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#Vernetzte Welt am Vesuv

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Vernetzte Welt am Vesuv

Wie der Lateinlehrer zu sagen pflegte, besaßen die Römer, „Schaut euch nur Pompeji an!“, schon alle Annehmlichkeiten des modernen Lebens – außer Farbfernsehen. Und selbst da ist man sich nach dem Durchschreiten des großen Saals im Liechtensteiner Landesmuseum Vaduz mit den ungeheuer belebten Bewegtbildern der Villa-dei-Misteri-Fresken an den Wänden nicht mehr so sicher: Gezeigt werden diverse Initiationsriten des Dionysoskultes vor – natürlich – pompejanischrotem Hintergrund.

Wie aber da eine weinberauschte Initiantin mit Nervenzusammenbruch ihren Kopf mit sichtbar verzweifelt gerauftem Haar in den Schoß einer älteren Anhängerin des Kultes legt, um von dieser mental wieder aufgebaut zu werden, während eine weitere Dionysosverehrerin vor ihr die gleichaltrige Gefährtin mit Schellen und Musik aufzuheitern versucht, ist großes Drama. Zumal beim damaligen Flackerlicht in diesem fensterlosen Villenraum. Ringsumher tanzen die lebensgroß gemalten Anhängerinnen weinselig so überzeugend, dass ein Betrachter sofort in die Bewegtbilder hineingezogen wird, musikalische Begleitung sowie alle Sinne ansprechende Gerüche und haptische Reize inklusive.

Eine Gruppe von Frauen mit Musikerin aus Stabiae, das ebenso wie Pompeji 79 nach Christus unterging.


Eine Gruppe von Frauen mit Musikerin aus Stabiae, das ebenso wie Pompeji 79 nach Christus unterging.
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Bild: Liechtensteinisches Landesmuseum Vaduz

Ein anderes Fresko aus dem sogenannten „Haus des Triclinium“, impressionistisch leicht hingehaucht und gewissermaßen mit Sprechblasen über den Feiernden versehen, zeigt ein Gelage, dessen Nachbilder in den Sandalenfilmen der Sechzigerjahre angesichts der wie erst gestern gemalt wirkenden Originalvorlage nur wenig bis gar nicht überzeichnet scheinen: Drei der mit kostbaren Stoffen überzogenen Essliegen sind zusammengeschoben, die Worte „Macht es euch bequem!“ über seinem Kopf werden dem Gastgeber in der Mitte ebenso in den Mund gelegt wie der Zusatz „Ich singe jetzt!“ als mögliche Drohung dieses Peter-Ustinov-haften Nero aus Pompeji. Sein rechts lagernder Zechfreund weist mit erhobener Hand auf die Worte „Auf deine Gesundheit!“ über ihm, lässt aber dabei mitnichten von der Frau vor ihm ab; sein Gewand ist bereits weit über den Steiß herabgerutscht. Ein Mundschenk bringt noch mehr Wein in zwei Silberkannen herbei, auf den Liegen und dem Löwenpranken-Tisch in der Mitte liegen duftende Rosenblätter, die den gesamten Raum erfüllen.

Und auch hier wird wie bei den dionysischen Fresken der Mysterien-Villa der Tastsinn der Betrachter angesprochen, indem der auf der Kline gegenüber liegenden Frau soeben von einer Dienerin Schmuck in einer Schatulle zum Anprobieren gereicht wird, obwohl diese im Mo­ment noch damit beschäftigt ist, aus einem halben Meter Entfernung Rotwein aus einem vergoldeten Rhyton-Trinkhorn in ihren Mund zu spritzen. Es ist keine Gesellschaft Armer, die hier fröhlich zecht.

Phantasien Neureicher?

Nun könnten dies alles bloß gemalte Phantasien Neureicher sein, die uns wenig Aufschluss über den real vorhandenen Reichtum erlauben. Doch lassen sich be­kanntlich durch die überragend erhaltenen Funde Pompejis alle Bereiche des einstigen Lebens dort belegen. Für Edelhölzer aus den Urwäldern Indiens und Indonesiens etwa, die wie die Teakholzmöbel des neunzehnten Jahrhunderts als Luxusgüter ge­handelt wurden und die wahrscheinlich die Tischplatte eines bronzenen „Trazephors“ mit großem Sphinx-Fuß bildeten, zahlte man in der eigens darauf spezialisierten Straße für Designermöbel in Rom bis zu eine Million Sesterzen. Aber auch der in Vaduz ausgestellte, weltberühmte augusteische „Läufer“ aus der Villa dei Papiri in Herculaneum ist eine der besten erhaltenen Bronzen der Antike und muss eine enorme Summe erfordert haben; der le­bensgroße junge Sportler mit glänzendem Bronzeteint steht mit gebeugtem Rücken gewissermaßen in den Startlöchern, sein Blick aus täuschend echt in Elfenbein und einem hellblauen Schmuckstein intarsierten Augen geht konzentriert nach innen.

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