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#„Unsere Präsenz war nicht vergeblich“

„Unsere Präsenz war nicht vergeblich“

Afghanistan war der größte Einsatz in der Geschichte der NATO – und der teuerste. Allein die Vereinigten Staaten haben 83 Milliarden Dollar für den Aufbau von Sicherheitskräften ausgegeben. Trotzdem ist das Land sechs Wochen nach dem faktischen Abzug an die Taliban gefallen. Was ist da schief gelaufen, Herr Generalsekretär?

Thomas Gutschker

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

Dass die Taliban wieder in Kabul sind, ist eine Tragödie für das afghanische Volk. Wir alle, die Afghanistan so lange unterstützt haben, sind tief erschüttert, und es zeigt, dass wir alle Lehren daraus ziehen müssen. Als wir den Abzug beschlossen haben, wussten wir, dass das Risiken mit sich bringt, einschließlich einer möglichen Rückkehr der Taliban. Zu bleiben hätte aber auch Risiken mit sich gebracht – für weitere Kämpfe und Opfer. In einem solchen Fall wäre die NATO gezwungen gewesen, ihre Truppen – auch unter deutscher Beteiligung – aufzustocken Niemand hat allerdings vorausgesehen, dass die Taliban so schnell in Kabul einmarschieren.

Waren die afghanischen Truppen zu feige, selbst zu kämpfen und sich zu verteidigen?

Wir haben jahrelang mit den afghanischen Sicherheitskräften gearbeitet und wir wissen, dass sie engagierte, mutige und professionelle Soldaten sind. Sie haben im Kampf gegen die Taliban große Opfer gebracht. Wir konnten derweil unsere internationalen Truppen von mehr als 100.000 Soldaten auf 10.000 vermindern. Was am Ende zusammengebrochen ist, das war die politische und militärische Führung des Landes. Wenn man eine so starke Armee hat und sie nicht gegen Aufständische einsetzen kann, ist das ein Versagen der Führung. Es gab viele Berichte über mangelhafte Logistik, über Truppen, denen es an Munition und sogar Wasser fehlte. Dann können selbst gut ausgebildete und tapfere Soldaten ihre Gegner nicht aufhalten.

Es gibt aber auch Berichte, dass die Moral der Soldaten durch den blitzartigen Abzug der NATO-Truppe gebrochen wurde. In Bagram, ihrem wichtigsten Stützpunkt, machten sich die Amerikaner mitten in der Nacht aus dem Staub. Ging das nicht alles viel zu schnell?

Es war von Anfang an klar, dass wir nicht für immer militärisch in Afghanistan bleiben. Auch haben vor langer Zeit alle verstanden, dass sich der Konflikt nur politisch lösen lässt. Deshalb haben es alle Verbündeten unterstützt, dass ein Friedensprozess in Gang kommt. Alle haben das Doha-Abkommen im Februar 2020 unterstützt, dabei ging es auch darum, die militärische Präsenz zu beenden. Dann kam Präsident Biden und hat den Abzug sogar noch verzögert, von Mai bis Ende August. Es war lange klar, dass unsere Mission im Land zu Ende geht. Was den eigentlichen Abzug betrifft, haben wir uns auf den besten Rat unserer Militärs verlassen. Man konnte nicht abziehen, ohne die afghanischen Truppen vor einige Herausforderungen zu stellen.

Es war also ein unvermeidlicher Realitätsschock?

Es war seit Februar 2020 keine Überraschung, und wir wussten um die Risiken. Deshalb war es eine schwierige Entscheidung für uns, ein Dilemma. Entweder gehen und riskieren, dass die Taliban zurückkommen, oder bleiben und mehr Opfer, Kämpfe und Truppen zu riskieren.

Hätte es nicht noch einen dritten Weg gegeben: Nur noch in Bagram eine Luftwaffe für die afghanischen Streitkräfte aufrechtzuerhalten, um ihnen den Rücken zu stärken?

Wir haben gesehen, wie die Taliban Boden gewonnen haben und die Zahl der Opfer, auch unter Zivilisten, zugenommen hat. Wären wir trotz des Doha-Abkommens geblieben, hätten wir uns zusätzlichen Gefahren ausgesetzt. Natürlich konnten wir nicht wissen, was als nächstes geschieht.

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