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#Entsetzen über Leichenfunde in der Kiewer Vorstadt Butscha

„Entsetzen über Leichenfunde in der Kiewer Vorstadt Butscha“

Nach dem Rückzug russischer Truppen aus der Region um die ukrainische Hauptstadt Kiew sind in der Stadt Butscha, rund 37 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, über 300 getötete Einwohner entdeckt worden. Das berichtete der dortige Bürgermeister Anatolij Fedoruk. Reporter der Nachrichtenagentur Reuters sahen zahlreiche Leichen auf den Straßen liegen. Aus offenen Gräbern bei einer Kirche ragten Hände und Füße mehrerer Leichname. Auf Twitter kursieren entsprechende Videos.

Reporter der Nachrichtenagentur AFP sahen auf einer einzigen Straße in Bucha mindestens 20 Leichen liegen. Die Toten trugen zivile Kleidung. „Alle diese Menschen wurden erschossen“, sagte Bürgermeister Fedoruk. Die Straßen der Kleinstadt seien mit Leichen übersät. Es stünden Autos auf den Straßen, in denen „ganze Familien getötet wurden: Kinder, Frauen, Großmütter, Männer“. Nach Angaben des Bürgermeisters mussten 280 Menschen in Butscha in Massengräbern beigesetzt werden, da die drei städtischen Friedhöfe noch in Reichweite des russischen Militärs lagen.

EU-Ratspräsident Charles Michel äußerte sich schockiert über die Geschehnisse. Die EU werde die Ukraine beim Sammeln von Beweisen für mögliche spätere Gerichtsverfahren unterstützen, schrieb er auf Twitter. Weitere Sanktionen gegen Russland und Hilfen für die Ukraine würden vorbereitet. Michel beendete seinen Tweet mit der Parole „Ruhm der Ukraine“.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko warf den russischen Truppen Kriegsverbrechen vor. „Das, was in Butscha und anderen Vororten von Kiew passiert ist, kann man nur als Völkermord bezeichnen“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Es seien grausame Kriegsverbrechen, die der russische Präsident Wladimir Putin zu verantworten habe. Es seien Zivilisten mit verbundenen Händen erschossen worden. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, reagierte mit einem bitterbösen Tweet:

Nach wochenlangen Kämpfen hatte die ukrainische Armee nach Regierungsangaben die Region um die Hauptstadt Kiew wieder vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. „Irpin, Butscha, Hostomel und die gesamte Region Kiew wurden von den Invasoren befreit“, schrieb Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar am Samstag auf Facebook. Die ukrainische Regierung meldete einen „schnellen Rückzug“ der russischen Truppen im Norden des Landes. Die russischen Truppen hatten sich bereits in den vergangenen Tagen aus den nordwestlich von Kiew gelegenen Vororten zurückgezogen, nachdem ihr Versuch, die ukrainische Hauptstadt einzukesseln, gescheitert war. Die Organisation Human Rights Watch dokumentierte unterdessen zahlreiche Kriegsverbrechen in russisch kontrollierten Gebieten.

Ukrainische Soldaten am Stadtrand von Kiew


Ukrainische Soldaten am Stadtrand von Kiew
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Bild: EPA

Die ukrainische Regierung wertete den „schnellen Rückzug“ der russischen Truppen aus dem Großraum Kiew und der weiter nördlich gelegenen Region Tschernihiw als Beleg für den von der Regierung in Moskau angekündigten Strategiewechsel. Die russische Armee wolle sich nun „nach Osten und Süden zurückziehen und dort die Kontrolle über große besetzte Gebiete behalten“, sagte Michailo Podoljak, ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Selenskyj erwartete angesichts des nachlassenden militärischen Drucks im Norden „mächtige Angriffe“ im Osten, vor allem auf das seit Wochen belagerte Mariupol. Die Ukraine brauche nun „schwere Waffen“, um in besetzte Gebiete im Süden und Osten vorzustoßen „und die Russen so weit wie möglich zurückzudrängen“, sagte sein Berater Podoljak.

Mehr als 100.000 Menschen sitzen in Mariupol fest

Mariupol steht seit Wochen unter massivem Beschuss der russischen Streitkräfte. Nach ukrainischen Angaben wurden dort seit Kriegsbeginn mindestens 5000 Menschen getötet, etwa 160.000 Zivilisten sollen in der weitgehend zerstörten Stadt noch festsitzen. Die humanitäre Situation ist katastrophal; die Menschen haben kaum Zugang zu Wasser, Lebensmitteln und Strom.

Nach einer gescheiterten Evakuierungsaktion am Freitag machte sich ein Team des IKRK am Samstag erneut auf den Weg nach Mariupol. Damit die Evakuierung gelingen könne, müssten „die Parteien die Abkommen respektieren und die notwendigen Bedingungen und Sicherheitsgarantien schaffen“, forderte das IKRK.

Schätzungen: Schon 20.000 Tote in der Ukraine

In der Nacht zum Samstag waren unter anderem aus Charkiw, den Regionen Donezk und Luhansk im Osten sowie aus Cherson im Süden heftige Angriffe gemeldet worden. In Dnipro und Krementschuk im Landesinneren wurde nach ukrainischen Angaben wichtige Infrastruktur getroffen, darunter die größte Ölraffinerie des Landes. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, mit „hochpräzisen Waffen“ Treibstofflager zerstört zu haben.

Der ukrainische Chefunterhändler David Arachamia meldete unterdessen Fortschritte in den Friedensverhandlungen mit der Regierung in Moskau. Russland habe Kiews Hauptforderungen „mündlich“ zugestimmt, sagte Arachamia im ukrainischen Fernsehen. Nur hinsichtlich des Status der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim bestehe weiterhin keine Einigkeit. Moskau habe in den Gesprächen aber akzeptiert, dass ein Referendum über den von Russland geforderten neutralen Status der Ukraine „der einzige Ausweg aus dieser Situation“ sei.

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Seit dem Beginn des russischen Einmarschs in das Nachbarland am 24. Februar wurden nach ukrainischen Schätzungen 20.000 Menschen getötet. Fast 4,14 Millionen Menschen flohen nach UN-Angaben vor den Kämpfen in der Ukraine ins Ausland.

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