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#True Crime für Mittelalter-Fans: Das Google Maps für alle, die sich ordentlich gruseln möchten

Das Mittelalter ist nicht nur in der Echtzeitstrategie von Stronghold zugegen. (Bilder: keBu.MedienAdobe Stock)
Das Mittelalter ist nicht nur in der Echtzeitstrategie von Stronghold zugegen. (Bilder: keBu.Medien/Adobe Stock)

Studenten feiern bis in die frühen Morgenstunden, diskutieren bei einer Flasche Rotwein den Existentialismus – und verüben 75 Prozent aller Morde? Der letzte Punkt galt tatsächlich im späten Mittelalter, zumindest in England.

Zu dem Schluss kommen die Wissenschaftler hinter einem Google-Maps-artigen Kartenprojekt, welches sich mit dem Spätmittelalter auseinandersetzt. Laut diesem war die Pro-Kopf-Mordrate in der Studentenstadt Oxford damals vier- bis fünfmal so hoch wie in London und York.

Welches kuriose Kartenprojekt diesen schaurigen Fakten würdig einer True-Crime-Geschichte zugrunde liegt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Dutzende Krimigeschichten auf der virtuellen Karte

Im Jahr 2018 wurde das Projekt »Medieval Murder Maps« aus der Taufe gehoben, welches britische Straßenverläufe aus dem 14. Jahrhundert nachzeichnet, genauer die Städte London, York, und Oxford. Insgesamt finden sich auf den Karten 354 Tötungsdelikte verzeichnet.

Grundlage der Karte sind 700 Jahre alte Berichte aus der Gerichtsmedizin. Übersetzt wurden Dokumente aus dem Lateinischen ins zeitgenössische, britische Englisch. Die Berichte erzählen von unerwarteten oder verdächtig anmutenden Todesfällen. Dokumentiert wurden auch die Namen der Beteiligten, Orte des Geschehens und der Geldwert der Mordwaffe. 

Erschreckend für damals, beruhigend für heute: Die damalige Mordrate wird seitens Wissenschaftler auf das 50-Fache heutiger Städte in Großbritannien geschätzt. Verantwortlich dafür dürften mitunter die Fortschritte in puncto Medizin, Notfallhilfe und Verbrechensbekämpfung sein, die seit dem Spätmittelalter bis heute errungen wurden.

Doch warum war gerade in Oxford die Mordrate so hoch? Professor Manuel Eisner von der University of Cambridge kennt die Antwort. Er sagt:

»Die Oxford-Studenten waren alle männlich und in der Regel zwischen vierzehn und einundzwanzig Jahre alt. Dieses Alter ist der Scheitelpunkt für Risikobereitschaft und Gewalttätigkeit. Die jungen Männer bewegten sich außerhalb der strengen Kontrolle des Elternhauses, wurden in ein Umfeld voller Waffen, Bierschenken und Prostitution gedrängt.«

Oxford: Heute ein Drehort für Fantasy-Filme wie Harry Potter oder Der goldene Kompass, damals Schauplatz zahlreicher Gräueltaten. (Nils LindnerUnsplash)





Oxford: Heute ein Drehort für Fantasy-Filme wie Harry Potter oder Der goldene Kompass, damals Schauplatz zahlreicher Gräueltaten. (Nils Lindner/Unsplash)

Wie funktionieren die Medieval Murder Maps?

Eine von drei Städten auswählen: Mit »Medieval Murder Maps« erforscht ihr die Städte London (»Die schillernde Metropole«), York (»Die nördliche Handelshauptstadt«), und Oxford (»Die Hauptstadt des Lernens«). Im ersten Schritt wählt ihr eine dieser Städte aus.

Informationen zur Stadt und Kartenlegende: Jetzt öffnet sich die betreffende Karte, respektive ein Fenster, welches euch mit interessanten Informationen zur Stadt versorgt. Rechtsbündig im Fenster seht ihr eine Kartenlegende.

Hier trefft ihr auf die Kategorien »Waffen« und »Art des Vorfalls«. Beide Kategorien werden euch anhand von Icons angezeigt, so steht ein stolperndes Männchen für »Unfälle«, eine Spritze für »Krankheiten« oder ein Schwert für, nun ja, die Tatwaffe »Schwert«. Klickt sich ihr das Fenster weg, steht euch jetzt die Kartenansicht offen.

Nachdem ihr euch für eine der drei Städte entschieden habt, öffnet sich ein Info-Fensterchen.





Nachdem ihr euch für eine der drei Städte entschieden habt, öffnet sich ein Info-Fensterchen.


Navigation über die Karten: Durch die Kartenansicht navigiert ihr euch wie gewohnt via Drag-and-drop, fahrt mit dem Mausrad näher an die Straßenverläufe heran – oder wieder heraus. Kreisrunde Icons auf der Karte zeigen euch die Orte der Verbrechen an; blaue Kreise führen zu von Männern verübte Taten, rote Kreise zu solchen, bei denen Frauen Täter oder Opfer waren. Rote Kreise sind deutlich seltener.

Über die Menüleiste am unteren Kartenrand könnt filtern, welche Verbrechen euch (nicht) angezeigt werden sollen (beispielsweise an bestimmten Wochentagen verübte Taten, oder Tageszeit des Vorfalls).

Traurig und auch schaurig: Jedes der Stecknadelköpfe steht für einen verübten Mord.





Traurig und auch schaurig: Jedes der Stecknadelköpfe steht für einen verübten Mord.


Details zu den True-Crime-Geschichten: Fahrt ihr mit dem Mauszeiger über die Kreise, ploppt eine Kurzbeschreibung des Verbrechens auf, beispielsweise »In einer Taverne: Massenschlägerei mit tödlichem Ausgang unter Studenten zu späten Stunde«. Klickt ihr auf den Kreis, öffnet sich ein Fenster, worin der ausgewählte Fall in Textform geschildert wird. Unter dem Text werden Fachbegriffe verlinkt und populärwissenschaftlich erklärt, zum Beispiel der Begriff »Zufluchtsort«.

Einige der Vorfälle aus Vorzeiten sind sogar mit Audio-Beiträgen unterfüttert; das sind wertige Mini-Podcasts von wenigen Minuten Länge, mit professionellen Sprechern vertont und epochentypischen Musiken untermalt. Auch diese dürft ihr über das Fenster abspielen.

Hochwertig produziert: Einige der anwählbaren Fälle sind mit einem Mini-Hörspielen unterfüttert.





Hochwertig produziert: Einige der anwählbaren Fälle sind mit einem Mini-Hörspielen unterfüttert.


Mit dem Projekt »Medieval Murder Maps« hoffen die Wissenschaftler ein Bewusstsein für die Parallelen zwischen damaligen und heutigen Vorfällen zu schaffen, aber auch zum Nachdenken über historische Hintergründe zu Verbrechen anzuregen.

Übrigens: Vor 65 Millionen Jahren: So hätte Google Maps bei den Dinosauriern ausgesehen

Gruselt ihr euch gerne mit solchen entsetzlichen Horror-Storys aus der Menschheitsgeschichte, oder haltet ihr solche finsteren Taten lieber fern von euch? Oder findet ihr sogar, diese und ähnliche Karten erfüllen einen Bildungsauftrag, sorgen für Verständnis von Ursache und Wirkung von Kriminalität? Schreibt uns eure Meinung dazu gerne in die Kommentare.

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