Wissenschaft

#Frauen und Männer sind unterschiedlich gestresst

Die Corona-Pandemie bedeutete für viele Menschen eine außergewöhnliche psychische Belastung. Eine Studie zeigt nun, dass Frauen und Männer sich von unterschiedlichen Aspekten besonders gestresst gefühlt haben und unterschiedlich mit Stress und Ängsten umgegangen sind. Demnach sorgten sich Frauen vor allem um Familie und Freunde, während für Männer berufliche Sorgen im Vordergrund standen. Frauen profitierten zudem stärker von Unterstützung durch ihre Mitmenschen. Den Forschenden zufolge stehen diese Ergebnisse im Einklang mit gesellschaftlich verankerten Rollenbildern.

Im Frühjahr 2020 veränderte die Corona-Pandemie das Leben der meisten Menschen in Deutschland: Freizeiteinrichtungen blieben geschlossen, Treffen mit anderen Menschen wurden stark eingeschränkt, Reisen waren zeitweise unmöglich und durch Homeoffice, Homeschooling und Isolationsvorschriften mussten Familien über Wochen hinweg versuchen, ihre Bedürfnisse auf oft engem Raum im häuslichen Umfeld zu koordinieren. Hinzu kam die Angst davor, dass ein zu diesem Zeitpunkt schwer einzuschätzendes Virus die eigene Gesundheit sowie Verwandte und Freunde ernsthaft gefährden könnte.

Stress und Sorgen während der Pandemie

Wie hat sich diese Stresssituation auf die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden der Menschen ausgewirkt? Und welchen Einfluss hatte dabei soziale Unterstützung durch andere Menschen? Mit diesen Fragen hat sich ein Team um Martin Weiß von der Universität Würzburg nun beschäftigt. Ein besonderes Augenmerk legten die Forschenden dabei auf mögliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen. „Psychosoziale Faktoren wirken sich auf komplexe Weise auf die psychische Gesundheit und die gesundheitsbezogene Lebensqualität aus, doch die geschlechtsspezifischen Unterschiede in diesen Wechselwirkungen sind noch wenig bekannt“, erklärt das Team.

Für die Studie nutzten Weiß und sein Team eine Kohorte von repräsentativ ausgewählten Freiwilligen aus Würzburg im Alter zwischen 24 und 85 Jahren, die ursprünglich für eine Langzeitstudie zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgewählt worden waren. Während der Covid-19-Pandemie wurde das Programm spontan auf die psychosozialen Auswirkungen von Pandemie, Lockdown und anderen Begleiterscheinungen erweitert. Insgesamt 1.520 Frauen und 1.370 Männer beantworteten zwischen Juni und Oktober 2020 einen ausführlichen Fragebogen zu ihrem psychischen Wohlbefinden, ihren Sorgen und Ängsten und ihrem sozialen Umfeld. Dabei ging es unter anderem um familiäre, berufliche und finanzielle Probleme sowie darum, wie gut sich die jeweilige Person von anderen Menschen aus ihrem Umfeld unterstützt fühlt.

Männer sorgen sich um die Arbeit, Frauen um die Familie

Als stärkster Einflussfaktor auf das psychische Wohlbefinden stellten sich bei beiden Geschlechtern Ängste heraus. Bei den Gründen der Angst stellte das Forschungsteam aber deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen fest: „Bei Männern steigt die Angst in zunehmenden Maß mit der Sorge um den Arbeitsplatz, bei Frauen findet sich dieser Effekt nicht“, berichtet Weiß‘ Kollegin Grit Hein. „Dafür konnten wir bei Frauen eine Zunahme der Angstwerte parallel mit einer Zunahme der Sorgen um Familie und Freunde registrieren.“ Den Forschenden zufolge steht dieses Ergebnis in Einklang mit traditionellen Geschlechterrollenbildern, die sich wiederum darauf auswirken, welche Erwartungen die betreffenden Personen an sich selbst haben.

Zudem stellte das Team fest, dass für Frauen die soziale Unterstützung ein bedeutender Faktor ist, der sie widerstandsfähiger gegenüber Stress und Ängsten macht. Bei Männern dagegen spielte die Unterstützung durch ihr persönliches Umfeld keine wichtige Rolle für ihre psychische Gesundheit. „Dies steht im Einklang mit der traditionellen weiblichen Familienrolle, die eine stärkere Tendenz zu engen sozialen Kontakten und zur Suche nach sozialer Unterstützung beinhaltet, um Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern“, sagt Hein.

Netzwerk schützender und schädigender Einflüsse

Inwieweit die Ergebnisse generell für Stresssituationen gelten, ist allerdings noch unklar. „Da die Covid-19-Pandemie einen sehr spezifischen Kontext darstellte, muss noch geklärt werden, ob unsere Ergebnisse auf allgemeine, pandemieunabhängige Situationen übertragbar sind“, so die Forschenden. Wichtig sei aus ihrer Sicht, auch bei zukünftigen Studien psychosoziale Faktoren und psychische Probleme als ein zusammenhängendes Netzwerk von schützenden und schädigenden Einflüssen zu betrachten und dabei mögliche Geschlechtsunterschiede zu berücksichtigen. Das könnte sich auch auf Behandlungsansätze auswirken: „Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, bei therapeutischen Maßnahmen soziale Aspekte zu berücksichtigen, um die psychische Gesundheit von Frauen und Männern zu verbessern.“

Quelle: Martin Weiß (Julius-Maximilians-Universität Würzburg) et al., Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-023-38525-8

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