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#Frankfurter Versicherer Clark greift an

Frankfurter Versicherer Clark greift an

Christopher Oster ist müde, die Nacht war kurz, aber es hat sich gelohnt, sagt er. Denn das, was vor sechs Jahren aus einem privaten Problem entstanden ist, ist auf dem Weg, zu einem der größten Versicherungs-Start-ups in Europa zu werden. Am Dienstag gab das von Oster gegründete und geführte Frankfurter Unternehmen Clark bekannt, von der Allianz-Gruppe die Internetplattform finanzen.de erworben zu haben. Der 2015 gegründete Versicherungsmakler Clark übernimmt die Plattform von der Venture-Capital-Gesellschaft des Versicherungskonzerns Allianznamens Allianz X mithilfe eines Anteilstauschs, wodurch Allianz X wiederum zum größten Minderheitsgesellschafter des Frankfurter Unternehmens wird.

Daniel Schleidt

Stellvertretender Koordinator der Wirtschaftsredaktion in der Rhein-Main-Zeitung.

Die Finanzen Group versteht sich als Marktplatz, auf dem Kunden, die online nach Versicherungsangeboten recherchieren, an Experten wie Makler und Finanzberater vermittelt werden. Die Geschäftsmodelle der künftigen Partner würden sich optimal ergänzen, sagte Oster, schließlich könne man Kunden künftig entlang der gesamten Wertschöpfungskette betreuen, „vom ersten Kaufinteresse über die Informationssuche bis hin zur Auswahl des richtigen Tarifs“.

Die der Transaktion zugrunde liegenden Bewertungen machen Clark zum derzeit einzigen „Unicorn“ aus Frankfurt. So werden nicht-börsennotierte Start-ups genannt, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet sind. Derzeit werden unter anderem die Lieferdienste Flink und Gorillas, die Fintechs N26, Trade Republic und Scalable Capital und der Softwareanbieter Celonis als solche Einhörner geführt.

Für Oster ist mit der Akquisition ein Meilenstein erreicht, der mehrere Zwecke erfüllen soll. Zum einen geht es um schiere Größe, die in der Plattformökonomie eine große Bedeutung hat. Clark bietet nämlich selbst keine eigenen Versicherungen an, sondern vermarktet die eigene App als jenen Ort, an dem die rund 450.000 Kunden in Deutschland die Verträge von derzeit 160 Versicherungsanbietern verwalten und vergleichen können. Das Unternehmen bietet seinen Nutzern eine Übersicht über laufende Versicherungen; zudem analysiert ein Algorithmus die Tarife und durchsucht den Markt nach besseren Angeboten.

Europas führender digitaler Versicherer

Damit gehört Clark zu jenen Unternehmen der Plattformökonomie, die Kunden und Anbieter lediglich zusammenbringen. Um nun das erklärte Ziel zu erreichen, Europas führender digitaler Versicherer (kurz Insurtech) zu werden, muss Clark außerhalb Deutschlands weiter schnell wachsen; bislang ist das Unternehmen nämlich außer auf dem Heimatmarkt nur noch in Österreich aktiv.

Das wird sich bald ändern, denn finanzen.de bietet seine Leistungen in fünf Ländern Europas an, und dort will auch Clark bald mit der eigenen App aktiv sein. Zwar sagt Oster, man habe keinen Druck, unbedingt schnell wachsen zu müssen, weil es für das eigene Angebot auf dem europäischen Markt in dieser Größenordnung kaum Konkurrenz gebe. Und doch lobt er die „deutliche Beschleunigung der internationalen Expansion“, die mit finanzen.de möglich werde.

Expansion ins Ausland

Denn aus eigener Kraft sei ebendiese Expansion ins Ausland extrem aufwendig, wie zuletzt der Fall Österreich gezeigt habe, wo Clark seit April 2020 vertreten ist. Gerade auf dem komplexen, stark regulierten Versicherungsmarkt sei es ein schwieriger und langwieriger Prozess, in anderen Ländern Fuß zu fassen und gute Mitarbeiter zu finden.

Darüber hinaus freut sich Oster darüber, dass sich beide Geschäftsmodelle gut ergänzten. Oster sagt, das derzeitige Angebot von Clark sei zwar gut und werde auch angenommen, wie das bisherige Wachstum der vergangenen Jahre beweise. Doch niemand, sagt er, „sucht im Internet nach einem Versicherungsmakler, die Leute suchen nach einer Auto- oder Haftpflichtversicherung“. Für die Vermittlung solcher Policen sei finanzen.de derzeit der größte Marktplatz „und damit eine tolle Quelle für unser Wachstum“. Der Geschäftsführer des neuen Clark-Hauptgesellschafters Allianz X, Nazim Cetin, sagte, beide Unternehmen seien wie füreinander geschaffen.

Alle Versicherungen in einer App

2015 hatte Oster das Unternehmen gemeinsam mit Steffen Glomb, Marco Adelt und Chris Lodde gegründet. Kurz zuvor hatte sich Oster zwischen zwei Jobs vorgenommen, seine Versicherungen zu sichten und war dabei auf das Problem gestoßen, dass es keinen Makler gab, mithilfe dessen sich Kunden einen einfachen Überblick über ihre Verträge machen und nach günstigeren Angeboten suchen können. Dieses Bedürfnis versucht Clark seitdem zu stillen.

Oster betont, trotz des Einstiegs der Allianz-Gruppe werde Clark unabhängig bleiben, um den Kunden weiterhin neutral die besten Versicherungen anbieten zu können. Zuletzt hatte das junge Unternehmen Anfang 2021 im Rahmen einer Series-C-Finanzierungsrunde 69 Millionen Euro eingesammelt. Hauptinvestor war damals der milliardenschwere chinesische Internetkonzern Tencent. Aber auch bestehende Investoren hatten ihre Investitionen erhöht, darunter White Star Capital und Yabeo.

Derzeit beschäftigt Clark vor allem am Hauptsitz Frankfurt, aber auch in Berlin, Püttlingen und Berlin rund 350 Mitarbeiter, die Plattform finanzen.de kommt auf 150 Angestellte.

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