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#Sharing-Modell für kleinere Städte

Sharing-Modell für kleinere Städte

In der Großstadt Frankfurt ist das Leben ohne eigenes Auto nicht sehr schwer: Ein dichtes Netz von öffentlichen Verkehrsmitteln, Leihfahrrädern, -rollern, E-Bikes und Carsharing-Angeboten macht es längst möglich. Ganz anders aber sieht das schon im Umland aus, in den Kleinstädten und Dörfern, aber selbst in sogenannten Mittelzentren wie etwa Rüsselsheim, das knapp 66.000 Einwohner hat, kommt man ohne eigenes Auto im Alltag oft nicht zurecht, weil es kaum Alternativen gibt.

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Franziska Weiser arbeitet zusammen mit dem Softwareentwickler Norbert Ritz-Schmidt und weiteren zehn Mitarbeitern seit mehr als einem Jahr an Lösungen des Problems. Sie hat Internationales Wirtschaftsingenieurwesen studiert und sich beim TÜV Rheinland als Angestellte schon viel mit digitalen Technologien und urbaner Mobilität beschäftigt.

„Grundbedürfnis des Menschen“

Das fließt jetzt in ihr Start-up Carré Mobility ein. „Untersuchungen haben gezeigt, dass das eigene Auto 23,5 Stunden des Tages eigentlich nur rumsteht“, sagt sie. Sie selbst fährt konsequent mit dem Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln. Ihr eigenes Unternehmen zielt nun aber auch auf die Bedürfnisse von Menschen, die nicht so sportlich unterwegs sein können.

„Mobilität ist ein Grundbedürfnis des Menschen“, heißt der zentrale Gedanke bei Carré Mobility. Der baut deshalb gleich auf drei Elementen auf: auf dem Selbstfahren mit geteilten und geliehenen Autos, E-Bikes oder Lastenrädern, die dezentral in Nachbarschaften stationiert werden sollen, auf dem Mitfahren in Fahrgemeinschaften und dem Mitbringen von Dingen des täglichen Bedarfs als Nachbarschaftsdienst.

Das alles wird durch eine einfache Smartphone-Anwendung gesteuert. „Das kann notfalls auch mal der Enkel von einem anderen Ort aus machen, wenn die Oma kein Smartphone besitzt“, sagt sie.

Die Corona-Pandemie hat das Mitfahren bislang ausgebremst. Die Selbstfahroption soll nun voraussichtlich Mitte Juli starten – zunächst mit einem Elektroauto, vier Pedelecs und zwei Lastenfahrrädern, die vor einem Nachbarschaftszentrum deponiert werden sollen und von lokalen Händlern stammen.

Das Auto kostet dann 20 Cent je Minute. Wenn man es kurz abstellt, um dann weiterzufahren, sinkt der Preis für die Standzeit. Ein Pedelec kostet die Hälfte, es gibt zudem Tages- oder Wochenendpauschalen.

Die Anbindung an die Nachbarschaft ist den Jungunternehmern wichtig, deshalb arbeiten sie unter anderem auch mit der städtischen Wohnungsgesellschaft und einem Nachbarschaftszentrum zusammen und bieten dort Einführungsveranstaltungen mit Erläuterungen an.

In Berlin haben sie ebenfalls ein Pilotprojekt dieser Art gestartet, die Erfahrungen daraus fließen nun in das Rüsselsheimer Projekt ein. Genutzt würden die Angebote dort sowohl von Älteren als auch von vielen jungen Familien.

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Momentan steht die Hilfe beim Einkauf noch im Mittelpunkt der Aktivitäten. „Das hat in der Pandemie an Bedeutung ja stark gewonnen.“ In Rüsselsheim ist die App seit Januar nutzbar. Wer etwas braucht und es allein und ohne Auto gerade nicht besorgen kann, gibt in einer Art Einkaufsliste ein, was benötigt wird. Wer ohnehin unterwegs für den Großeinkauf ist, meldet sich als Helfer und bringt alles mit.

Bei einem Einkaufswert von 100 Euro gibt es vier Euro fürs Mitbringen, drei Euro für die Betreiber der App, der Besteller zahlt also 107 Euro. Die Maximalgebühr liegt bei acht Euro. Damit beim Bezahlen auch alles korrekt abläuft, arbeitet das Unternehmen mit einem Treuhandkonto bei der GLS Bank. Dass es ganz ohne finanziellen Anreiz für die Einkäufer nicht funktioniert, haben die Betreiber schnell gelernt.

Kräftig Fahrt aufnehmen

„Momentan liegt die Zahl der Leute, die sich gegenseitig etwas mitbringen, erst im Hunderterbereich“, sagt Weiser. Nun soll das Projekt aber kräftig Fahrt aufnehmen. „Mobilität bedeutet nicht nur, von A nach B zu kommen“, sagt Weiser. Das sei ihr bewusst geworden, als ihre eigene Großmutter die Einkäufe plötzlich nicht mehr selbst erledigen konnte.

Für ihr Konzept sind die Gründer im Oktober 2020 mit dem deutschen Mobilitätspreis ausgezeichnet worden, 300 Ideen standen zur Auswahl. „Wir wollen nicht der tausendunderste Sharing-Anbieter sein, sondern in Einzugsgebieten arbeiten, wo es kaum komfortable Alternativen zum eigenen Fahrzeug gibt.“

Der Weg zum geteilten Fahrzeug dürfe dabei im Idealfall nicht weiter sein als der zum eigenen Auto. In Umfragen hätten zwei Drittel der Befragten angegeben, dass sie solch ein Angebot gern nutzen würden.

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