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#Vor dem Ende der Geldflut

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Vor dem Ende der Geldflut

Derzeit genügt ein einzelnes Wort, um Anleger und Notenbanker in Aufregung zu versetzen. Die Rede ist vom sogenannten Tapering, einem englischen Begriff, der eine eigentümliche Karriere hinter sich hat. Die wörtliche Übersetzung bedeutet in etwa „Reduzierung“ und war lange Zeit vor allem in der Welt des Sports zu Hause. Ausdauersportler gehen üblicherweise wenige Tage vor dem Wettkampf in eine Phase des Tapering über: Sie reduzieren dann ihre Trainingseinheiten, damit der Körper ausgeruht in den Wettbewerb starten kann.

Dennis Kremer

Redakteur im Ressort „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Wie es der Begriff in die Welt der Notenbanken schaffte, ist nicht bekannt. Doch zumindest eine Parallele drängt sich geradezu auf: Auch in der Geldpolitik ist Ausdauer gefragt. Und ähnlich wie Marathonläufern steht auch den Notenbanken in diesen Tagen ein langwieriger Wettkampf bevor: Es geht um die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für den allmählichen Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik, was ganz konkret eben auch etwas mit einer Reduzierung (also mit „Tapering“) zu tun hat – nämlich mit der Drosselung ihrer Anleihekäufe.

Diese Käufe haben die wichtigsten Notenbanken, die amerikanische Zentralbank Federal Reserve und die Europäische Zentralbank (EZB), in den vergangenen Jahren ausgedehnt wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Derzeit kauft die Fed Anleihen im Volumen von rund 120 Milliarden Dollar im Monat, die EZB kommt auf ein Volumen von fast 90 Milliarden Euro. Die Märkte und die Welt haben sich an die Milliardensummen gewöhnt, die insbesondere nach Ausbruch der Corona-Krise willkommen waren, um die Weltwirtschaft zu stabilisieren und vor dem Zusammenbruch zu bewahren.

Die Finanzmärkte sind nervös

Aber nun greift überall, selbst bei manchen Verfechtern sehr lockerer Geldpolitik, das Gefühl um sich, dass es so nicht ewig weitergehen könne. Wie sinnvoll ist es, Monat für Monat für viele Milliarden Anleihen zu kaufen, wenn es der Weltwirtschaft doch erkennbar besser geht und zugleich eine alte Angst viele Menschen erfasst – die Sorge vor Inflation? Keine Frage wird derzeit an den Börsen intensiver diskutiert. Denn es hängt in nicht geringem Maße vom klugen Vorgehen der Notenbanken ab, ob die gute Zeit an den Aktienmärkten weiter Bestand hat oder nicht. Für Anleger stehen also wichtige Wochen bevor: Wie groß die Nervosität ist, zeigt sich am zuletzt starken Auf und Ab der Kurse. Die Notenbanken, die sich sonst gerne in Verschwiegenheit üben, haben erkannt, dass sie der Diskussion nicht ausweichen können, und sich recht offen dazu geäußert, für ihre Verhältnisse zumindest.

Jerome Powell, Chef der amerikanischen Fed, nennt sogar schon einen möglichen Termin, ohne sich allerdings darauf festlegen zu lassen: Im Dezember könnten die Vereinigten Staaten mit dem Tapering beginnen. Die EZB ist zwar noch nicht ganz so weit. Öffentlich hat Notenbankchefin Christine Lagarde sogar in leichter Abwandlung eines berühmten Zitates von Margaret Thatcher gesagt: „The lady is not for tapering“ (in etwa: Die Dame ist nicht fürs Tapering zu haben.) Doch sie hat, auch aufgrund starken Drucks im EZB-Rat, für Dezember eine grundsätzliche Entscheidung über den Fortbestand von PEPP angekündigt – jenes Teils des Anleihekaufprogramms, das die EZB in der Corona-Krise ins Leben gerufen hat. Die britsche Finanzzeitung Financial Times, eine gewichtige Stimme in der Debatte, kommentiert die Lage darum so: „Die Verhältnisse haben sich in Richtung Drosselung verschoben.“

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