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#Auf die Verbraucher rollt noch mehr Inflation zu

„Auf die Verbraucher rollt noch mehr Inflation zu“

Die Inflation ist da, auch in den Köpfen der Konsumenten. Doch die Preissteigerungen, die Verbraucher aktuell in den Supermärkten sehen, sind nach Einschätzung des Beschaffungsfachmanns Wolfgang Schnellbächer von der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) wohl nur ein bitterer Vorgeschmack. „Die durch den Ukraine-Krieg verursachte Explosion der Beschaffungspreise ist nämlich noch gar nicht bei den Konsumenten angekommen – mit Ausnahme der Spritpreise“, sagt Schnellbächer.

Seine Einschätzung wird nun auch durch eine monatliche Ifo-Umfrage bestätigt, wonach aktuell so viele Unternehmen wie noch nie planen, ihre Preise zu erhöhen. In der Umfrage geben die Firmen an, ob sie ihre Preise in den kommenden drei Monaten anheben wollen. Vor allem unter Einzelhändlern für Nahrungsmittel ist laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut der Preisdruck gestiegen. Die Münchner Konjunkturfachleute rechnen daher für dieses Jahr mit einer Inflationsrate von mehr als 5 Prozent – das wäre der höchste Wert seit der Ölkrise vor 40 Jahren. Am Nachmittag wird das Statistische Bundesamt eine erste Schätzung für die Inflation im März veröffentlichen.

Abschied von der stabilen Preiswelt

Unmittelbar nach dem Kriegsausbruch im Februar sind schon stark steigende Preise für Benzin und Heizöl zu beobachten gewesen, aber für Nahrungsmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs steckt der Großteil der kriegsbedingten Preissteigerungen laut der Analyse von BCG-Partner Schnellbächer noch in der Lieferkette. „Es rollt daher eine weitere Welle von Preiserhöhungen auf die Verbraucher zu“, befürchtet der Berater. Die meisten der aktuell zu beobachtenden Preissteigerungen hätten noch mit den knappen Kapazitäten nach der Corona-Pandemie zu tun. Die kriegsbedingte Preiswelle dagegen sei noch auf dem Weg in die Läden und Supermärkte.

Durch die Pandemie und den Krieg sind die Einkaufspreise gemäß einer BCG-Analyse je nach Branche unterschiedlich stark gestiegen: Lebensmittelhersteller müssen für die Beschaffung 11 Prozent mehr ausgeben und haben die Preise für ihre Kunden bisher um 5 Prozent erhöht. Der Maschinenbau zahlt für die Beschaffung 10 Prozent mehr, konnte die Verkaufspreise bislang aber nur um 3 Prozent erhöhen. Etwas günstiger sieht es für die Baustoffindustrie aus. Hier konnten Unternehmen die um 19 Prozent gestiegenen Beschaffungskosten immerhin in Preissteigerungen von 14 Prozent ummünzen. Die BCG-Zahlen stützen sich auf 250 europäische Unternehmen mit Umsätzen von jeweils mehr als einer Milliarde Euro.

Woran liegt es, dass Unternehmen steigende Rohstoff- und Beschaffungspreise zeitverzögert an die Kunden weitergeben? „Den meisten Unternehmen fehlt das Werkzeug, ihre Lieferkette zu durchleuchten“, sagt BCG-Berater Schnellbächer. Das Umdenken in den Betrieben dauere lange, weil die Wirtschaft Jahrzehnte mit stabilen Preisen gewohnt gewesen sei. Nun verstärken sich verschiedene Schocks: Auf die Pandemie folgte der Krieg und über allem steht die alternde Gesellschaft mit einem schrumpfenden Anteil an Arbeitskräften.

Auch in der wichtigen Kunststoffindustrie ist zu beobachten, dass Hersteller ihre erhöhten Kosten noch nicht an die Endkunden weitergegeben haben. Ein großer Teil der Inflation steckt also noch in der Lieferkette. Für Hersteller von Kunststoffprodukten sind die Beschaffungspreise für Rohstoffe, Grundstoffe und Kunststoffe schon vor dem Ukraine-Krieg auf Rekordniveaus gestiegen, teils um 50 bis 100 Prozent, berichtet der Beschaffungsfachmann Dimitrios Koranis aus Nürnberg. Die Hersteller hätten bisher aber nur einen Bruchteil der Preissteigerungen an die Endverbraucher weitergegeben.

Komplexe Wertschöpfung, explodierte Rohstoffkosten

Der Weg vom Rohstoff bis zum Endprodukt läuft in der Kunststoffbranche grob gesagt über drei Stufen: Erdöl und Erdgas werden in Grundstoffe wie Ethylen oder Benzol umgewandelt. Diese Grundstoffe werden zu Kunststoffen wie Polyethylen, Polypropylen oder Polyamid veredelt, die für die Herstellung unterschiedlichster Kunststoffprodukte verwendet werden. 50 Millionen Tonnen Kunststoffprodukte werden jedes Jahr in Europa hergestellt, zu 95 Prozent handelt es sich um Massenprodukte wie Verpackungsfolien, PET-Flaschen, Getränkekisten, Rohre, Fensterrahmen, Auto-Stoßfänger, Dämmmaterial oder Kunstfasern für Kleidung. Der Rest geht in besonders stabile oder hitzefeste technische Kunststoffe wie Steckverbinder, Fahrradhelme, Nylon, Dübel, Kabelbinder, Motorteile oder DVDs.

Die unvorstellbar breite Palette dieser Anwendungen zeigt, dass Russland und die Ukraine eine Schlüsselrolle für die westliche Wirtschaft spielen, obwohl das Volumen der Importe und Exporte auf den ersten Blick überschaubar aussieht. „Der Mangel an Erdöl und Grundstoffen und die damit verbundenen Preisexplosionen werden die gesamte Wirtschaft treffen“, erwartet Beschaffungsfachmann Koranis. Der Krieg habe die Situation jetzt zusätzlich verschärft, denn sowohl Russland als auch die Ukraine liefern einen großen Teil der Rohstoffe und Grundstoffe für die Kunststoffhersteller.

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