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#Frankfurt Dom: Sanierte Türmerstube wieder geöffnet

Es ist nicht ganz die Einsamkeit eines Leuchtturmwärters. Denn der Feuerwehrmann Johannes Rüb wohnte um 1900 mit Frau und Tochter in der damals höchsten Wohnung Frankfurts. Aber bei 328 Stufen von der Haustür bis in die eigene Stube ist man dem Alltag der Menschen am Boden schon sehr entrückt. Und man überlegt sich zweimal, ob man eben auf dem Markt den vergessenen Kohlkopf holt. Zumal Rüb 1910 pensioniert wurde, also nicht mehr der Jüngste war. Seit 1896 war er als Turmwächter abkommandiert und wurde im Ruhestand eigens als solcher eingestellt. Wenigstens gab es für Lasten, Einkäufe und den täglichen Bedarf einen Aufzug der Seilfirma Reutlinger.

Die Turmstube, in der Rüb einst gewohnt hat, ist in den vergangenen Monaten saniert worden. „Vor drei Wochen wurde auch der letzte Lichtschalter montiert und die Arbeiten sind endgültig abgeschlossen“, sagt Bettina Schmitt, die Direktorin des Dommuseums. Auch wenn seit dem Frühjahr schon einzelne Besuche möglich waren, hat die Stadt jetzt offiziell mitgeteilt, dass die Stube zum Museumsuferfest wieder geöffnet ist. Sie kann bei Führungen auf den Domturm an jedem ersten Mittwoch im Monat besucht werden.

Noch ist die sanierte Türmerstube leer. Hier soll eine Ausstellung über die Geschichte des Domturms Platz finden.


Noch ist die sanierte Türmerstube leer. Hier soll eine Ausstellung über die Geschichte des Domturms Platz finden.
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Bild: Ben Kilb

Dass sich Finanzdezernent Bastian Bergerhoff (Die Grünen) über diese Möglichkeit für Einheimische und Gäste freut, wie es in der Mitteilung heißt, hat mit seiner Zuständigkeit für die Dotationskirchen zu tun. Wie die anderen Innenstadtkirchen ist der Bartholomäusdom seit der Säkularisation im Eigentum der Stadt, die sich mit dem 1830 geschlossenen Dotationsvertrag zu deren Unterhalt verpflichtet hat. Deswegen hat auch die Stadt die Sanierung der Türmerstube in Auftrag gegeben und sich zum Beispiel um die historische Farbfassung der Wände bemüht. Seit Anfang 2022 ist die Dompfarrei offiziell Pächter des Turms. Nachdem sich in früheren Jahren das Küsterpaar darum gekümmert hat, dass Besucher auf den Turm konnten, ist dafür jetzt das Dommuseum zuständig.

Die Direktorin findet den 95 Meter aufragenden Bau „einfach großartig“. Nicht nur als Wahr- und Erkennungszeichen, das Messegäste über Jahrhunderte schon aus der Ferne gesehen hätten. Bei einem Blick von der Besucherplattform in 66 Meter Höhe, auf deren Ebene auch die Türmerstube liegt, könne man viel über die Struktur der Stadt lernen. Aber auch die Geschichte findet Schmitt bemerkenswert, denn darin verschränkten sich kirchliche und städtische Funktionen.

Hausstand: 1935 war die Türmerstube noch bewohnt. Sieben Jahre später starb der letzte, ein Nachfolger wurde nicht mehr ernannt.


Hausstand: 1935 war die Türmerstube noch bewohnt. Sieben Jahre später starb der letzte, ein Nachfolger wurde nicht mehr ernannt.
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Bild: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt

Das gilt nicht nur für die Arbeit des Türmers, der bei Bränden und herannahenden Feinden Alarm schlug und die Ankunft des Marktschiffs meldete. „Er warnte mit der Sturmglocke vor Kata­strophen, gliederte mit den Glockenschlägen aber auch den Tagesablauf in der Stadt“, sagt Schmitt. Die Stadt hat für den Turmbau eine entscheidende Rolle gespielt. Für diesen Zweck musste das alte Rathaus weichen, sodass der Stadtrat an den Römerberg umzog. 1414 unterzeichneten Rat und Stiftskapitel einen Vertrag, wonach der Domturm von Anfang an in städtischem Eigentum war. Im Jahr darauf wurde der Grundstein gelegt, und der Bau des Domturms nach den Plänen von Stadtbaumeister Madern Gerthener begann.

Bis 1514 wurde an dem Turm gearbeitet, dessen Dach eine provisorische, flache Kuppel bildete. Die von Gerthener geplante Laterne mit Turmspitze als Abschluss entstand erst beim Wiederaufbau nach dem Dombrand von 1867, bei dem sich der Würzburger Dombaumeister Franz Josef Denzinger an den mittelalterlichen Entwürfen orientierte. Türmer hatte es schon seit dem 14. Jahrhundert auf einem der damaligen zwei romanischen Türmen gegeben, wie es in einem von Schmitt und Johann Kelm verfassten Text des Dommuseums heißt. Vermutlich wurden sie dabei von ihren Ehefrauen und Kindern unterstützt. In Gertheners Turm in gotischem Stil gab es eine Türmerwohnung, die mit dem Baufortschritt jeweils ein Stockwerk höher wanderte. Ihre heutige Form bekam sie beim Wiederaufbau im 19. Jahrhundert.

Mit den Mauern verbinden sich Geschichten von Menschen. 1930 endete Rübs Dienst nach 34 Jahren und ihn löste Louis Rommel ab, ebenfalls Feuerwehrmann. Oskar Lipp war dann der letzte Türmer des Doms, er starb 1942. Seit 1996 gab es in der Stube eine kleine Ausstellung über den Pfarrturm und die Feuerwehr. An sie soll nun eine Darstellung der Geschichte anknüpfen, die das Dommuseum vorbereitet. Dabei wird es nach Worten Schmitts auch um die literarischen Spuren gehen, etwa Heidis Besteigung des Turms, weil sie die geliebten Berge sehen wollte. Turmführungen können über die Internetseite des Museums gebucht werden. Unter der E-Mailadresse [email protected] verlost das Museum zudem zehn Gutscheine für je zwei Personen.

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