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#Vom Baum stieg sie als Königin

Vom Baum stieg sie als Königin

Die Unausweichlichkeit ihres Schicksals war Elisabeth seit dem Thronverzicht ihres nie ge­krönten Onkels Eduard VIII. im Dezember 1936 bewusst. Die schwere Krankheit ihres Vaters, der seinen Bruder als Georg VI. ersetzte, machte es wahrscheinlich, dass die Bestimmung sie eher früher als später erreichen würde. Dennoch war der 6. Februar 1952 für die noch keine 26 Jahre alte Thronfolgerin ein „ganz entsetz­licher Schock“. So gab der letzte Kö­nig von Jugoslawien eine Aussage Prinz Philips wieder. Nach dessen Darstellung fühlte sich das Paar wie betäubt.

Gina Thomas

Feuilletonkorrespondentin mit Sitz in London.

An jenem Morgen, um halb acht, fand ein Diener den König tot in seinem Bett auf. Der schwer krebskranke Monarch ­hat­te es am Tag davor noch geschafft, auf seinem Landsitz Sandringham an einer Jagd teilzunehmen. Um Mitternacht sah ihn ein Wächter noch aus dem Garten am Fenster seines Schlafzimmers stehen. Ir­gendwann in den frühen Morgenstunden starb Georg VI. im Schlaf an einer Herzthrom­bose. Es dauerte mehr als vier Stunden, bis die Nachricht buschtrommelartig zu seiner Tochter durchdrang.

Sie war mit ihrem Mann Prinz Philip eine Woche zuvor zu einer auf sechs Monate angelegten Reise durch das Commonwealth aufgebrochen und befand sich auf der ersten Station im Hochland von Kenia. Dort hatte das Paar im Treetops-Hotel ge­nächtigt, in einem Baumhaus, das zur Be­obachtung der Wildtiere errichtet worden war. Sie sei Königin geworden auf dem Hochsitz eines Baums in Afrika, während sie Nashörnern beim Trinken zusah, no­tierte der ehemalige Diplomat und Abgeordnete Harold Nicolson in seinem Tagebuch, ohne die Einzelheiten zu kennen. Ein berühmter Jäger, der aus der Nachbarschaft zum Personenschutz re­krutiert worden war, schrieb ins Gästebuch des Hotels: „Zum ersten Mal in der Welt­geschichte stieg ein junges Mädchen eines Tages als Prinzessin auf einen Baum und stieg am nächsten Tag (. . .) als Königin herunter – Gott segne sie.“

„Ich habe die Reise für alle verdorben“

Als Elisabeth von Prinz Philip erfuhr, dass ihr Vater gestorben sei, war das Paar von dem Ausflug nach Treetops schon wieder in die Sagana Lodge zurückgekehrt ­ – das Anwesen, das Kenia, damals noch Ko­lonie gewesen, ihm als Hochzeitsgeschenk in Pacht überlassen hatte. Wie charakteristisch für die junge Frau, die so­eben Königin geworden war, dass sie sich bei einer der Eh­rendamen für die überstürzte Rückkehr nach London entschuldigte. „Ich habe die Reise für alle verdorben.“

Ihr Privatsekretär Martin Charteris suchte sie vor der Abreise in der Lodge auf. Dort saß sie am Schreibtisch mit einem Stift in der Hand, „aufrecht, ohne Tränen, leicht errötet“, während Philip sich mit der ausgebreiteten „Times“ vor dem Gesicht auf dem Sofa zurücklehnte. „Ich fühlte dann, dass sich etwas verändert hatte, und so war es“, erzählte Charteris später. Elisabeth habe wie die „absolute Meisterin ihres Schicksals“ gewirkt. Die erste Frage an ih­ren Sekretär lautete: „Welche Formalitäten muss ich in dieser Stunde er­füllen?“

Die Königin, bevor sie Königin wurde: Elisabeth 1951 mit ihrer Familie


Die Königin, bevor sie Königin wurde: Elisabeth 1951 mit ihrer Familie
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Bild: picture alliance / Everett Colle

Weniger als zwei Tage später erbat sie vor dem Kronrat in ihrer ersten Ansprache als Königin Gottes Hilfe bei der Erfüllung „dieser schweren Aufgabe, die mir so früh in meinem Leben auferlegt worden ist“. Sie gelobte, das Glück und das Wohlergehen ihrer über die ganze Welt verbreiteten ­Völ­ker zu fördern, wie ihr Vater es durchgehend getan habe. Die Königin habe sehr klein gewirkt, als sie sich mit recht durchdringender hoher Stimme an die vielen schwarz gekleideten alten Männer mit Trauermiene richtete, berichtete der La­bour-Politiker Hugh Dalton.

Dem Wesen nach gefügig, ernst und pflichtbewusst, ist die Königin stets be­dacht gewesen, dem Beispiel ihres Großvaters, Georg V., und ihres Vaters zu folgen. Das bekräftigte sie denn auch in ihrer ersten Weihnachtsansprache am Ende dieses für sie schicksalsreichen Jahres 1952. Als sie 40 Jahre später auf diese Tage zu­rückblickte, hob sie hervor, dass ihr Vater viel zu jung und ganz plötzlich gestorben sei. Ihr sei es darauf angekommen, „das Beste aus dem zu machen, was in meinem Vermögen stand, und die Tat­sache zu ak­zeptieren, dass dies jetzt mein Schicksal war“.

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