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#„Trump hat von Anfang an Zwietracht gesät“

„Trump hat von Anfang an Zwietracht gesät“

Scott Richardsons Unterstützung für Joe Biden beginnt mit einer Feuerprobe. Im Juni sitzen beide in einer kleinen Gesprächsrunde, ein Austausch zwischen dem Präsidentschaftskandidaten und örtlichen Unternehmern. Ihnen gegenüber eine schluchzende Frau. Unter Tränen erzählt sie von ihrer kranken Mutter, die sie Monate lang nicht sehen durfte, weil ein unsichtbares Virus in jenen Wochen über die Vereinigten Staaten hinwegfegt. Dann stirbt die alte Dame, ohne dass ihre Tochter sie noch einmal hätte sehen können.

Was um Himmels Willen, denkt Scott Richardson, sagt man in solch einer Situation zu dieser Frau, wie spendet man ihr Trost? „Er hat sie angeguckt“, sagt Richardson, „dann sagte er bloß einen Satz: Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung vergewissern, dass irgendwann der Tag kommt, an dem der Gedanke an Ihre Mutter Sie zum Lachen statt zum Weinen bringen wird.“

Er sei in das Treffen mit dem ehemaligen Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten ohne Erwartungen gegangen, sagt Richardson, aber das sei der Moment gewesen, in dem er gewusst habe, dass er dem Politiker im November seine Stimme geben werde. „Ich bin da nicht als Biden-Wähler aufgekreuzt, aber als einer wieder nach Hause gefahren.“

Pennsylvania ist umkämpft

Das Treffen mit Biden war durch Zufall zustande gekommen. Jemand hatte Richardson für das Unternehmer-Gespräch empfohlen. Seit 31 Jahren betreibt er ein Café in Swarthmore, einer Gemeinde mit 6000 Einwohnern, 30 Autominuten von Philadelphia entfernt. Bilderbuch-Suburbia, kleine Geschäfte an der Hauptstraße, Mittelklasse-Häuser, gepflegte Vorgärten.

Und in diesen Vorgärten stecken lauter Wahlkampfschilder: TRUMP, TRUMP, BIDEN, TRUMP, BIDEN, BIDEN, TRUMP, BIDEN, BIDEN. An unentschlossenen Orten wie diesem wird womöglich die Wahl am 3. November entschieden werden. Kaum ein Bundesstaat ist deshalb so umkämpft wie Pennsylvania. Zurzeit liegt Joe Biden in den Umfragen knapp vor Donald Trump.

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2016 dachte Richardson, dass ein Präsident, der Unternehmer und kein Politiker ist, gut für das Land sein könnte. „Und ich war kein Clinton-Fan. Politische Dynastien sehe ich skeptisch, deshalb habe ich auch beim ersten Mal nicht für George W. Bush gestimmt, weil sein Vater schon im Weißen Haus saß.“

Er erzählt diese Geschichte jetzt, Anfang Oktober, an einem Tisch draußen vor seinem Café. Der Morgen im „Occasionally Yours“ geht schleppend los, Swarthmore erwacht gerade erst. Ein paar Jogger laufen die Straße herunter, ein Mülltruck piept beim Rangieren, im Kreisverkehr neben dem Bahnhof mit den zwei Gleisen weht die amerikanische Flagge im Wind.

Vier Jahre lang hatte Donald Trump Zeit, Scott Richardson davon zu überzeugen, in weniger als vier Wochen noch einmal für ihn zu stimmen. Die Chance hat er vertan, eigentlich schon von Tag eins an. Dass Trump sich für Amerika einsetzen wollte, hatte dem 64 Jahre alten Mann gefallen, er zahle gern mehr für Produkte, die nicht von Amazon oder Walmart importiert, sondern in den Vereinigten Staaten hergestellt wurden, sagt er. Aber dann habe er Trumps Rede während der Vereidigungsfeier gehört, diese dunkle, panische, Angst schürende Version von den Vereinigten Staaten, und schon bereute er seine Wahl. „Er hat von Anfang Zwietracht an gesät. Ich dachte, dass er wie die meisten gewählten Politiker in die Mitte rückt. Stattdessen hat er die Ehre des Präsidentenamtes auf sein Niveau heruntergeholt. Am schlimmsten ist allerdings, wie er mit der Covid-Krise umgegangen ist.“

Vorstädte waren für Trump lange ein Erfolgsgarant

Die Suburbs, Amerikas Vorstädte, waren eine Zeitlang der Garant für Trumps politischen Erfolg. Hier, wo die Häuser und Einkommen oft etwas größer sind als in den umliegenden Metropolen und die Werte dafür auch konservativer, sobald man mit Familie und Kindern einen gewissen Mittelklasse-Status erreicht hat, konnte er als Kandidat Verluste in den Großstädten ausgleichen. Seit den Zwischenwahlen im November 2018 schwindet der Rückhalt für den Präsidenten hier allerdings zunehmend.

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