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#Trinkwasser zu verschwenden ist billiger

„Trinkwasser zu verschwenden ist billiger“

Wer im Ökohaus am Frankfurter Westbahnhof die Toilettenspülung betätigt, verbraucht keine wertvollen Ressourcen. Aus dem Spülkasten fließt kein Trinkwasser, sondern sogenanntes Brauch- oder Betriebswasser – gesammeltes Regenwasser und belastetes Grundwasser, das nicht als Lebensmittel geeignet ist. Das System hat sich nach Ansicht von Gerd Heinemann, dem Geschäftsführer der Eigentümergesellschaft, seit der Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 1992 bewährt. Rund vier Millionen Liter Trinkwasser könnten damit jedes Jahr gespart werden. Ein Aspekt, der durch den vergangenen Dürresommer und das anhaltende Bevölkerungswachstum an Bedeutung gewonnen hat.

Wenn es nach Umweltschützern geht, wird es künftig bei allen Neubauten getrennte Leitungssysteme für Trink- und Brauchwasser geben. Wolf-Rüdiger Hansen vom Kreisvorstand des BUND hat diese Forderung in dieser Woche im Planungsausschuss des Stadtparlaments vorgetragen. Frankfurt beziehe zu viel Wasser aus dem Vogelsberg, was dort ökologische Probleme verursache. Wenn man stattdessen für Toilette, Gartenbewässerung und Waschmaschine Wasser verwendet, das aus Niederschlägen, Flüssen oder dem gereinigten Abwasser von Dusche und Waschbecken stammt, ließen sich Ressourcen schonen. Die Naturschützer fordern, die Pflicht zur Brauchwassernutzung in Bebauungsplänen vorzuschreiben – doch dafür fehlt nach Auskunft eines Sprechers des Planungsdezernats die rechtliche Grundlage.

39 Liter weniger pro Person und Tag

Prinzipiell lässt sich durch Betriebswasser in Privathaushalten bis zu ein Drittel Trinkwasser einsparen. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag veröffentlichten Studie, die das Frankfurter Institut für sozial-ökologische Forschung im Auftrag des Wasserbeschaffungsunternehmens Hessenwasser erstellt hat. Der Durchschnittsverbrauch von rund 118 Litern pro Person und Tag könnte um 39 Liter reduziert werden.

Das setzt allerdings Investitionen in das Leitungsnetz voraus. Davon hängt ab, wie groß die Auswirkungen auf den Gesamtverbrauch in der Stadt sind. Setzt man nur auf eine Brauchwasserversorgung, die ohne großen Aufwand verwirklicht werden kann, ist das Einsparpotenzial mit 500.000 Kubikmetern im Jahr vergleichsweise gering. Mit größeren Anstrengungen könnten jährlich zwischen 5,5 Millionen und 6,6 Millionen Kubikmeter eingespart werden. Insgesamt werden in Frankfurt derzeit rund 54 Millionen Kubikmeter im Jahr verbraucht.

„Theoretisch ist es möglich, den bis 2050 prognostizierten Mehrbedarf an Trinkwasser durch Betriebswasser zu ersetzen“, sagt Engelbert Schramm, einer der Autoren der Studie. Mitverfasser Martin Zimmermann meint: „Die Stadt Frankfurt muss neue Wege bei der Trinkwasserversorgung gehen, auch um den Druck auf die Wasservorkommen im Umland möglichst gering zu halten.“

Aus den Wasserhähnen soll auch weiterhin Trinkwasser fließen. Für die Toilettenspülung hingegen reicht nach Ansicht von Umweltschützern Regenwasser.


Aus den Wasserhähnen soll auch weiterhin Trinkwasser fließen. Für die Toilettenspülung hingegen reicht nach Ansicht von Umweltschützern Regenwasser.
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Bild: Wolfgang Eilmes

Unabhängig vom Trinkwasserversorger

Die Wissenschaftler haben das Einsparpotenzial am Beispiel der Heimatsiedlung in Sachsenhausen und des geplanten (derzeit aber auf Eis liegenden) Neubaugebiets Günthersburghöfe im Nordend durchgerechnet. Dabei wird deutlich: Wegen der zusätzlichen Leitungen sind die Infrastrukturkosten deutlich höher als bei einer konventionellen Wasserversorgung. Einsparungen lassen sich nur im Neubaugebiet und nur durch die Nutzung von Mainwasser erzielen. Bei allen anderen Varianten sind die Kosten deutlich höher. In der Heimatsiedlung würden die Wasserkosten zum Teil auf mehr als das Doppelte steigen. Vor allem die nötigen Investitionen in doppelte Leitungssysteme wirken sich aus. „Eine Entscheidung für oder gegen eine Betriebswasserversorgung sollte nicht ausschließlich unter Kostengesichtspunkten getroffen werden“, heißt es dazu in der Studie.

Die Kosten sind ein Grund, warum die Nutzung von Brauchwasser in eigenen Leitungssystemen in Frankfurt bisher wenig verbreitet ist. Die Fraport AG hat zwar unter betrieblichen Gesichtspunkten positive Erfahrungen im Terminal 2 und bei Liegenschaften im Süden des Flughafens gemacht, die unter anderem mit gesammeltem Regenwasser versorgt werden. Jürgen Scheuring, der den Betrieb der Ver- und Entsorgungsanlagen leitet, betont aber auch: „Wirtschaftlich lässt sich das Thema nur schwer darstellen.“ Fraport nutze das System, um sich unabhängig vom Trinkwasserversorger zu machen und einen Beitrag zur Schonung der Ressourcen zu leisten.

Brunnenwasser für Toilettenspülung

Im Wohnungsbau testet die städtische ABG Holding in einem Haus in Bockenheim die Nutzung von leicht verschmutzten Abwasser als Betriebswasser. Ergebnisse stehen noch aus. Die Wohnungsgesellschaft GWH hat schon 1999 in einem Neubau im Deutschherrenviertel eigene Brauchwasserleitungen installiert. „Die Erfahrungen damit waren allerdings durchwachsen“, teilt das Unternehmen mit. Die sehr mineralhaltigen Rückstände im Wasser hätten dazu geführt, dass Spülkästen und Sanitärkeramiken außerordentlich schnell verdreckten und kaum zu pflegen gewesen seien. Auch Leitungen und Ventile seien durch das Brauchwasser stark beansprucht worden. 2007 seien die Brauchwasserleitungen auf Drängen der Bewohner hin stillgelegt worden.

In einem anderen Gebäudekomplex hingegen werde heute noch Brunnenwasser für die Toilettenspülung verwendet. Dort würden aber WCs verwendet, die besser geeignet sind für den Betrieb mit Brauchwasser. Allerdings verweist die GWH auf die hohen Kosten für doppelte Rohrinstallationen. „Bislang ist es aus wirtschaftlicher Sicht kaum darstellbar.“

Das Unternehmen Hessenwasser setzt auf eine andere Form der Brauchwassernutzung. Schon seit 1959 wird in Niederrad dem Main Wasser entnommen und aufbereitet, um es anschließend im Stadtwald versickern zu lassen. Über den Umweg des Grundwassers und der Wasserwerke landet es in den Trinkwasserleitungen. Teure Doppelleitungen sind mit dieser Methode nicht nötig.

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