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#Ein Zug wird kommen!

Ein Zug wird kommen!

Langsam wird der Kopf des Hochgeschwindigkeitszugs durchs Tor der Industriehalle gefahren. Noch ist das Gebilde nicht mehr als ein aus dem Vollen gefrästes weißes Objekt. In der Halle sind schon zwei halbe Züge und ein Bahnsteig als Mock-ups in Originalgröße aufgebaut. Die begehbaren Modelle des ICE 3 und des gestalterisch verwandten, technisch unterschiedlichen Neigezugs ICE T dienen Ingenieuren, Technikern und Designern Ende 1995 dazu, die Gestalt der Züge im Maßstab 1:1 auszuprobieren. Nacheinander werden die Köpfe passgenau angefügt, der Innenausbau beginnt. Unter Hochdruck fertigen die Zulieferer die Mock-ups, bis endlich die Produktionsentscheidung fällt.

Selten zuvor ist um einen Eisenbahnzug der Deutschen Bahn ein so großer Aufwand getrieben worden – und seither auch nicht mehr. Das Design hatte der Vorstandsvorsitzende Heinz Dürr zur Chefsache erklärt, auch weil man damals die Gestaltung als Element der Unternehmensstrategie ansah. Qualität sollte sich langfristig bezahlt machen.

Bis heute stilprägend

Die Bahn begeht 30 Jahre ICE-Verkehr. Im DB Museum Nürnberg ist darum nicht nur der originale Kopf des Mock-ups von 1995 zu sehen. In der Ausstellung „Design & Bahn“ werden seit Oktober auch Exponate gezeigt, die lange nicht oder noch nie öffentlich zugänglich waren: seltene 1:10-Modelle aus der Zeit um 1900, Türen der Berliner S-Bahn aus den dreißiger Jahren, das Wettbewerbsmodell des Büros Neumeister Design für den ICE T. Die Ausstellung schlägt den Bogen von den Anfängen des Deutschen Werkbunds, als Architekten erste Entwürfe fürs Bahndesign lieferten, bis zu neuen Konzepten, mit denen das Reisen im Regional- und Stadtverkehr vielseitiger und attraktiver werden soll.

Der Zugtyp als Marke: Alexander Neumeisters ICE 3 (links) und ICE T (Mitte) neben dem Modell des ersten ICE, der seit 1991 planmäßig verkehrt.


Der Zugtyp als Marke: Alexander Neumeisters ICE 3 (links) und ICE T (Mitte) neben dem Modell des ersten ICE, der seit 1991 planmäßig verkehrt.
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Bild: INDUSTRIAL DESIGN, MÜNCHEN

Einige, die an den Gestaltungsprozessen beteiligt waren, berichten in Filmen von ihren Erfahrungen. Zu ihnen gehört auch Andreas Bergsträßer, der schon Mitte der neunziger Jahre Designer im Team von Alexander Neumeister war und heute im Nachfolgebüro N+P Industrial Design in München tätig ist. Neumeister setzte sich damals gegen vier Wettbewerber durch. Seine Neugestaltung einer ganzen Zugfamilie wirkt bis heute stilprägend: Sie wurde zum Meilenstein des Bahndesigns. Als Zweifel aufkamen, ob sein Büro vielleicht zu klein für den Auftrag sei, schlug Neumeister vor, einige Wettbewerber mit ins Boot zu holen. So gestaltete Siemens Design das Lokführer-Cockpit und das Informationssystem der Züge. Designworks aus den Vereinigten Staaten kümmerte sich um die Sitze. Alle relevanten Designdetails überwachte Neumeister allerdings selbst.

Keine realistische Einsatzoption in Deutschland

Schon seit der Endphase seines Studiums an der Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm in  den sechziger Jahren befasste sich Neumeister mit dem Hochgeschwindigkeitsverkehr. Im Auftrag des Technologieunternehmens MBB, für das er als Berater arbeitete, fand er Formen für etwas, für das es kein Vorbild gab. Mit der Gestaltung von Magnetschwebebahnen wurde er bekannt. Auf Industriemessen, Garten- und Verkehrsausstellungen konnte man sie bewundern oder gar ausprobieren. Doch für den auf Betonstelzen dahingleitenden Transrapid, ein ganz neues Verkehrssystem, gab es im dicht besiedelten Deutschland keine realistische Einsatzoption.

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