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#FFP2-Masken für Risikogruppen?

FFP2-Masken für Risikogruppen?

Tübingen tut es, das Land Bremen auch: Angesichts der stark gestiegenen Neuinfektionszahlen haben erste Regionen in Deutschland angekündigt, besonders gefährdete Personengruppen kostenlos mit hochwertigen FFP2-Masken zu versorgen. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer will diese Masken, die – anders als Stoff- oder einfache blaue OP-Masken – auch den Träger schützen, an über 65-Jährige verteilen, Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte will sie an ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen ausgeben.

Britta Beeger

Ilka Kopplin

Nicht nur diese beiden Beispiele zeigen: Der Schutz der Risikogruppen rückt in der Corona-Pandemie aktuell besonders in den Fokus. Forderungen, vor allem Pflegebedürftige, das Personal in Altenheimen und Krankenhäusern, Lehrer, Erzieher sowie Senioren mit mehr Corona-Tests und partikelfilternden Masken auszustatten, waren zuletzt häufiger zu hören, etwa von dem Bonner Virologen Hendrik Streeck oder Verdi-Chef Frank Werneke. Das soll diese Personengruppen vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 schützen und zugleich die Pflegeeinrichtungen vor größeren Ausbrüchen und Besuchsverboten sowie die Intensivstationen vor einer Überlastung bewahren.

Ministerium verschickt Masken an Pflegeheime

Während es bei der Ausstattung der Pflegeeinrichtungen mit Antigen-Schnelltests noch hakt, hat sich die Versorgung mit FFP2-Masken nach den großen Engpässen im Frühjahr aber offenbar ohnehin deutlich entspannt, wie der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) sowie der Deutsche Caritasverband auf Anfrage mitteilten. Die Heime bestellen ihre Masken nun wieder selbst, teils organisieren die Träger oder Länder Sammelbestellungen. Auch dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zufolge gibt es derzeit keinen Versorgungsengpass.

Als zusätzliche Unterstützung liefert das Bundesgesundheitsministerium dennoch 290 Millionen Masken aus Bundesbeständen an Pflegeheime, konkret rund 97.000 Pakete mit je 1000 FFP2-Masken und 2000 einfachen OP-Masken, wie eine Sprecherin der F.A.Z. bestätigte. Bis Ende 2021 hat sich der Bund 4,1 Milliarden OP-Masken und rund 1,7 Milliarden FFP2-Masken vertraglich gesichert. Ein Teil davon soll in die nationale Reserve Gesundheitsschutz einfließen, die derzeit aufgebaut wird.

Gestiegene Preise

Beide Verbände – die privaten Pflegeanbieter wie die Caritas – teilten zudem mit, dass die Masken in den Pflegeheimen schon heute verstärkt zum Einsatz kommen: nicht nur, wie vom Robert-Koch-Institut (RKI) vorgeschrieben, wenn Pflegekräfte bestätigte oder wahrscheinliche Verdachtsfälle versorgen oder testen, sondern auch wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann oder die Bewohner keine Masken tragen. Dem Personal sei „sehr bewusst, dass letztlich nur die höherwertigen Masken vor einer Infektion schützen können“, sagt BPA-Präsident Bernd Meurer. Einen einfachen Mund-Nasen-Schutz empfiehlt das RKI darüber hinaus ohnehin für alle Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen, also etwa auch für das Reinigungspersonal.

Auch die Bewohner mit FFP2-Masken auszustatten, halten die Träger der Pflegeeinrichtungen hingegen schlicht nicht für machbar. „Man darf nicht vergessen, dass in den stationären Einrichtungen viele Pflegebedürftige dementiell erkrankt sind. Das Tragen von Mund-Nasen-Masken verunsichert sie, sie verstehen und tolerieren das oft nicht – und es macht ihnen Angst“, sagt Nora Roßner, die beim Deutschen Caritasverband Fachreferentin für die ambulante und stationäre Pflege ist. Andere hätten Atemwegserkrankungen oder andere Beschwerden, die das Tragen von FFP2-Masken für sie quasi unmöglich machten.

In hiesigen Krankenhäusern, wo solche Masken seit Krisenbeginn ebenfalls zur Behandlung und Pflege von Corona-Patienten und oft in Verdachtsfällen eingesetzt werden, hat sich die Lage seit dem Frühjahr etwas entspannt. Während der ersten Welle hätten sich zahlreiche Krankenhäuser regelmäßig wegen Lieferengpässen an die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), den Dachverband der Kliniken, gewandt. „Das ist jetzt nicht der Fall. Wir gehen daher von einer ausreichenden Verfügbarkeit aus“, sagte DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum der F.A.Z. Damals hätten etwa 40 Prozent auf das staatliche Kontingent zurückgreifen müssen. Er geht davon aus, dass dieser Anteil weiter gesunken ist. Problematisch bleiben nach seiner Aussage eher die deutlich gestiegenen Preise.

Zwar hätten sich diese im Sommer wieder etwas entspannt, allerdings nicht annähernd auf ein Vorkrisenniveau. Erfahrungen, die man auch bei dem Frankfurter Gesundheitsunternehmen Agaplesion mit gut 20 Kliniken und 40 Altenpflegeeinrichtungen bestätigen kann. „Die Preise für zertifizierte Masken liegen aktuell immer noch vier- bis fünffach über dem Vor-Corona-Niveau“, heißt es dort. Zwar hätten sich die Lieferketten aus Asien „grundsätzlich stabilisiert“, allerdings sei die Lage mit steigenden Infektionszahlen wieder „spürbar angespannter“.

Auch Agaplesion erhält für die eigenen Pflegeeinrichtungen bald Masken durch den Bund. Schon im Frühjahr hatte das Unternehmen Material bekommen – damit allerdings auch schlechte Erfahrungen gemacht. „Es gab einige Lieferungen an Schutzmaterialien durch die öffentliche Hand, die fehlerhaft oder von minderer Qualität waren und die wir dann intern aufwendig zurückrufen mussten. Nun prüfen die Einkaufs- und Hygieneabteilung gemeinsam die Qualität der Produkte, bevor sie an die Standorte ausgeliefert werden“, sagte Bettina Beinhauer, Leiterin des Medizinmanagements, vor kurzem im Gespräch mit der F.A.Z.

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