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#„Und am Ende gewinnen die Deutschen“

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„Und am Ende gewinnen die Deutschen“

Kurz vor dem Teil-Lockdown wollten es die Feierwütigen in Den Haag noch einmal wissen: Auf Bildern, die in den sozialen Netzwerken kursieren, sieht man, wie am Mittwochabend Dutzende Menschen in einem weißen Partyzelt auf dem „Plein“ dichtgedrängt feiern, tanzen und singen. Die Polizei beendete die Feier schließlich gegen 22 Uhr, gleichzeitig traten landesweit neue Corona-Maßnahmen in Kraft. Seitdem müssen Restaurants, Kneipen und Cafés für mindestens einen Monat geschlossen bleiben, der Verkauf und öffentliche Konsum von Alkohol nach 20 Uhr ist verboten.

Felix Hooß

Felix Hooß

Koordinator für Premium-Inhalte bei FAZ.NET.

Entsprechend schlecht kamen die Bilder bei den Politikern an, die nur wenige hundert Meter weiter in der Zweiten Kammer des Parlaments über die Maßnahmen diskutierten: „Während wir hier sprachen, fand in einem Zelt am Plein eine große Party statt, die zeigt, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, um gemeinsam gegen Corona vorzugehen“, sagte Lodewijk Asscher, Parteiführer der niederländischen Sozialdemokraten PvdA. Die Virologin Marion Koopmans, Mitglied des Expertengremiums „Outbreak Management Team“ (OMT), nannte die Veranstaltung „einen Mittelfinger für die Menschen, die versuchen, die Maßnahmen einzuhalten“.

Lange war die Corona-Politik im Königreich eher zurückhaltend gewesen. Maskentragen galt nur als Empfehlung – und wurde außerhalb von öffentlichen Verkehrsmitteln so gut wie gar nicht praktiziert. Inzwischen ist die Lage in den meisten Regionen alarmierend. Am Dienstag wurde mit 7.383 gemeldeten Neuerkrankungen innerhalb von 24 Stunden ein neuer Tagesrekord aufgestellt, die Grenze von insgesamt 200.000 positiven Coronatests wird vermutlich im Laufe dieses Donnerstags überschritten. Amsterdam und Rotterdam verzeichnen mit je etwa 410 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen die höchsten Fallzahlen.

Die nun aktiven Einschränkungen beinhalten daher neben der Schließung der Restaurants eine allgemeine Maskenpflicht für alle öffentlichen Räume wie Geschäfte, Museen oder Bibliotheken, außerdem dürfen die Niederländer nur noch maximal drei Gäste pro Tag zu Hause empfangen. Es wurde dazu aufgerufen, möglichst auf Bus und Bahn verzichten. Geschäfte und Schulen bleiben hingegen offen.

„Maskentragen hilft nicht wirklich“

Für Thijmen Klompmaker ändert sich durch die neuen Regeln wenig:  „Wir sind ohnehin viel zu Hause geblieben in letzter Zeit, waren vielleicht ein paar Mal zum Abendessen bei jemandem eingeladen“, sagt der 33 Jahre alte Niederländer, der in Utrecht lebt und in Amsterdam arbeitet – seit dem ersten Lockdown im März sitzt er allerdings im Homeoffice. Die ergriffenen Maßnahmen leuchten ihm ein, dafür, dass sie so lange gedauert haben, hat er eine einfache Erklärung: „Es ist typisch holländisch, erst mal alles zu hinterfragen.“ Das beste Beispiel dafür seien die Alltagsmasken, auf Niederländisch „Mondkapjes“: „Es hieß lange, das Maskentragen hilft nicht wirklich. Erst als im Sommer viele Leute aus dem Urlaub im Ausland zurückkamen und die Masken zum Beispiel in Deutschland gesehen haben, hat sich das langsam geändert“, sagt Klompmaker. Seit der Ankündigung des Teil-Lockdowns vor zwei Wochen während einer Pressekonferenz von Premier Mark Rutte seien verstärkt Masken zu sehen, besonders in Supermärkten und einzelnen Geschäften.

So wie Klompmaker sehen es die meisten Niederländer, in Umfragen stimmen zwei Drittel den Maßnahmen der Regierung zu. Nur eine kleine, radikale Minderheit, profiliert sich mit vermeintlicher Gegenwehr. Niederländische Influencer und Musikstars hatten im September mit der Aktion unter dem Hashtag „Ik doe niet meer mee“ („Ich mache nicht mehr mit“) für viel Aufsehen gesorgt. Model und Rapperin Famke Louise etwa hatte ihrer Million Instagram-Followern mitgeteilt: „Nur zusammen bekommen wir die Regierung wieder unter Kontrolle. Ich mache nicht mehr mit. Free the people.“ Erst nach heftiger Kritik nahm sie das Video wieder von der Plattform und entschuldigte sich in einem Post: Es sei nicht ihr bester Tag gewesen. Den oft gehörten Ausspruch „Es ist doch nur eine kleine Grippe“ („een griepje“) müssen Gesundheitsexperten hingegen immer wieder richtigstellen.

„Viele Leute glauben nicht mehr so sehr an das Virus, auch wenn die Zahlen plötzlich viel dichter bei einem sind“, sagt Hannah Bernhardt. Die Deutsche lebt seit acht Jahren in den Niederlanden, für sie ist es „keine große Überraschung“, dass nun der Teil-Lockdown da ist. „Seit zwei Wochen hat sich das Straßenbild verändert, viele Leute gehen viel seltener raus“, erzählt die Wahl-Amsterdamerin. Das Gefühl sei nicht neu, schließlich gab es Ende März bereits einen sogenannten „intelligenten Lockdown“. Die Niederländer durften daraufhin nur noch nach draußen, um einzukaufen, Luft zu schnappen oder ihrer Arbeit in systemrelevanten Berufen nachzugehen. Bernhardt beobachten den unterschiedlichen Politikstil in Deutschland und den Niederlanden mit Interesse. „Für die niederländische Regierung galt lange: Die Menschen sind klug genug und können selbst entscheiden.“  Nun habe man doch handeln müssen.

Auch die Satiresendung „Zondag met Lubach“ hat bereits die unterschiedliche Corona-Politik der Nachbarländer auseinandergenommen und sich über den fehlenden Führungswillen ihres Premiers mokiert. Dieser wolle nicht der Boss sein und übertrage die Verantwortung an seine „erwachsenen“ Bürger. „Das Letzte, was ich möchte, ist, dass die Leute auf mich hören. Meine Aufgabe ist es, ihnen zu sagen, wie die Situation ist“, wird Rutte in einem Einspieler zitiert. Moderator Arjen Lubach kommentierte die Haltung in Anlehnung an ein bekanntes Zitat des Fußballers Gary Lineker: „Corona ist eine Pandemie mit zwei Millionen Toten und am Ende gewinnen die Deutschen.“

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