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#Israel empört über Selenskyjs Holocaust-Vergleiche

„Israel empört über Selenskyjs Holocaust-Vergleiche“

Wolodymyr Selenskyjs scharfe Kritik an Israel und seine historischen Vergleiche in einer Rede vor den Mitgliedern der Knesset haben in dem Land entschiedenen Widerspruch hervorgerufen. Der ukrainische Präsident hatte sich am Sonntagabend in einer live übertragenen Videoansprache an die Parlamentarier und die Regierung gewandt. Darin geißelte er Israel für seine Weigerung, der Ukraine Waffen wie etwa das Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ zur Verfügung zu stellen, um sich gegen die russische Invasion zu wehren.

Christian Meier

Politischer Korrespondent für den Nahen Osten und Nordostafrika.

Auch dass Israel sich den Sanktionen gegen Russland bislang nicht angeschlossen habe und nur beschränkt ukrainische Flüchtlinge aufnehme, kritisierte er. Dies sei die Entscheidung des israelischen Volks, sagte Selenskyj, aber „ihr müsst dann mit eurer Antwort leben“.

Selenskyj behauptete in diesem Zusammenhang, die russische Führung verwende gegenüber der Ukraine die gleiche Sprache wie seinerzeit die Nazis, als sie den Völkermord an den Juden planten. „Ihr erinnert euch gut an die ‚Endlösung‘ der jüdischen Frage“, sagte er, an die israelischen Zuhörer gerichtet. „Hört euch an, was nun in Moskau gesagt wird, hört, wie sie diese Wörter wieder sagen: ‚Endlösung‘. Aber dieses Mal in Bezug auf uns, auf die ukrainische Frage.“

Selenskyj hob auch hervor, dass der Beginn des russischen Angriffs am 24. Februar erfolgt sei, genau 102 Jahre nachdem Hitler das Parteiprogramm der NSDAP vorgelegt habe. „Wir leben in verschiedenen Ländern und unter völlig verschiedenen Umständen, aber die Bedrohung, der wir gegenüberstehen, ist ein und dieselbe“, sagte Selenskyj weiter. Die Nazis hätten Millionen von Menschen getötet, Russland habe binnen weniger Wochen jedoch Tausende getötet und auch Orte wie die Gedenkstätte Babyn Jar angegriffen.

Schon der Botschafter löste Kritik aus

Noch am Abend wiesen Politiker und Kommentatoren in Israel die Parallelen zurück, die der ukrainische Präsident, der selbst Jude ist, gezogen hatte. Bezalel Smotrich von der „Religiös-zionistischen Partei“ sprach von einem „empörenden und lächerlichen Vergleich mit dem Holocaust“. Der rechte Politiker kritisierte auch Selenskyjs Satz, das ukrainische Volk habe während des Zweiten Weltkriegs bewusst entschieden, Juden zu retten. Dies sei Geschichtsrevisionismus, kritisierte Smotrich, der die Rolle der Ukrainer bei der Judenvernichtung unterschlage.

Übertragung in Tel Aviv: Wolodymyr Selenskyj ist zugeschaltet.


Übertragung in Tel Aviv: Wolodymyr Selenskyj ist zugeschaltet.
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Bild: AP

Die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem teilte – ohne Selenskyj namentlich zu nennen – mit, sie verurteile die „Trivialisierung und Verzerrung der historischen Fakten des Holocausts“. Kommunikationsminister Joav Hendel von der Mitte-rechts-Partei „Neue Hoffnung“ schrieb diesbezüglich auf Twitter, er unterstütze Selenskyj und das ukrainische Volk, aber „die schreckliche Geschichte des Holocausts darf nicht umgeschrieben werden“.

Anfang März hatte schon der ukrainische Botschafter in Israel, Yevhen Korniychuk, Kritik ausgelöst, als er pauschal behauptete, die Ukrainer hätten während des Zweiten Weltkriegs Juden gerettet. In Israel wiesen viele daraufhin auf die Rolle ukrainischer Kollaborateure und nationalistischer Milizen beim Völkermord an den Juden hin.

Auf Großleinwand übertragen

Neben Kommunikationsminister Hendel äußerten auch andere Politiker und Kommentatoren nach Selenskyjs Rede Verständnis für dessen Versuch, die Israelis aufzurütteln, während sie die historischen Ausführungen zurückwiesen. In der Zeitung „Maariv“ hieß es in einem Kommentar des Journalisten Ben Caspit, Selenskyjs Vergleich mit dem Holocaust sei falsch gewesen. Aber „wenn ein Mann mit seinen bloßen Händen gegen eine nukleare Supermacht kämpft, die ihn brutal angegriffen hat, sollte er nicht dafür getadelt werden, Fehler zu machen. Er hat getan, was wir in der gleichen Situation getan hätten: Er versuchte um jeden Preis, seine Zuhörer aufzurütteln und zu schockieren.“

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Später schien Selenskyj bemüht, die Wogen zu glätten. In einem wenige Stunden nach seiner Rede veröffentlichten Video dankte er dem israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett für dessen Vermittlungsversuche. Zugleich äußerte er Verständnis für Israels Lage, das seine guten Beziehungen zum Kreml nicht auf Spiel setzen will. „Israel hat seine Interessen, seine Strategie für die Verteidigung seiner Bürger, wir alle verstehen das“, schrieb er.

Bennett wiederum nannte die Erwägungen, die Israel im Zusammenhang mit seiner Positionierung im Krieg treffen müsse, bei einem Auftritt am Montagvormittag „komplex“. Später sagte der Ministerpräsident der israelischen Nachrichtenseite Ynet zu Selenskyjs Ausführungen, es „verbietet sich, irgendetwas mit dem Holocaust zu vergleichen“.

Selenskyjs Rede – einer von mehreren des ukrainischen Präsidenten vor westlichen Parlamenten seit Kriegsbeginn – war ein wochenlanges Hin und Her zwischen der ukrainischen und der israelischen Seite über den Rahmen des Auftritts vorausgegangen. Parlamentssprecher Mickey Levy hatte Kritik auf sich gezogen, als er Selenskyjs Ansinnen ablehnte, sich per Videoschalte an die versammelte Knesset zu wenden. Levys Begründung – es sei sitzungsfreie Zeit, und der Plenarsaal werde renoviert – wirkte wenig überzeugend.

Kurz darauf lehnte auch Yad Vashem es ab, eine Rede des ukrainischen Präsidenten auf dem Gelände der Holocaustgedenkstätte zu übertragen. Die Führung von Yad Vashem war besorgt, dass bei einer solchen Veranstaltung Vergleiche zwischen dem Holocaust und dem Krieg in der Ukraine gezogen werden könnten.

Schließlich willigte die ukrainische Seite in den Vorschlag des Knesset-Präsidenten ein, eine Rede per Zoom zu halten, zu der die Parlamentsabgeordneten sowie die Regierungsmitglieder sich zuschalten können. Ein Großteil der 120 Mitglieder des Parlaments tat dies am Sonntagabend. Zugleich wurde Selenskyjs Rede auf dem zentralen Habima-Platz in Tel Aviv auf einer Großleinwand übertragen, Hunderte Menschen waren zugegen. Nach Angaben des israelischen Parlaments wurden mehrere Versuche von Hackern unterbunden, die Übertragung der Rede zu stören.

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