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#Nur für die äußere Schönheit muss man leiden

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Nur für die äußere Schönheit muss man leiden

Wie jedes Kind weiß, nehmen Märchenabenteuer oft eine böses Ende. Für den großen Musical-Märchenfabulierer An­drew Lloyd Webber stand denn auch länger auf der Kippe, ob sein jüngster Ausflug in die Märchenwelt sich als sein Ruin erweisen würde. Er hatte geschworen, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um seine Wiedererfindung von Grimms „Aschenputtel“ den Corona-Beschränkungen zum Trotz auf die Bühne zu bringen. Er drohte der Regierung mit der Mutter aller Prozesse und erklärte sich sogar bereit, für seinen offenen Un­gehorsam ins Gefängnis zu gehen. Lloyd Webber, ehemals konservatives Mitglied des Oberhauses, besitzt sieben Londoner Büh­nen und ist in den vergangenen Mo­naten die lautstarkste und regierungskritischste Stimme der von der Pandemie gedrosselten Theaterindustrie gewesen.

Gina Thomas

Feuilletonkorrespondentin mit Sitz in London.

Wenig verwunderlich, wenn man be­denkt, wie viel für Lloyd Webber auf dem Spiel steht. Die Schließung der Bühnen soll ihn eine Million Pfund im Monat ge­kostet haben. Das geht selbst an die Sub­stanz eines Multimillionärs. Lloyd Webber musste Hypotheken auf sein Haus und Kredite aufnehmen. Nicht nur, dass er ge­rade 60 Millionen Pfund in die aufwendige Renovierung des Theatre Royal Drury Lane gesteckt hat, dass er seinen Dauerrenner „Phantom of the Opera“ aufgefrischt und eine neue Inszenierung seines frühen Musicals „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ herausgebracht hat.

Die vertrackte Entstehung der mit sechs Millionen Pfund veranschlagten Produktion von „Cinderella“ ­ – von dem über Zoom vollendeten kreativen Prozess bis zum mehrfach verschobenen offiziellen Start wegen Pandemie und „Ping­demie“, dem „Ping“-Signal der Co­rona-App, das bis vor Kurzem für alle, die mit einer po­sitiv getesteten Person Kontakt hatten, zehn Tage Quarantäne be­deutete ­ – böte schon den Stoff für ein Bühnendrama mit dem Titel „Wein um mich, Britannien“.

Die Gebrüder Grimm in heutiger Zeit

Im Gillian Lynne Theatre, benannt nach der Choreographin von Lloyd Webbers Musical „Cats“, werden die Zuschauer nach Belleville transportiert, einem disneyhaften Ort, dessen Bürger „kein Grübchen und kein Gramm Cellulite“ auf­weisen, wie der Chor aus bedirndelten Schönheiten und lederbehosten Muskelprotzen in den reimenden Versen von David Zippel singt.

Hat die Regierungspolitik als Schwachsinn bezeichnet: Andrew Lloyd Webber


Hat die Regierungspolitik als Schwachsinn bezeichnet: Andrew Lloyd Webber
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Bild: dpa

Dieses Paradies lebt vom Tourismus, den ihm die Jahr für Jahr verliehene Auszeichnung als schönste Stadt beschert, bis ihm das pummelige und rebellische Aschenputtel einen Strich durch die Rechnung macht. In dieser Version nach der Vorlage der für das Drehbuch ihres feministischen Rachedramas „Promising Young Woman“ kürzlich mit dem Oscar prämierten Autorin, Re­gisseurin und Schauspielerin Emerald Fen­nell wurde das Grimm’sche Märchen auf die Welt von MeToo, LGBT und Black Lives Matter zugeschnitten. Mit ei­nem vor allzu hohem Ernst bewahrenden Maß an Humor und Ironie werden stereotype Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit auf die Schippe ge­nommen.

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