Wissenschaft

#Wälder speichern große Mengen Mikroplastik

Mikroplastik ist überall: Im Wasser, in der Erde, in der Luft und sogar in unserem Körper. Doch offenbar bewahren uns die Wälder dieser Welt davor, mehr Mikroplastik einzuatmen als nötig. Denn wie Forschende nun herausgefunden haben, setzen sich auf den wachsartigen Oberflächen von Baumblättern große Mengen Mikroplastik aus der Luft ab. Wälder könnten daher eine der großen Mikroplastik-Senken unseres Planeten sein – allerdings mit noch unbekannten Folgen.

In unserer Umwelt befinden sich enorme Mengen Mikroplastik. Die weniger als fünf Millimeter großen Plastikteilchen schwimmen im Wasser, setzen sich in Sedimenten ab und dringen sogar in unsere Organe ein. Dorthin gelangen sie unter anderem mit unserer Atemluft. Denn für das bloße Auge unsichtbar schwirren auch darin Kunststoffpartikel kleiner als 100 Mikrometer umher. Sie sorgen dafür, dass wir pro Woche die Plastikmenge einer kompletten Kreditkarte einatmen.

Mikroplastik-Check in den Baumkronen

Doch es könnte noch viel mehr Plastik sein, das beim Atmen in unsere Lungen gelangt, wie nun Forschende um Natsu Sunaga von der Japan Women’s University in Tokio herausgefunden haben. Sie konnten erstmals nachweisen, dass Baumblätter in der Luft befindliches Mikroplastik an ihrer wachsartigen Oberfläche sammeln und so aus unserer Atemluft ziehen.

Konkret ermittelten Sunaga und ihre Kollegen, wie viel Mikroplastik auf den Blättern der Eichenart Quercus serrata in einem kleinen Wald in Tokio haften bleibt. Dafür wuschen sie die Blätter zunächst mit Wasser ab und behandelten sie dann mit einer alkalischen Lösung aus zehn Prozent Kaliumhydroxid. Diese löste die Wachsschicht der Blätter samt Mikroplastik ab und erlaubte so eine genaue Messung der enthaltenen Menge.

Wälder sind Mikroplastik-Senken

Das Ergebnis: Pro Quadratzentimeter Blattoberfläche konnten Sunaga und ihr Team 0,07 Stücke Mikroplastik nachweisen – darunter vor allem die gängigen Verpackungsmaterialien Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP). Die auf den Blättern befindliche Menge mag zwar auf den ersten Blick gering erscheinen, doch das ändert sich, wenn man sie auf ganze Wälder hochrechnet: „Auf der Grundlage unserer Ergebnisse schätzen wir, dass die Quercus serrata-Wälder Japans (ungefähr 32.500 Quadratkilometer Fläche) etwa 420 Billionen Stücke luftgetragenes Mikroplastik pro Jahr in ihren Baumkronen einfangen“, berichtet Sunaga. „Dies deutet darauf hin, dass Wälder als terrestrische Senken für Mikroplastik in der Luft fungieren können.“

Die Bäume „fangen“ die Mikroplastikpartikel dabei offenbar sowohl mit ihren feinen Blatthaaren als auch durch Anziehungskräfte, die von ihrer wachsartigen Blattoberfläche ausgehen. Damit erweisen sie zwar unseren Lungen einen großen Dienst, doch welche Konsequenzen die Mikroplastik-Sammelleidenschaft für die Wälder selbst hat, ist noch unklar. Ebenso wie das Mikroplastik unseren Organen schaden kann, könnte es auch im Inneren der Bäume Schäden anrichten und so gesamte Ökosysteme schwächen.

Quelle: Japan Women’s University; Fachartikel: Environmental Chemistry Letters, doi: 10.1007/s10311-024-01725-3 

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