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#Verweigerung – aus der Traum

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Verweigerung – aus der Traum

An der dreifachen Kombination endeten die Hoffnungen der deutschen Springreiter. Daniel Deußer, der Erfahrenste unter ihnen und deshalb Schlussreiter, erlebte einen der schwärzesten Momente in seiner Laufbahn als Sportler. Eine fehlerfreie Runde wäre nach den Vorleistungen seiner Kollegen unbedingt notwendig gewesen, um wenigstens noch die theoretische Chance auf die angestrebte Mannschaftsmedaille zu wahren.

Aber dann fiel am Einsprung zu diesem Hindernis, einer von zahlreichen Klippen in diesem schweren Olympia-Parcours, eine Stange. Die folgende Distanz zu einem über Wasser gebauten Oxer passte nicht mehr, so dass Deusser seine Stute Killer Queen durchparieren musste. Ein Stopp, der als Verweigerung gewertet wird. „Seine Stute sei erschrocken, sagte Deußer. „Das hat sie noch nie gemacht“. Möglicherweise war sie beim Einsprung durch das Wasser irritiert worden, das im Flutlicht blinkte.

Das war‘s. Der Weltranglisten-Erste, einer der derzeit besten Springreiter der Welt, musste die Waffen strecken. Deußer verzichtete auf die Fortsetzung des Parcours. Wieso hätte er sein Pferd auch weiter strapazieren sollen? Nach einem mutmachenden Extra-Sprung, um dem Pferd zum Abschluss ein positives Erlebnis zu ermöglichen, verließ der Wiesbadener, der in Belgien lebt, die Stätte des Schreckens. Das hatte sich die deutsche Equipe anders vorgestellt. Da im Modus von Tokio kein Streichresultat vorgesehen war, in dem eine desaströse Einzelleitung hätte verschwinden können, blieb nur Platz neun. Vor fünf Jahren in Rio de Janeiro hatte die Equipe von Bundestrainer Otto Becker noch Bronze geholt.

Schweden der verdiente Sieger

Olympiasieger wurden die Schweden. Und wie man es drehte und wendete: Trotz eines vom Weltverbands entstellten Reglements waren sie die verdienten Gewinner. Im Stechen um Gold und Silber, in dem alle Beteiligten fehlerfrei blieben, war das Trio schneller als die Reiter aus den Vereinigten Staaten. Henrik von Eckermann mit King Edward, Malin Baryard-Johnsson mit Indiana und Peder Fredrikson mit All In beeindruckten vom ersten Tag an mit starken Ritten, Fredrikson gewann bereits in der Einzelwertung Silber, Eckermann leistete sich im ganzen Turnier keinen einzigen Abwurf, Baryard-Johnsson erlaubte sich lediglich am Samstag im Umlauf einen einzigen Lapsus, an Deußers Schicksal-Hindernis, in der Dreifachen.

Schon im Wettbewerb um die Einzelwertung hatte das schwedische Trio geschlossen das Stechen erreicht. Das hieß aber auch, dass ihre Pferde im Vergleich mit den Vereinigten Staaten, die sich geschlossen nicht für das Einzel-Finale qualifiziert hatten, bis zum Stechen zwei strapaziöse Runden mehr hatten absolvieren müssen. Trotzdem waren die schwedischen Pferde fit genug für den Sieg. Laura Kraut, Jessica Springsteen, die Tochter des Rockstars, und McLain Ward mussten mit Silber vorlieb nehmen, Bronze gewannen die Belgier trotz zwölf Strafpunkten, was zeigt, wie schwer der Finalparcours war.

Am Freitag, im ersten Teil des Mannschaftswettbewerbs, hatten die deutschen Reiter noch starke Leistungen gezeigt: Ihnen unterlief kein einziger Hindernisfehler. Doch nach dem neuen Reglement begannen am Samstag alle Equipen wieder bei null. Und es lief nicht. Andre Thieme (Plau am See), der mit seiner Stute Chakaria als Erster ins Rennen ging, war zwar zunächst gut unterwegs. Doch zu Beginn der extrem kniffligen Schlusslinie in Richtung einer engen zweifachen Kombination verfolgte er den zwar gemeinsam im Team getroffenen, aber nicht hilfreichen Plan, sechs kurze Galoppsprünge einzubauen statt fünf längerer.

Die Folge war ein Abwurf – plus ein Folgefehler am nächsten Hindernis – insgesamt acht Fehlerpunkte. Auch Maurice Tebbel aus Emsbüren, wie Thieme Olympia-Neuling, begann den Parcours vielversprechend. Doch ein hauchdünner Abwurf, ebenfalls in der Zweifachen auf der Schlusslinie, brachte weitere vier Punkte auf das deutsche Konto. Später zeigte sich, dass Deutschland, wäre Deußer fehlerfrei gegangen, noch ein Stechen um Bronze hätte erreichen können. Aber retrospektives Ärgern ist auch in diesem Fall zwecklos.

Am Ende war es auch nicht Deußer, der am letzten Tag der Reiterwettbewerbe in Tokio sein größtes Waterloo erlebte. Es war die Französin Pénélope Leprevost, mit ihrem Hengst Vancouver. Frankreich war nach zwei Reitern auf dem Weg zum Olympiasieg. Doch die Mannschafts-Olympiasiegerin von Rio scheiterte an der zweifachen Kombination. Erst passierte ein Abwurf mit folgender Verweigerung. Um für ihr Team zu retten, was zu retten war, versuchte sie es noch einmal. Wieder Verweigerung – ausgeschieden.

Die Folge: Absturz der glorreichen Equipe Tricolore von eins auf acht, einen Platz vor Deutschland. Letzter aber wurde Großbritannien, weil der Einzel-Olympiasieger Ben Maher mit seinem Superspringer Explosion nicht einmal mehr in den Parcours einritt – mangels Streichresultat sah er keinen Sinn mehr darin, weil seine beiden Kollegen zu viele Fehler gemacht hatten. Auch eine Konsequenz des neuen Reglements, doch am Finaltag wollte sich keiner mehr darüber aufregen. Zumal Otto Becker konstatieren musste: „Daran hat es nicht gelegen.“

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