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#Uschi Glas wird achtzig – Die revolutionäre Forderung nach Liebe

Uschi Glas wird als Schauspielerin gern unterschätzt, weil sie kaum eine Rolle so gut spielt wie die der Uschi Glas. Es war aber sie, die der deutschen Gesellschaft das Bild der modernen, selbständigen Frau geschenkt hat.

Ursula Glas, aus der erst später eine Uschi wurde, war ein Jahr alt, als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. Sie und die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft sind also zusammen groß geworden – und im Rückblick meint man zu erkennen, dass man das nicht nur ihr, der Schauspielerin, immer anmerken konnte. Man merkte es auch der Gesellschaft an, deren beliebtester Star sie jahrzehntelang war. Das Bild, das diese Gesellschaft sich von einer selbständigen, attraktiven und unwiderstehlich lebensfrohen Frau machte, sah dem Bild der Uschi Glas jedenfalls sehr ähnlich – ob das denen, die ihr Können und ihre Filme gering schätzten, passte oder nicht.

Dass sie sich nie um die deutsche Meisterschaft in der Mimikry, im Sich-Einfühlen und Sich-Verstellen beworben hat, war ja womöglich der Grund für ihre Beliebtheit und das Geheimnis ihres Erfolgs. Sie hatte weder Erfahrung noch Ausbildung, als sie von der Rialto-Film ihre erste Rolle (in einer Edgar-Wallace-Verfilmung) und danach einen Vertrag für mehrere weitere Filme bekam. Sie nahm dann, zwischen den Dreharbeiten, Unterricht, der aber nie darauf hinauslief, dass sie fit fürs Burgtheater oder die Münchner Kammerspiele würde.

Keine Lust auf genialische Regisseure

Im Gegenteil, sie fiel in den immer etwas steifen und lebensfremden Rialto-Produktionen ja dadurch auf, dass ihr alles theaterhafte Posieren und Deklamieren völlig fremd war; dass sie lieber Uschi Glas blieb, als dass sie sich den papiernen Erfindungen und betulichen Dialogen mittelguter Drehbuchautoren anverwandelt hätte. Der sogenannte Junge Deutsche Film hat sich nicht für sie interessiert – bis auf die eine Ausnahme, die ihr Markenzeichen und ihre Erkennungsmelodie blieb und ihr den unabstreifbaren Kosenamen „Schätzchen“ verpasste. Und sie interessierte sich wohl auch nicht für den Jungen Deutschen Film – was womöglich daran lag, dass sie, die sich gerade erst gegen einen sehr strengen Vater durchgesetzt hatte, sich jetzt nicht einem genialischen Jungregisseur unterwerfen wollte.

Was es auch immer gegen das alte deutsche Kino zu sagen gibt: Seine Stars hatten mehr zu melden. Sie war dort gewissermaßen Junger Deutscher Film aus eigenem Recht, sie verkörperte Jugend, Aufbruch, Lebensbejahung inmitten von Kulissen, Kostümen, Inszenierungen, die längst anachronistisch geworden waren.

Zur Sache, Uschi!

Als sie allerdings darauf bestand, in dem Film einer jungen, völlig unbekannten Regisseurin nach dem Drehbuch ei­nes völlig unbekannten Autors mit­zuspielen, der schwarz-weiß und ohne großes Budget in den Straßen und Wohnungen Münchens gedreht würde, da drohte Rialto ihr, den Vertrag zu kündigen. Sie setzte sich durch, so, wie sie sich zuvor gegen den Vater durchgesetzt hatte, der nicht wollte, dass sie aus Niederbayern weg und nach München ging und schon gar nicht zum Film.

May Spils’ und Werner Enkes „Zur Sache, Schätzchen“ war der Film, in dem Uschi Glas so unbeschwert wie nie zuvor und danach Uschi Glas sein durfte. Und dessen ungeheurer Erfolg seine Ursache darin hatte, dass seine revolutionären Forderungen nach mehr Liebe, mehr ­Ju­gend, einem besseren Leben ­zugleich erfüllt wurden in den achtzig Minuten, die er dauerte.

Als es endgültig vorbei war mit dem alten deutschen Kino, ging Uschi Glas zum Fernsehen, das auf sie gewartet hatte. Sie spielte und spielt darin Frauen, die auf sich selbst gestellt sind und davon keine schlechte Laune bekommen. Und sie spielt dort noch immer ihr größtes Talent aus: dass all die zweitklassigen Dialoge und Inszenierungen vergessen sind, wenn sie der Kamera ihr erstklassiges Lächeln gibt. In ihren Erinnerungen (die unter dem Titel „Ein Schätzchen war ich nie“ soeben im Mosaik-Verlag erschienen sind), erzählt sie, dass es fast nichts geworden wäre mit der Karriere.

Als sie ihre erste Rolle angeboten bekam, war sie bei einem Spediteur angestellt, nahm unbezahlten Urlaub und versprach, wiederzukommen. Sie war entschlossen, dieses Versprechen zu halten, als Rialto ihr den nächsten Vertrag schickte. Dann fuhr ihr Chef gegen einen Baum, das Unternehmen wurde liquidiert, sie war frei. Und hätte diesen Preis lieber nicht gezahlt. Nicht alles in dieser Laufbahn war Leichtigkeit und Heiterkeit. Aber ziemlich viel. Am diesem Samstag wird Uschi Glas achtzig Jahre alt.

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