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#Ukrainische Fechterin Olha Charlan: Weltverband täuscht und verschleiert

Mailand, Donnerstag, 27. Juli. Im Milano Convention Centre läuft die Fecht-WM. Um 10.15 Uhr stehen sich auf der roten Bahn Olha Charlan und Anna Smirnowa gegenüber. Olha Charlan aus Mykolajiw ist die bekannteste Fechterin der Ukrai­ne, Olympiasiegerin, Weltmeisterin. Sie ist eine der bekanntesten ukrainischen Sportlerinnen. Am Ende dieses Tages ist sie eine der bekanntesten Ukrainerinnen.

Anna Smirnowa ist weitgehend unbekannt. 23 Jahre alt, Nummer 172 der Welt im Ranking des Internationalen Fechtverbandes FIE, längst nicht die beste russische Säbelfechterin. Den besten Russen ist die Rückkehr in internationale Wettkämpfe verwehrt. Sie sind als Sportsoldaten Teil der russischen Armee, die gegen die Ukrai­ne Krieg führt, die Mykolajiw mit Drohnen und Raketen beschießt und viele andere ukrainische Städte. Anna Smirnowa darf antreten, wird als „individuelle neutrale Athletin“ ausgewiesen, als sei ihre Nationalität damit aufgehoben.

Sie ist Teil dessen, was Olha Charlan im Frühjahr im Gespräch mit der F.A.Z. „ein Spiel namens Frieden“ genannt hat, zu dem die ukrainischen Sportlerinnen und Sportler von FIE und Internationalem Olympischen Komitee (IOC) gezwungen werden, wenn sie zu den Olympischen Spielen wollen. Charlan lehnt die Rückkehr „neutralisierter“ Russinnen auf die Planche ab. Und steht nun doch Anna Smirnowa gegenüber. Weil sie sich in Zeiten des russischen Mordens nicht verdrängen lassen, die Ukraine repräsentieren will. Tags zuvor hat sie Wadym Hutzajt, den ukrainischen Sportminister und Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees, überzeugt, dass Antreten besser ist als Fernbleiben. Hutzajt, über Jahre Charlans Trainer, ändert die Linie: Ukrainer dürfen gegen „neutralisierte“ Russen antreten.

Der Kampf ist eindeutig, das Ergebnis wie erwartet. 15:7 gewinnt Olha Charlan, Ranglistenplatz acht, gegen Anna Smirnowa. Ebenso erwartbar ist, was dann geschieht: Olga Charlan hatte angekündigt, sie werde ihrer Gegnerin nicht die Hand schütteln. Am Tag zuvor hatte sie dies auch gegenüber Emmanuel Katsiadakis gesagt, dem Präsidenten der FIE. Katsiadakis sagte ihr zu, dass sie dafür nicht disqualifiziert wird, es werde sich „eine Lösung“ finden. Auch ihm, sagt Hutzajt in dieser Woche ukrainischen Medien, habe Katsiadakis die Zusage gegeben.

„Ich werde dir nicht die Hand geben“

Charlan hält Smirnowa den Säbel hin, es ist die Form des „Abgrüßens“, die zur Vermeidung des Körperkontakts im Hygienekonzept des Corona-Reglements der FIE vorgesehen ist. Anna Smirnowa streckt Olha Charlan die Hand entgegen. Die sagt: „Ich werde dir nicht die Hand geben.“ Sie verlässt die Planche. Der Obmann des Kampfes, der Italiener Vincenzo Costanzo, verhängt keine Strafe. Anna Smirnowa bleibt. Eine gute Stunde später ist klar: Gegen Olha Charlan wird die Schwarze Karte verhängt. Sie ist disqualifiziert.

Bedauerlich, aber regelkonform, heißt es anschließend. 36 Stunden später hat Olha Charlan die schriftliche Zusicherung eines Olympiastartplatzes durch Thomas Bach, den IOC-Präsidenten. Die FIE verzichtet gnadenhalber auf eine Sperre. Die Strafe an sich, Charlan stimme dem zu, sei korrekt gewesen, schreibt die FIE. Sie sei „nach einer gründlichen Überprüfung“ in vollkommener Übereinstimmung mit dem Regelwerk ergangen. Tatsächlich? Aus der Rekonstruktion des Ablaufs ergeben sich erhebliche Zweifel an dieser Darstellung. Und ein Verdacht.

Bachs Brief an Olha Charlan


Bachs Brief an Olha Charlan
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Bild: F.A.Z.

In der Stunde zwischen Kampfende und Disqualifikation geschehen in Mailand erstaunliche Dinge. So erstaunlich, dass einer, der sich auskennt im Fechten und in der FIE, der F.A.Z. sagt: „Rund um das Gefecht zwischen Olha Charlan und Anna Smirnowa wurden genug Managementfehler gemacht, um ein ganzes Board rauszuschmeißen.“ Das ist die Ansicht des Luxemburgers Pascal Tesch, der von 2016 bis 2021 Mitglied der Exekutive der FIE war. Dann wurde Tesch nicht wiedergewählt. Er hält die Disqualifikation von Charlan für nicht gerechtfertigt.

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