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#Trauer unter Drohnen

Trauer unter Drohnen

An Allerheiligen verwandeln sich die spanischen Friedhöfe in Blumenmeere. Angehörige pilgern zu den Gräbern ihrer Verstorbenen, Familien verbringen den ganzen Tag dort. Oft setzen Städte Sonderbusse ein, um dem Ansturm Herr zu werden. In diesem Jahr ist vieles anders: Wegen Corona ist für die meisten Spanier die Bewegungsfreiheit eingeschränkt – auch auf den Friedhöfen.

Hans-Christian Rößler

Für den Hauptfriedhof von Palma auf Mallorca muss man eine Zugangsberechtigung mit einem Zeitfenster beantragen. Für jeweils höchstens sechs Personen, die entweder in der ersten oder der zweiten Tageshälfte auf den Friedhof dürfen. Mittags wird er geschlossen, um ihn zu desinfizieren. Die Besuchserlaubnis gilt nur für einen der drei Sektoren, in die der Friedhof aufgeteilt wurde. Im vergangenen Jahr kamen 25.000 Menschen. Bürgermeister José Hila rief die Bürger deshalb dazu auf, „den Besuch in diesen Tagen zu vermeiden, ihn vorzuziehen oder später nachzuholen“. Die Gesundheit der Lebenden habe absoluten Vorrang.

Auch andere Städte haben eine Vorabreservierung eingeführt oder sich für strenge Kontrollen entschieden. Zum Beispiel mit einer Temperaturmessung am Eingang, Absperrungen und Hunderten von zusätzlichen Polizisten. In Madrid werden unbemannte Drohnen über den Friedhöfen kreisen. Zuletzt waren sie zum Einsatz gekommen, um Menschen während der Ausgangssperre im Frühjahr aus den Parks zu vertreiben. „Wir können nicht zulassen, dass sich Menschenmassen innerhalb oder außerhalb der Friedhöfe bilden“, sagte der Madrider Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida. Die Besucherkapazität wurde auf 60 Prozent begrenzt.

In der Region der spanischen Hauptstadt ist die Lage besonders kompliziert. Wegen der hohen Infektionszahlen dürfen die Einwohner von mehr als 30 Bezirken ihre Viertel nicht verlassen. Ihnen ist es am Wochenende verboten, Friedhöfe aufzusuchen, die sich außerhalb befinden. Zugleich liegt der größte Friedhof innerhalb einer dieser Sperrzonen. Den Almudena-Friedhof, auf dem gut fünf Millionen Tote bestattet sind, dürfen alle Madrider besuchen, für die keine Ausgangsbeschränkungen gelten. Wer Gräber außerhalb der Hauptstadtregion aufsuchen will, kommt nicht weit: Madrid ist, wie die meisten anderen Regionen, an dem Feiertagswochenende von der Außenwelt abgeriegelt.

Der Madrider Bürgermeister versuchte, die Bürger schon vorher zu trösten. Ihm sei bewusst, wie wichtig für viele der Besuch der Gräber geliebter Menschen sei. „Das Wichtigste ist, sie im Herzen und in der Erinnerung zu behalten“, sagte Martínez-Almeida. Das ist bitter für die Spanier, die während der ersten Corona-Welle Angehörige verloren hatten. Wegen des Lockdowns im Frühjahr war es für viele ein Abschied ohne ein finales Adiós. Sie konnten die Verstorbenen nicht auf ihrem letzten Weg begleiten. Sogar der Platz auf manchen Friedhöfen wurde knapp. Nun tragen viele neue Grabsteine die Jahreszahl 2020. In der Region Madrid starben schon mehr als 10000 Personen an den Folgen der Pandemie. Seit dem Ende des Sommers steigen die Totenzahlen wieder.

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