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#Von der Faszination des Horrors

Die Ausstellung „Tod und Teufel“ im Landesmuseum Darmstadt erzählt mit Werken aus Film, Musik, Mode und Kunst von der ungebrochenen Faszination, die Angst und Schrecken ausüben.

Aus schwarzen Augenhöhlen starrt einen der Mann an. Sein Gehirn liegt offen, seine Knochen treten an vielen Stellen des Körpers hervor. Selbst für hartgesottene Fans des Düsteren ist heftig, wie der kanadische Performer und Künstler Rick Genest aussieht, der seinen ganzen Körper als Skelett im Verwesungsstadium tätowieren ließ. Der „Zombie Boy“, wie Genest genannt wurde, ist das gruselige Gesicht der Ausstellung „Tod und Teufel – Faszination des Horrors“ im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, wo er als wandfüllende Fotografie die Besucher verstört.

Doch tatsächlich wurde Genest 2011 für ein Musikvideo von Lady Gaga und für eine Werbekampagne des Modelabels Mugler engagiert. Was deutlich macht, dass sein monströses Aussehen auch eine sehr fesselnde Komponente besitzt, die selbst im Mainstream einen Platz gefunden hat. Überall ist ja der Horror zu finden – in Mode, Musik und Film manifestiert er sich ebenso wie in der Kunst. Denn genau wie Grauen und Schrecken die Menschheit über die Jahrhunderte begleiten, üben sie dabei stets auch eine starke Faszination aus, wie die Ausstellung im Landesmuseum mit rund hundert Exponaten in abgedunkelten Räumen nachvollzieht. Dort stolpert man erst einmal fast über den mit Vanitas-Symbolen reich verzierten Sarg einer gewissen Ernestina Friderica von Stockhausen, die 1766 mit 28 Jahren im Kindbett starb.

Dämonen und Totentänzer

Und findet sich somit im ersten Teil der Schau, in dem ein historischer Rückblick vor Augen führt, dass sich die Motive der furchteinflößenden Dämonen und Totentänzer, der Dunkelheit, des Todes und einer wilden, unzähmbaren Natur bis heute wenig verändert haben: Aus der Gemäldegalerie des Hessischen Landesmuseums wurde Eugen Brachts Werk „Das Gestade der Vergessenheit“ (1889) entliehen, mit einer bedrohlich wirkenden, schroffen Küstenlandschaft und Schädeln, die am Strand aus dem Sand ragen – sie könnten eine hervorragende Kulisse für jeden Horrorfilm heute sein. Mittelalterliche Kupferstiche, darunter Albrecht Dürers „Der Reiter“ von 1513, der einen Ritter flankiert von Tod und Teufel darstellt, Martin Schongauers „Peinigung des heiligen Antonius“ (1469-1473) mit einem von Monstern geplagten Heiligen und Hans Baldung Griens Holzschnitt „Hexensabbat“ (1510) veranschaulichen die seit Jahrhunderten anhaltende Faszination des Bösen.

Starke Außenseiter: Erasmus Schröter, „Contest 54“, 2017


Starke Außenseiter: Erasmus Schröter, „Contest 54“, 2017
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Bild: Nachlassverwaltung A. Schröter

Dass sich ein Teufel auch als äußerst attraktiver Mann präsentieren kann, zeigt Friedrich Wilhelm von Schadows Ölgemälde „Hölle“ Mitte des 19. Jahrhunderts. Diesen Wandel der Darstellungen des Satans und seiner Dämonen, Vampire, und Hexen hin zu Wesen, von denen viele mittlerweile als anziehend, gar sexy empfunden werden, zeigt das eine oder andere Beispiel einer ganzen Filmplakat-Wand mit geliebten Horrorklassikern, darunter „Twilight“ und auch die schwarz-zopfige „Wednesday“ als einer der jüngsten Sympathieträgerinnen des dunklen Genres.

Dunkler Protest von Außenseitern

In der weitgehend vom Museum Kunstpalast in Düsseldorf entwickelten Ausstellung liegt der Schwerpunkt ohnehin auf den vergangenen zwei Jahrzehnten. Kuratorin Westrey Page liegt daran, den Horror, mit dem sich oft abwertende Assoziationen verbänden, aus seiner Schmuddelecke zu holen und „das Potential und die Tiefe des Genres“ hervorzuheben. Dessen Symbole seien längst zu Zeichen des Protests von Außenseitern geworden.

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