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#Trauriger Abschied der Siegmaschine

Trauriger Abschied der Siegmaschine

Es gab Zeiten, da musste Eddy Merckx um diesen Rekord zittern. Nun kann der belgische Radsport-Rentner das Bangen um seine Bestmarke von 34 Etappensiegen bei der Tour de France einstellen. Denn sein britischer Verfolger in dieser Hinsicht wird wohl die Hände vom Lenker nehmen. Zumindest hat Mark Cavendish dies am Sonntag gesagt. Es war mehr eine Rücktrittsandeutung als eine klare Karriereende-Botschaft, die der 35-Jährige am Sonntag nach dem Klassiker Gent–Wevelgem äußerte.

Der Mann, der unter anderem auf enorme 30 Tour-Tagessiege kommt und in seiner schillernden Karriere mal Reizfigur, mal Faszinosum, aber immer Gesprächsthema im Peloton war, rollte nach 232 Kilometern als Vierundsiebzigster über die Ziellinie. Als er dann von einem belgischen Fernsehreporter mit der harmlosen Frage konfrontiert wurde, wie hart er den Tag im Sattel bei Wind und Regen empfunden habe, wurde Cavendish emotional. Unter Tränen antwortete er nicht auf die Frage, sondern sagte nur, dass dies sein wahrscheinlich letztes Radrennen als Profi gewesen sei. Dann wischte er sich die Tränen ab, rollte davon – und ließ die Fans, die Radsportszene und auch sein eigenes Team Bahrein-McLaren im Unklaren zurück.

Es wäre ein karger, buchstäblich trauriger Abschied durch die Hintertür für einen, der viele Jahre lang die größten Bühnen des Radsports bespielt hat. Der in seinen besten Jahren eine permanent hochtourig laufende Siegmaschine war, von den Sprinter-Konkurrenten kaum zu stoppen, wenn es auf den Zielgeraden im Höchsttempo um die Meriten ging. Der aber auch aneckte mit arroganter Attitüde im Erfolgsfall und Neigung zu Jähzorn in der Niederlage. In den britischen Medien wurde er gerne als „cannonball“ bezeichnet. Als Kanonenkugel, die oft als Erste ins Ziel schießt, aber nicht selten auch etwas kaputtmacht. „Ich bin ein Arschloch“, sagte Cavendish mal und sprach damit selbst aus, was nicht wenige im Fahrerfeld über ihn dachten. Über einen exzentrischen Star, der Siege in Serie holte und dabei mit seiner egozentrischen Fahrweise nicht selten Gefahrenmomente und auch Karambolagen heraufbeschwor.

„Ich bin ein Arschloch“, sagte Cavendish mal und sprach damit selbst aus, was nicht wenige im Fahrerfeld über ihn dachten.


„Ich bin ein Arschloch“, sagte Cavendish mal und sprach damit selbst aus, was nicht wenige im Fahrerfeld über ihn dachten.
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Bild: AP

30 Etappensiege bei der Tour, 15 Tagessiege beim Giro d’Italia, drei bei der Vuelta a España, Weltmeister 2011, Sieger bei Mailand–Sanremo 2009 – dieser Auszug aus seiner Erfolgsliste zeigt, dass dieser 1,75 Meter kleine Rennfahrer einer der Größten seiner Zunft ist.

Die vergangenen zweieinhalb Jahre waren für Cavendish indes ein einziger Sinkflug. Oder besser gesagt: Er trat bei den großen Rennen gar nicht mehr in Erscheinung. Pfeiffersches Drüsenfieber und Depressionen kosteten ihn weite Teile der Saisons 2018 und 2019. Seine Nichtnominierung für die Tour de France 2019 durch sein Team Dimension Data habe ihm „das Herz gebrochen“, sagte er damals. Weil er, der es zeit seiner Karriere immer verstand, zu den Saisonhöhepunkten in Topform anzureisen, es nicht mehr auf die Tour-Bühne, die seine Aktivenzeit formte, zurückschaffte. Cavendishs letzter Sieg resultiert von einem Etappenerfolg bei der Dubai Tour im Februar 2018.

Der „schnellste Mann auf zwei Rädern“

Die Grundlagen für seine Hochgeschwindigkeits-Karriere legte der Mann von der Isle of Man einst auf der Bahn. An seiner Straßenausbildung war einst auch das Entwicklungsteam des einstigen deutschen Rennstalls T-Mobile beteiligt. Sein Triumphzug durch die Geschichte der Tour de France begann 2008, als der Brite auf Anhieb vier Etappen gewann. Cavendish schien mit seinen Gegnern in den Massensprints zu spielen und benötigte kaum taktisches Rüstzeug, weil es reichte, wenn er auf der Zielgerade einfach voll beschleunigte.

2009 brachte der selbsterklärte „schnellste Mann auf zwei Rädern“ es gar auf sechs Tages-Erfolge bei der Frankreich-Rundfahrt, 2010 und 2011 ließ er je fünf weitere folgen. In jenen Jahren war Cavendish der erste Fahrer, der dreimal in Folge die prestigeträchtige Schlussetappe auf den Champs-Elysées gewinnen konnte. Bis 2017 musste Eddy Merckx ernsthaft zittern um seinen Rekord.

Verwirrung mit seiner Rücktrittsandeutung stiftete Cavendish auch bei seinem Team, für das er beim an diesem Mittwoch ausgetragenen Scheldeprijs vorgesehen war. Aus der Equipe Bahrein-McLaren verlautete, dass das Aufgebot für 2021 noch nicht komplett sei und Gespräche, auch mit Cavendish, fortgesetzt würden. Angesichts seines fortgeschrittenen Alters und der langen Sieglos-Serie im Rücken dürfte Cavendish im Heer der Rennfahrer, die noch um einen Vertrag für die neue Saison kämpfen, aber einen schweren Stand haben.

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