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#Staatsbankrott wegen Corona?

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Staatsbankrott wegen Corona?

Auf den Weltkarten der Pandemie-Statistiken sticht, dunkel eingefärbt, seit einigen Tagen ein Land heraus, dem es zunächst gelungen war, das Coronavirus einigermaßen unter Kontrolle zu haben: Argentinien. Bis zu 40.000 Neuansteckungen je Tag verzeichnete das südamerikanische Land zuletzt – und das bei etwa 45 Millionen Einwohnern. Argentinien, sagte der linke Präsident Alberto Fernández kürzlich, erlebe gerade „den schlimmsten Moment“ der Pandemie.

In der Tat ist die zweite Welle schlimmer als alles, was bisher geschah. Die Intensivstationen sind im Durchschnitt fast zu achtzig Prozent, in einigen Regionen komplett ausgelastet. Die Regierung hat darauf reagiert und strickte Isolationsmaßnahmen verhängt, die noch bis Sonntag gelten. Darunter fällt eine Ausgangssperre von 18 Uhr an. Präsident Fernández sagt, es bestehe das Risiko einer Überlastung des Gesundheitswesens. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als die Regierung sehr früh lang anhaltende Isolationsmaßnahmen verhängt hatte, ist die aktuelle Phase nun auf lediglich neun Tage beschränkt.

Südamerika, die tödliche Region

Die kurze „Unterbrechung“ soll die weitere Ausbreitung bremsen und den wirtschaftlichen Schaden begrenzen. Denn die Lage ist ernst. Fast 23.000 Betriebe mussten im vergangenen Jahr schließen, zehnmal so viele Beschäftigte verloren ihre Arbeit. Mehr als vierzig Prozent der Bevölkerung gelten inzwischen als arm. Hinzu kommt die Inflation. Sie entwertet zunehmend die Einkommen der Argentinier. Das weiterhin hoch verschuldete Land kämpft, um den nächsten Staatsbankrott zu verhindern.

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Davon unbeirrt, kündigte Fernández weitere Steuersenkungen und Hilfen für Geringverdiener und verschiedene Sektoren der Wirtschaft an. Das kostet den Staat umgerechnet vier Milliarden Euro. Das Hilfspaket dient auch dazu, die wachsende Unzufriedenheit der Argentinier in Grenzen zu halten. Laut Umfragen lehnt mehr als die Hälfte der Bevölkerung die Arbeit der linken Regierung ab.

Im Hinblick auf die Parlamentswahlen im Oktober bereitet das Fernández und seiner Peronistischen Partei Kopfzerbrechen. Noch vor einem Jahr waren die Umfragewerte des Präsidenten hervorragend. Die tiefen Einschnitte, die nötig waren, um die Pandemie unter Kontrolle zu halten, erwiesen sich für die Bevölkerung auf die Dauer jedoch als zermürbend. Selbst in den eigenen Reihen der Regierung ist man sich nicht einig über den Balanceakt zwischen Schließungen und Öffnungen. Eine Zeit lang konnte die Regierung sogar auf die Opposition bauen. Die Harmonie ist in den vergangenen Wochen jedoch verflogen.

Volle Intensivstationen wie hier in einem Krankenhaus in  Florencio Varela, Argentinien, sind derzeit Alltag.


Volle Intensivstationen wie hier in einem Krankenhaus in Florencio Varela, Argentinien, sind derzeit Alltag.
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Bild: AFP

In Argentinien zeigt sich wie in den meisten anderen Ländern der Region, wie schwer sich die Isolationsmaßnahmen konsequent durchsetzen lassen, wenn große Teile der Bevölkerung auf ihre täglichen Verdienste angewiesen sind, um über die Runden zu kommen. Die Staatshaushalte brechen unter der Last der Pandemie-Hilfen zusammen, deren Hauptzweck darin besteht, die Ernährungssicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.

Das gilt auch für Argentiniens großen Nachbarn Brasilien. Dort hatte eine heftige Pandemie-Welle im März und April täglich bis zu viertausend Todesopfer gefordert. Nach einer Lockerung der Isolationsmaßnahmen bahnt sich nun bereits die nächste Welle an. Das Gesundheitswesen arbeitet kontinuierlich am Limit. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Kolumbien, Paraguay und anderen Ländern Südamerikas. Das macht die Pandemie in der Region auch tödlicher als in anderen Teilen der Welt.

Schon zu Beginn der Pandemie wiesen Fachleute darauf hin, dass es Lateinamerika nur mit Massenimpfungen aus der Krise schaffe. Doch anders als etwa in Europa befindet sich die Impfkampagne in Südamerika zumeist – von Chile abgesehen – noch in der Anfangsphase. Derzeit hat Argentinien lediglich 18 Prozent der Bevölkerung einmal geimpft, weniger als fünf Prozent haben beide Dosen erhalten. Damit liegt Argentinien trotzdem an vierter Stelle in Südamerika.

In vielen Ländern Südamerikas läuft die Impfkampagne deshalb so langsam, weil sie sich die Preise der in Europa zugelassenen Impfstoffe nicht leisten konnten oder wollten. Brasilien wiederum hätte schon früher mehr Impfstoff von BioNTech/Pfizer haben können. Profitiert haben davon die chinesischen und russischen Hersteller. Argentinien etwa setzt bisher vor allem auf den russischen Impfstoff Sputnik V, den es als eines der ersten Länder der Welt zugelassen hat.

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