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#Nicht „nur“ eine Grippe

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Nicht „nur“ eine Grippe

Die nächste Grippewelle rückt unweigerlich näher. Zweifach gewissermaßen. Zuerst droht die „Nur eine“-Grippe, das ist die, die in bestimmten Kreisen auch als „kleine“ oder „harmlose“ Grippe kursiert. Bei ihr handelt es sich allerdings gar nicht um eine Influenza-Epidemie, vielmehr ist damit Covid-19 gemeint. Seit die Inzidenzen runter- und die Angst vor der Delta-Variante hochgeht, seitdem also über die vierte Corona-Welle und die mögliche Wiederkehr von Eindämmungsmaßnahmen inklusive Lockdowns nach dem Sommer diskutiert wird, muss man mit solchen suggestiven Vergleichen wieder verstärkt rechnen. Später, im Winter, wenn die Masken womöglich gefallen sind, könnte Influenza dann wirklich zurückkehren. Im Schlepptau von Covid-19.

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Weltweit sterben an den Folgen einer Influenza-Infektion im Schnitt jährlich an die vierhunderttausend Menschen. Tausende allein in Deutschland. Wer eine Influenza durchmacht und deswegen lange liegt, kann sie kaum als harmlos abtun. Eine Grippe ist auch nie klein, wie ein „grippaler“ Infekt, der von Erkältungsviren verursacht wird. Influenzaviren bedrohen die Gesundheit viel massiver. Und selten ist nach einer Grippesaison in der Bevölkerung die Restimmunität so groß, dass die nächste Grippesaison ausfällt. Die vergangene Grippesaison 2020/21 ist allerdings praktisch ausgefallen, im ganzen Land wurden nur ein paar Hundert Grippefälle gemeldet – nicht wegen einer Restimmunität, sondern wegen der Corona-Maßnahmen: Masken, Distanz, Hygieneregeln. Der Kampf gegen Covid-19 hat gewirkt. Allerdings gegen die Grippe – lange nicht genug gegen Corona.

Schon das müsste alle stutzig machen, die unablässig den Vergleich mit der Grippe heranziehen, um verschärfte Maßnahmen gegen die SARS-CoV-2-Ausbreitung zu verhindern. Die Verharmlosung geht nicht auf. Und sie geht immer weniger auf, je mehr die Virologen, Epidemiologen und Mediziner über den Verursacher und die Folgen der Covid-19-Pandemie an Evidenzen zutage fördern. Deshalb haben wir im Folgenden wichtige wissenschaftliche Befunde zum Unterschied zwischen Grippe und Covid-19 zusammengetragen.

Das Ansteckungsrisiko

Eine wichtige Kennzahl für die Ausbreitungsfähigkeit des Virus ist früh bekannt geworden: die Basis-Reproduktionszahl R₀. Sie gibt an, wie viele andere Menschen ein Infizierter im Schnitt „natürlicherweise“ – also ohne Eindämmungsmaßnahmen – ansteckt. Sie ist einerseits von den biologischen Eigenschaften des Virus und andererseits von den sozialen Gepflogenheiten der Bevölkerung abhängig. Bei Grippe liegt R₀ hierzulande bei etwa 1,2 – für SARS-CoV-2 haben chinesische Forscher in den ersten Wochen der Pandemie einen Wert zwischen 2,8 und 3,8 ermittelt. Wissenschaftler der Universität Lausanne in der Schweiz haben ihn anhand der Daten aus 15 westeuropäischen Ländern in der Zeitschrift PlosOne auf 1,9 bis 2,6 taxiert. Das ist der Wert für das Ursprungsvirus vom Anfang der Pandemie. Die leichter übertragbaren Virusvarianten „Alpha“ mit R₀ zwischen 3 bis 4 und die zuerst in Indien aufgetauchte Variante „Delta“ mit einem vorläufig ermittelten R₀-Wert von 5 bis 6 vergrößern noch zusätzlich den Abstand zu Influenzaviren.

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