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Von Böcklin bis Beuys

Wo ist Prometheus? In Arnold Böcklins „Prometheuslandschaft“ erscheint der mythologische Feuerdieb zwar fast so groß wie das Bergmassiv, über dessen Kamm er rücklings liegt. Trotzdem sieht man ihn so gut wie gar nicht. Die Geschichte des Titanen, den Zeus aus Zorn an einen Berg schmiedete, diente dem Maler vor allem als Aufhänger für die Illustration der gewaltigen Natur. Farblich verschmilzt die Hauptfigur des 1885 in Öl auf Holz entstandenen Gemäldes fast völlig mit ihrer Umgebung aus einem von finsteren Wolken verhangenen Himmel und nicht weniger düster dräuenden Felsen.

Die „Prometheuslandschaft“ repräsentiert einen wesentlichen Teil des Kunstschatzes im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, wo man mit 14 Gemälden sowie mehr als 70 Handzeichnungen die größte Böcklin-Sammlung nördlich der Alpen beherbergt. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um den einstigen Besitz des Mäzens Maximilian von Heyl, der dem Museum das Konvolut 1924 überließ. Das war nicht nur eine noble Geste. Der Schweizer Symbolist war schließlich schon zu jener Zeit ein gefeierter Künstler. Darüber hinaus ist die profilbildende Stiftung auch ein Beleg für die zeitgenössisch orientierte Darmstädter Sammlungspolitik.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum ersten von Feuerbachs berühmten Bildnissen der „Iphigenie“ bilden Böcklins Gemälde einen frühen Höhepunkt der Dauerausstellung zur Kunst vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Nicht ganz standesgemäß präsentiert werden die Meisterwerke im Untergeschoss des sogenannten Kargel-Baus, um den das einst von Alfred Messel errichtete Museum 1984 erweitert wurde. Für die Abteilung zuständig ist Gabriele Mackert, die 2017 auf Klaus-Dieter Pohl folgte.

Spiegelung des regionalen Bewusstseins

In ihr naturgemäß heterogenes Arbeitsfeld fällt auch der 1842 geborene Landschaftsmaler Eugen Bracht, der von Kindesbeinen an und bis zu seinem Tod 1921 in Darmstadt lebte. Sein berühmtes „Gestade der Vergessenheit“ aus dem Jahr 1889 nennt Mackert ein „Lehrmittel für alle Surrealisten“. Tatsächlich beeindruckt die Uferlandschaft, obwohl sie der Phantasie des Malers entstammt, durch ihr gewissenhaftes Naturstudium, während lange Schatten an Giorgio de Chirico erinnern. Zudem ist Bracht ein Beispiel dafür, dass die zeitgenössische Ausrichtung des Museums vor allem im 19. Jahrhundert Künstler der näheren Umgebung einschloss. Sie machen einen beträchtlichen Teil der Darmstädter Gemäldegalerie aus und spiegeln damit auch das regionale Selbstbewusstsein.

Anfang des 20. Jahrhunderts war der zeitgenössische Fokus weniger stark ausgeprägt. So kam expressionistische Kunst unter anderem von Ernst Ludwig Kirchner oft erst nach dem Zweiten Weltkrieg in die Sammlung des Museums. Zu einem Ort der Avantgarde entwickelte es sich erst unter der Ägide von Gerhard Bott, der 1960 Direktor wurde. Er etablierte die Jugendstil-Abteilung, integrierte den Film in die Sammlung und griff in die Architektur des Museumsgebäudes ein. Der Visionär in ihm kam aber vor allem 1970 zum Vorschein, als er Karl Ströhers Pop-Art-Sammlung ins Haus brachte.

Dass Bott 1975 ans Kölner Wallraf-Richartz-Museum wechselte und sein Nachfolger Wolfgang Beeh sein Augenmerk eher auf moderne Glasmalerei richtete, hat über das Schicksal des berühmten Konvoluts dann womöglich mitentschieden. Wer weiß, ob Bott es nicht doch fertiggebracht hätte, einen geeigneten Erweiterungsbau zu realisieren und damit den Abzug der Ströher-Sammlung nach Frankfurt zu verhindern.

Unter Beehs Leitung gelang es aber immerhin, den Block Beuys für Darmstadt zu sichern, der dort die Kunst nach 1945 überragt. An den früheren Besitzer des großen Werkkomplexes erinnert noch sein Aufbewahrungsort in den unter dem Dach gelegenen Räumen des Ströher-Flügels, deren Ausbau der Mäzen finanziert hat. Gegenüber befindet sich der „Wald der Skulpturen“: 40 Werke namhafter Bildhauer des 20. Jahrhunderts, die der Genfer Sammler Simon Spierer dem Museum 2004 schenkte.

Keine Frage, dass Mackert die Darmstädter Tradition gern fortsetzen und ebenfalls weiter zeitgenössisch sammeln würde. Das müsste gar nicht immer so viel kosten wie der vom Freundeskreis des Museums unterstützte Ankauf einer Plastik des britischen Künstlers Tony Cragg 2018, scheitert aber in der Regel trotzdem am Geld. Anders wäre das mit einem Ankaufsetat.

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