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#Wo die wilden Pferde wohnen

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Wo die wilden Pferde wohnen

Das ist ein qualvoller Tod, der sich über Wochen hinziehen kann“, sagt Viktor Hawrylenko. Der Direktor des legendären Steppenreservats Askania Nowa steht vor dem verkrümmten Körper eines toten Kranichs. Heute schon zum neunten Mal. Auch in diesem Frühling waren etwa 20.000 der großen Vögel auf dem Durchzug nach Norden hier, im Süden der Ukraine, als sie das Gift aufnahmen. „Schauen Sie, dort landen gerade welche. Aber wie! So landet kein gesunder Kranich.“

Gerhard Gnauck

Politischer Korrespondent für Polen, die Ukraine, Estland, Lettland und Litauen mit Sitz in Warschau.

Hawrylenko und seine zahlreichen Mitarbeiter haben seit Januar in Askania und Umgebung 800 tote Kraniche und einige Greifvögel aufgesammelt. Bald fiel ihr Verdacht auf vergiftete Getreidekörner, mit denen Landwirte in der Gegend Feldmäuse bekämpfen. Im März, so der Zoologe, habe man den Laborbeweis bekommen, dass die Kraniche an dem offenbar in China produzierten und in der Ukraine zugelassenen Gift (Wirkstoff Brodifacoum) verendet seien. Man hoffe auf ein Verbot des Stoffs und habe 25 Strafverfahren eingeleitet.

Die „Kornkammer Europas“

In der Ukraine, einst als „Kornkammer Europas“ bekannt, erlebt die Landwirtschaft nach den Wirren der Nachwendezeit gerade einen Aufschwung. Das mache es besonders schwer, gegen Großagrarier vorzugehen, sagt Hawrylenko. Er verfolgt andere Interessen als sie: Askania Nowa ist das älteste Steppenreservat der Welt und in Europa das größte, außerdem Biosphärenreservat und Sitz eines Forschungsinstituts. Die Kraniche übernachten auf den feuchten Wiesen von Askania, im Umland holen sie sich Futter. Das Frühjahr mit seinem noch nicht von der Steppensonne versengten üppigen Grün ist die beste Zeit für einen Besuch in dieser Gegend. Im Ort gibt es ein Hotel und eine neue orthodoxe Kirche mit goldenen Kuppeln.

Der Direktor des Steppenreservats Askania Nowa, Viktor Hawrylenko, weist auf einen weiteren toten Kranich hin.


Der Direktor des Steppenreservats Askania Nowa, Viktor Hawrylenko, weist auf einen weiteren toten Kranich hin.
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Bild: Gerhard Gnauck

Zum Glück kann Hawrylenko auch von anderem berichten als von toten Vögeln. Auf der Autofahrt durch die schier endlosen Freigehege, die etwa 23 Quadratkilometer umfassen, trappelt mal ein Trupp Saiga-Antilopen vorüber, dann Zebras, dann eine Herde Mufflons. Auch die amerikanischen Bisons haben Junge bekommen, die sich noch ganz eng an die Muttertiere halten. Wer in Askania für umgerechnet knapp acht Euro die „Fotosafari“ bucht, bekommt in zwei Stunden in den Freigehegen diese und viele andere Tiere zu Gesicht.

Auch ein botanischer Garten gehört zum Park. Sein Herzstück sind jedoch die vor allem in der Winterzeit genutzten Stallungen sowie Volieren, die wie ein Zoo zu Fuß besichtigt werden können. „Die Tierzucht ist unsere Rettung“, sagt Hawrylenko. „So können wir viele Exemplare an zoologische Gärten verkaufen. Der Staat zahlt seit 2014 nur noch die Gehälter unserer Mitarbeiter, den Strom und Medikamente für kranke Tiere.“

Gezüchtet wird hier unter anderem das Przewalski-Pferd. Dieses zähe eurasische Wildpferd war Mitte des 20. Jahrhunderts fast ausgestorben, konnte jedoch, vor allem dank Askania Nowa, gerettet werden. Zuletzt wurden Pferde dieser Art im Ödland rund um die Reaktorruine von Tschernobyl angesiedelt. Ähnlich gefährdet war die Saiga, eine Antilope mit einer rüsselartigen Nase. „Seit drei Jahren finanziert China in der Ukraine an drei Orten die Saiga-Zucht“, berichtet der Direktor. Offenbar wollten die Chinesen auf diese Weise in Zukunft ihre eigenen Antilopenbestände verstärken. Man sieht Hawrylenko an, dass er gerne stärker mit Partnern im Ausland zusammenarbeiten würde. Aber bei dem knappen Budget sind Auslandsreisen nicht möglich.

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