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#Von Sozialbetrug bis Geiselnahme

„Von Sozialbetrug bis Geiselnahme“

Obwohl es sich schon um eine Zusammenfassung handelt, braucht der Staatsanwalt am Mittwochnachmittag im Düsseldorfer Landgericht mehr als eine Dreiviertelstunde, um die Anklageschrift gegen sieben Mitglieder des türkisch-libanesischen Al-Z.-Clans aus Leverkusen zu verlesen. Endlos reihen sich schwere und schwerste Straftaten aneinander, die Männer und Frauen im Alter zwischen 22 und 47 Jahren begangen haben sollen. Die Fachleute für Organisierte Kriminalität der Staatsanwaltschaft Düsseldorf zeichnen in ihrer in der Gesamtfassung 127 Seiten langen Anklageschrift das Bild einer skrupellosen, bis ins perfideste Detail konsequent-kriminellen Beutegemeinschaft, die von anderen Migranten wie einem Autowerkstattbesitzer oder einem Betreiber einer kleinen Pizzeria brutal Schutzgeld einforderte, die in ihrem Barber-Shop einen Angestellten für höchstens 500 Euro im Monat schuften ließ, für ihn keine Sozialabgaben leistete und den Staat um die Umsatzsteuer prellte, die mit kriminellen Machenschaften viele hunderttausend Euro verdiente, sich von dem Geld eine teure Villa in Leverkusen, sündhaft teure Kleider, Uhren und Luxusautos der Marken Range Rover und Mercedes zulegte – und obendrein vom Staat Sozialleistungen in Höhe von 456.000 Euro kassierte.

Tatsächlich stellte die Familie seit 2014 26 Anträge auf Hartz IV, „verschleierte dabei ihr Vermögen“, wie Staatsanwalt Radbod Tafaghordrad vorträgt. „Die Voraussetzung für den Bezug von Sozialleistungen lagen zu keinem Zeitpunkt vor, der Familie diente das Geld dazu, ein Leben in Luxus zu führen.“ Vom erschlichenen Geld profitierten auch jene Familienmitglieder, die sich nicht als mittellos ausgaben, denn die Sozialleistungen wanderten nach Erkenntnis der Ermittler in einen gemeinsamen Topf, in den auch das andere ergaunerte oder erpresste Geld floss. Der Clan verfügte über ein „gemeinsames Familienvermögen, zu dem alle beitrugen und an dem alle partizipierten“, so der Staatsanwalt.

14.000 Euro unter der Fußmatte

Spezialkräfte der Polizei hatten die Leverkusener Villa vor einem Jahr gestürmt und dort schussbereite Waffen, Luxusuhren, Autos und 340.000 Euro Bargeld sichergestellt. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach damals von einem „Schlag gegen die erste Liga der Clan-Kriminalität“. Die am Mittwoch vorgetragene Anklageschrift unterstreicht das. Treffen die Vorwürfe zu, dann war praktisch das gesamte Interagieren der Familie mit der Außenwelt in allen nur denkbaren zügellosen Varianten kriminell geprägt.

Das mutmaßliche Clan-Oberhaupt Badia Al-Z. war vor einem Jahr nicht in der Villa, sondern nach einer illegalen Glücksspielnacht in Duisburg festgenommen worden. Unter einer Fußmatte der Oberklasse-Limousine des heute 47 Jahre alten Mannes fanden die Beamten mehr als 14.000 Euro Bargeld. Die Ermittler verdächtigen den Mann zudem, als „Friedensrichter“ an einer „Paralleljustiz“ zur internen Klärung von Streitigkeiten beteiligt gewesen zu sein. Laut Anklageschrift war aber auch das nur eine Finte wie der Fall des Pizzeriabetreibers nahelegt. Nach einer „Vermittlung“ des Clanoberhaupts hatte er mehr als 14.000 Euro Schutzgeld gezahlt, trotzdem wurden wenig später die Scheiben seines Betriebs eingeschlagen und Inventar zerstört, trotzdem forderte der Clan weitere 10.000 Schutzgeld.

Der Al-Z.-Clan zählt zu den großen Clans in Nordrhein-Westfalen. Kriminellen Mitgliedern der auch in anderen Bundesländern ansässigen Großfamilie werden laut dem jüngsten NRW-Clanlagebild 277 Tatverdächtige zugerechnet, die für 441 Straftaten verantwortlich sein sollen. Ende August vergangenen Jahres verurteilte das Landgericht fünf andere Angehörige des Al-Z.-Clans wegen Geiselnahme, gefährlicher Körperverletzung, besonders schweren Raubes und besonders schwerer räuberischer Erpressung zu langjährigen Haftstrafen. Die Männer hatten vor fünf Jahren einen holländischen Autohändler beim Verkauf eines Rolls Royce zunächst betrogen und ihn Monate später in Venlo verprügelt, entführt, mit seiner Erschießung gedroht und ausgeraubt. Die jüngste Razzia gegen Mitglieder des Al-Z.-Clans fand erst Anfang Mai statt. Diesmal wird mehreren Angehörigen der Großfamilie vorgeworfen, durch illegale Geschäfte – unter anderem mit Wasserpfeifentabak – ein Vermögen erwirtschaftet und Geldwäsche betrieben zu haben.

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