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#Verstappen crasht die Ferrari-Party

„Verstappen crasht die Ferrari-Party“

Die Formel 1 als Hörerlebnis: Am Sonntag in Monza begann es mit einer würdevollen Stille. Während der Aufstellung zum Großen Preis von Italien gedachten der riesige Tross und Tausende von Zuschauern der verstorbenen Königin Elisabeth II. Nur Generatoren summten. Etwa 90 Minuten später feierten die meisten der – geschätzt – 100.000 Zuschauer Charles Leclerc, und sei es aus Trotz. Ein gewaltiger Chor trug den Monegassen, obwohl als Zweiter im Nationalmodell Ferrari vor George Russell (Mercedes) im Ziel.

Leclerc musste sich wieder Max Verstappen geschlagen geben. Der Niederländer gewann zum fünften Mal in Serie, zum elften Mal in dieser Saison. Sein Vorsprung in der Fahrerwertung wuchs auf 116 Punkte vor Leclerc an. Beim nächsten Rennen in Singapur kann er zum zweiten Mal Weltmeister werden nach der souveränen Tour in der Lombardei. Auch zu dieser Leistung gab es einen unüberhörbaren Kommentar von den Rängen: Pfiffe und Buhrufe. Verlieren ist ein Kunst.

Den Ferraristi ging es am Anfang des Nachmittags viel zu schnell: Fünf Runden brauchte Verstappen, um dort mit gewaltigem Schwung zu kreisen, wo er am Samstag nach dem Qualifying gestanden hatte: auf Rang zwei hinter dem Polegewinner Leclerc. Im Handumdrehen glich der Niederländer seine Rückversetzung in der Startaufstellung auf Rang sieben aus.

Wie acht andere Kollegen hatte er diesen Nachteil in Kauf genommen, um eine neuen Antrieb einbauen lassen zu können. Wenn das Kontingent von drei pro Saison erschöpft ist, gibt es Platzverweise. Kein Problem für Lewis Hamilton im Mercedes, der als Vorletzter lossauste und Fünfter wurde. Carlos Sainz schaffte es im zweiten Ferrari von Position 18 auf Rang vier. Aber der Weltmeister hatte es nicht so weit.

So sahen die wenigen Fans längs des Autodromos im Königlichen Park, die nicht für Ferrari ihr Fähnchen schwangen, nach ein paar fixen Touren des Chefpiloten von Red Bull ein Duell auf sich zukommen: Rennwagen hinter Rennwagen mit Vollgas auf der Zielgeraden bis hinunter zur ersten Schikane, wo bei Tempo 330 der gewinnt, der zuletzt bremsen kann, ohne die Ideallinie zu verlieren. Schöne Aussichten. Wäre da nicht Sebastian Vettels Aston Martin gewesen. Der arme Hesse. Erst lief es nicht in Training und Qualifying (17.), dann rollte der Dienstwagen aus. Feierabend zur Mittagszeit. Kein würdiger Abschied für den viermaligen Weltmeister vom Speedtempel der Formel 1, wo er 2008 seinen ersten Grand Prix gewann. Tempi passati.

Die Formel 1 schaute nicht lange nach rechts auf den Randstreifen, den zum Jahresende scheidenden Deutschen, sondern auf ihre Strategen: Wer würde in der Phase des virtuellen Safety-Cars bis zur Bergung des Boliden die Boxengasse aufsuchen? Leclerc. Ein interessanter Schachzug Ferraris. Die Strategen der Scuderia wussten, dass Verstappen nicht hinter ihrem stärksten Piloten zu halten war. Wenn der Champion einmal vorbei sein würde, wäre das Rennen gelaufen.

Also wollte Ferrari die Entscheidung hinauszögern. Mit Leclerc in einem Auto, das einen höheren Reifenverschleiß produziert als der Red Bull. Zumal Ferrari, um die Poleposition gewinnen zu können, bei der Abstimmung auf Abtrieb verzichtete. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Geraden bezahlten die Roten mit weniger Haftung in den Kurven, was den Reifenverschleiß erhöht. Deshalb war sich Verstappen so sicher, Leclerc einholen und überholen zu können.

Die Idee seines Gegners: nach dem einzigen Boxenstopp des Weltmeisters wieder in Führung zu gehen und einen zweiten Service ins Auge zu fassen, obwohl in Monza ein Halt der schnellste Weg ins Ziel ist. So kam es. Verstappen wechselte in der 26. Runde von soften Pneus auf die mittlere Mischung. Ein Akt im Spitzentempo: 2,4 Sekunden. Schnell zurück auf der Piste sah sich der alte und wohl neue Weltmeister zehn Sekunden hinter dem erstbesten Ferrari. Und gab Gas. In sechs Runden drückte er den Rückstand auf fünf Sekunden.

Ferrari hatte inzwischen alle Fälle durchdekliniert am Funk mit Leclerc, kam über Kalkulation A und B zu Variante C: zweiter Boxenstopp mit Wechsel auf die schnellsten Pneus. Das geschah rund 20 Runden vor Ende des Rennens. Leclerc schoss zwanzig Sekunden hinter Verstappen zurück auf die Piste. Er hätte eine Sekunde pro Tour aufholen müssen. Unmöglich. „Er war zu schnell“, sagte Ferraris Teamchef Mattia Binotto. Basta. Was die Scuderia auch versuchte, das Ergebnis zeugte allein vom verzweifelten Versuch, Red Bull auf italienischem Boden auszubremsen. „Wir wussten nicht“, erzählte Leclerc, „was wir machen sollten.“

In solchen Fällen hilft nur noch Glück oder die Konkurrenz. Sechs Runden vor dem Ende stellte Daniel Ricciardo seinen McLaren auf dem Seitenstreifen ab. Schnell rückte das Safety-Car aus. Die Führungsgruppe mit Verstappen, Leclerc, Russell und Sainz ließ sich frische Reifen verpassen, reiht sich dicht an dicht zum fliegenden Neustart ein.

Der Puls stieg, die Spannung wuchs, Ferraris Hoffnung erwachte: Leclerc hat doch auf den Geraden das schnellere Auto, er könnte sich ansaugen, überholen, die Feier zum 75-jährigen Jubiläum Ferraris veredeln. Aber die Formel 1 ist – zu langsam. Innerhalb von fünf Runden gelingt es nicht, den McLaren, ein Gang hängt fest, aus der Gefahrenzone zu schaffen. Und so rollt das Feld hinter dem Safety-Car, dem Reglement gehorchend, ins Ziel. Die Fans pfeifen. „Das Ende war frustrierend. Ich wäre gerne noch mal ein Rennen gefahren“, sagt Le­clerc mit bitterer Miene.

Mick Schumacher lächelte. Zwölfter, dafür gibt es keine Punkte für die Fahrer-Wertung, aber für den Kampf um einen Vertrag im kommenden Jahr. Der Haas-Pilot raste von Rang 17 aus nach vorne, überholte geschickt und ließ seinen Teamkollegen Kevin Magnussen (16.) wieder hinter sich. Das geschah im Windschatten der großen Sause, fast im Stillen.

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