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#Und plötzlich war das Leben ein anderes

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Und plötzlich war das Leben ein anderes

Seit Beginn unserer Beziehung bringt mein Mann mir morgens Kaffee ans Bett. Wer nun romantische Gründe vermutet, irrt. Er handelt aus Selbstschutz. Denn ich bin morgens der übellaunigste und unansprechbarste Mensch der Welt. Sagt er. Möglicherweise hat er recht.

Wir brühen unseren Kaffee immer per Hand auf – Wasserkocher, Porzellanfilter, frisch gemahlenes Pulver. Damals, es war im August 2015, hatten wir köstlichen Java-Kaffee aus einem kleinen Kaffeeladen im Berliner Stadtteil Wedding. Er schmeckte so gut, dass wir ihn zu unserer gesamten Familie exportieren mussten, die überall in Deutschland lebt. Denn jeder, der einmal von unserem Kaffee gekostet hatte, wollte ihn zu Hause haben. Leider verschwand er irgendwann aus dem Sortiment, Gerüchten zufolge weil die Plantage abgebrannt ist. Möglicherweise auch, weil Starbucks alles aufgekauft hat. Im roten Wedding ist tendenziell immer das Großkapital schuld. Wie dem auch sei: Im Sommer 2015 war die Welt noch in Ordnung und wir gut versorgt.

Es war ein Montag. Das Wochenende hatte ich trunken und selig auf dem Tempelhofer Feld verbracht. Wir hatten den 30. Geburtstag meiner besten Freundin gefeiert, ihre bevorstehende Weltreise und meinen neuen Job: Ich sollte für meinen damaligen Arbeitgeber als Korrespondentin nach Brüssel gehen, in dieser Woche wollten wir anfangen, die Details zu regeln. Das Leben lief also ziemlich gut.

Aber dann kam der Kaffee. Dampfend stand er auf dem Nachttisch, in meiner blau-weiß gestreiften Lieblingstasse, heiß und schwarz (Milch hat in Kaffee nichts, aber auch gar nichts zu suchen!)… und machte mich so gar nicht an. Ich schnupperte, nahm einen Schluck, noch einen, er schmeckte widerlich. Unter größter Verachtung schaffte ich die halbe Tasse. Den Rest kippte ich weg. Bah. Anschließend teilte ich meinem Mann mit, er brauche mir in Zukunft keinen Kaffee mehr ans Bett zu bringen. Er war irritiert. Ich auch.

Würde ich auf Tee umsteigen müssen?

Dieser Kaffee ließ mir keine Ruhe. Den ganzen Tag grübelte ich darüber nach, warum er mir nicht geschmeckt hatte. Mein Mann fand ihn lecker wie immer, also kann das Wasser nicht plötzlich ungenießbar geworden sein. Hatte sich mein Geschmack geändert? Würde ich – Gott bewahre – auf Tee umsteigen müssen? Das war nicht lustig.

Als ich abends nach Hause kam, schleppte ich mich die Berliner Altbau-Treppen hoch. Ich war so erschöpft wie noch nie in meinem Leben, übel war mir auch und meine Güte: Waren die Stufen schon immer so hoch? Und dann diese plötzliche Kaffee-Aversion. „Ich glaube, ich brüte etwas ganz Schreckliches aus“, ließ ich meinen Mann undramatisch wissen.

Und plötzlich traf es mich…

Unser Sohn ist heute fünf Jahre alt und er ist die Sonne meines Lebens. Aber für immer werde ich diesen einen Kaffee – den einzigen Kaffee, den ich jemals zur frühen Morgenstunde verschmäht habe – als den Beginn meines neuen Lebens sehen. Ich ging als Kaffeejunkie ins Bett und erwachte als teetrinkende Mama. Die Schwangerschaft ist bis heute die einzige Zeit in meinem erwachsenen Leben, in der ich keinen Kaffee getrunken habe.

Als unser Sohn nach acht trocknen Monaten auf der Welt war, bekam ich fast unmittelbar Lust auf Kaffee. Morgens um vier trank ich einen ersten Krankenhauskaffee der Sorte verbranntes Lakritz. Was soll ich sagen? Er schmeckte himmlisch. Zumindest für mich. Mein Mann holte umgehend Wasserkocher, Handfilter und Kaffeepulver von zu Hause – und stellte mir einen Kaffee ans Krankenhausbett.

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