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#Tim Cook spielt wiederholt den Unwissenden

Tim Cook spielt wiederholt den Unwissenden

Es fing mit Tim an und hörte mit Tim auf. Tim Cook, der Vorstandsvorsitzende des Elektronikkonzerns Apple, sagte am Freitag als letzter Zeuge in dem Prozess im kalifornischen Oakland aus, in dem sein Unternehmen dem Videospielhersteller Epic Games („Fortnite“) gegenübersteht. Das in der Branche mit Spannung verfolgte Gerichtsverfahren hatte vor drei Wochen mit der Aussage von Epic-Vorstandschef Tim Sweeney begonnen.

Der Prozess dreht sich um eine Kartellklage, die Epic im vergangenen Jahr gegen Apple eingereicht hat. Es geht darin um den App Store, Apples Plattform zum Vertrieb von Programmen für das iPhone. Epic beschuldigt Apple, sein Monopol auf iPhones auszunutzen, um App-Entwicklern seine Konditionen aufzuzwingen, also zum Beispiel eine Provision von 30 Prozent auf Einnahmen mit Apps.

Tim Cook war am Freitag rund vier Stunden im Zeugenstand, wie er selbst sagte, war es seine erste Aussage vor Gericht. Er sah sich erst freundlichen Fragen einer Apple-Anwältin gegenüber, dann folgte ein weitaus feindseligeres Kreuzverhör mit Epic-Vertretern – und schließlich überraschend kritische Anmerkungen und Fragen von Richterin Yvonne Gonzalez Rogers.

„Unverhältnismäßig viel Geld“

Sie sagte, nach ihrem Empfinden verdiene Apple „unverhältnismäßig viel Geld“ mit Herstellern von Videospielen, gemessen daran, was das Unternehmen an technischer Infrastruktur zur Verfügung stelle. Sie verstehe zwar, dass Apple den App-Entwicklern zu Kunden verhelfe. Aber nach diesem ersten Kontakt seien es die Entwickler, die die Nutzer bei der Stange hielten, und auch dann profitiere Apple noch immer.

Die Richterin hinterfragte zudem, warum der Konzern es Entwicklern nicht erlaube, in ihren Apps auf Optionen für Einkäufe außerhalb von Apples Bezahlsystem hinzuweisen. Sie zitierte auch aus einer Umfrage, wonach 39 Prozent der App-Entwickler unzufrieden mit Apple seien, und fragte, ob dies ein Zeichen dafür sei, dass Apple wenig Wettbewerbsdruck spüre und entsprechend nicht gezwungen sei, den Entwicklern entgegenzukommen.

Cook konterte, Apple spüre „heftigen Wettbewerb“. Er sagte, er kenne die Umfrage zwar nicht, gab aber die Existenz von „Spannungen“ mit Entwicklern zu und brachte sie damit in Verbindung, dass Apple viele eingereichte Apps nicht in den App Store lasse. Er verteidigte auch die Prüfung von Apps und sagte, andernfalls wäre der App Store ein „toxisches Durcheinander“.

Weiter sagte er, wenn sein Unternehmen Nutzern für Einkäufe andere Optionen als das eigene Bezahlsystem geben würde, könnte es seine eigenen Kosten für die Plattform nicht hereinholen. Und er wiederholte das von Apple-Vertretern während des Prozesses immer wieder gemachte Argument, die strenge Kontrolle über das eigene Ökosystem diene der Sicherheit von Nutzern.

Cook ließ sich nicht aus der Fassung bringen

Richterin Rogers hat während des Prozesses beiden Seiten oft kritische Fragen gestellt, insofern ist ihr Wortwechsel mit Tim Cook am Freitag nicht zwangsläufig als Hinweis zu werten, zu welcher Seite sie tendiert. Cook war bei seiner Aussage ruhig und ließ sich nicht aus der Fassung bringen, ähnlich wie er dies zuletzt auch bei Anhörungen vor dem amerikanischen Kongress war.

An einigen Stellen gab er sich indessen bemerkenswert unwissend. Beispielsweise als es um die Gewinnmargen mit dem App Store ging, die ein von Epic bestellter Experte während seiner Zeugenaussage auf fast 80 Prozent bezifferte. Cook ließ sich nicht festlegen und sagte nur vage, Apple berechne diese Marge selbst nicht genau. Der Apple-Chef reklamierte auch, er wisse nicht, wie viel Geld sein Unternehmen vom Internetkonzern Google dafür bekomme, dessen Suchmaschine zum Standard auf seinen iPhones zu machen. Manchen Schätzungen zufolge sind das zehn Milliarden Dollar im Jahr.

Der Streit zwischen Apple und Epic begann im vergangenen August. Der Videospielehersteller hat ihn selbst losgetreten, als er neue Software für „Fortnite“ in den App Store brachte, die klar gegen Apples Regeln verstieß. Sie umging Apples Bezahlsystem und somit auch die daran geknüpfte Provision.

Apple entfernte das Spiel umgehend aus dem App Store, woraufhin Epic die Kartellklage einreichte, um die es jetzt vor Gericht geht. Epic argumentierte, Apple nütze sein Monopol auf iPhones auf, um den App-Entwicklern seine Konditionen aufzuzwingen. Der Videospielehersteller forderte keinen Schadenersatz, sondern eine Änderung dieser Regeln. Dies macht den Rechtsstreit so gefährlich für Apple, weil Epic damit versucht, das Geschäftsmodell im App Store auszuheben. Epic ist zudem nicht das einzige Unternehmen, das sich über die Geschäftspraktiken im App Store beklagt. Der Musikdienst Spotify hat zum Beispiel in Europa eine Kartellbeschwerde eingereicht, auf deren Basis die EU-Kommission im vergangenen Jahr ein Kartellverfahren gegen Apple eingereicht hat.

Der Prozess in Oakland soll am Montag mit den Schlussplädoyers der beiden Seiten zu Ende gehen. Das Urteil liegt in der Hand von Richterin Rogers, also nicht von Geschworenen. Rogers sagte am Freitag, sie werde sich wohl einige Zeit mit ihrer Entscheidung nehmen, hoffe aber, bis zum 13. August ein Urteil zu liefern. Sie sagte außerdem, sie rechne damit, dass der Fall in ein Berufungsverfahren gehen und der jetzige Prozess somit nur eines von mehreren Kapiteln in dem Rechtsstreit sein werde.

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