen Rückmeldungen erhöhen die Gefahr einer sozialen Phobie.

Wann wird Schüchternheit denn zur sozialen Phobie?

Die Trennlinie verläuft bei der Häufigkeit, der Intensität und daraus resultierende Beeinträchtigung im alltäglichen Funktionieren. Wenn man einen Job nicht annimmt, weil damit Führungsverantwortung verbunden ist oder Prüfungen absagt aus Angst, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Schüchternheit ein normales Ausmaß überschritten hat.

Wie unterscheiden sich introvertierte von schüchternen Menschen?

Schüchterne erleben das als etwas Unangenehmes, sie würden gern in der Betriebsmannschaft Fußball spielen, mit den Kollegen im Chor singen, trauen sich aber nicht. Introvertierte müssen nicht darunter leiden, sie mögen einfach keine großen Gruppen.

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