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#Vor der Wahl in Amerika: Welcome to Trumpland

Vor der Wahl in Amerika: Welcome to Trumpland

Die ältere Dame mit der Handtasche über der Schulter wirkt nicht schüchtern. In einem kleinen, engen Raum geht sie einen Schritt auf Leslie Rossi zu und fragt, ob sie eins der Schilder mitnehmen dürfe. „Für meinen Nachbarn”, sagt sie. Leslie Rossi lacht laut auf, bevor sie antwortet: „Ja, ja! Alle kommen immer hierher und sagen: Für meinen Nachbarn, für meinen Nachbarn!”

Der kleine Raum, in dem Leslie Rossi auf ihre Besucher wartet, ist eine umfunktionierte Küche in einem Haus, das an einer Landstraße in Latrobe in Pennsylvania steht. Auf der Fassade prangen die Farben der amerikanischen Flagge. Gut sichtbar von der Straße aus steht im Vorgarten eine überdimensionale Trump-Figur, wie ein lächelnder Riese.

Das Haus ist wahrlich kein Geheimtipp, an den Sommerwochenenden habe sie beinahe 2000 Menschen hier gehabt, sagt die Besitzerin des „Trump House“. Auf dem Parkplatz nebenan sind an diesem Donnerstagnachmittag Ende Oktober fast 20 Autos geparkt. In der Schlange, die ins Haus führt, stehen doppelt so viele Menschen. Sie wollen in der Küche, die als Souvenirshop dient, ein T-Shirt, eine Kappe, einen Schlüsselanhänger oder ein Wahlschild für die Hofeinfahrt mitnehmen und anschließend ein Foto mit dem Trump-Aufsteller machen.

Leslie Rossi, Besitzerin des „Trump House“


Leslie Rossi, Besitzerin des „Trump House“
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Bild: Daniel C. Schmidt

Rossi ist in der Immobilienbranche tätig, sie hat das Haus 2016 gekauft und wollte es eigentlich umbauen, um es weiterzuverkaufen. Irgendwie ist daraus eine Art Pilgerstätte für Trump-Fans geworden. Wer hierhin kommt, muss sich nicht verstecken, hier kann man seine Trump-Begeisterung voll ausleben, hier muss eigentlich niemand so tun, als ob die Mitbringsel aus dem Shop bloß für die Nachbarn wären.

Und hier trifft man Menschen wie Sherry, 63 Jahre alt und Hausfrau. Sie steht in der Schlange und sagt: „Donald Trump ist ein wundervoller Mann. Er setzt sich für unsere Verfassung ein, er glaubt an die Dinge, die unsere Eltern uns beigebracht haben, als sie uns großgezogen haben.“ Sie glaubt, die Wahl in ein paar Tagen werde knapp ausgehen. Joe Biden kann sie nichts abgewinnen. Trumps Herausforderer von den Demokraten, sagt sie unter Gelächter der anderen Menschen in der Schlange direkt neben ihr, solle einpacken, sich in einen Schaukelstuhl setzen und das Leben genießen.

Joseph Synkowski, 71 Jahre alt, steht ein paar Meter weiter hinten in der Schlange. Trump möge er, eben weil er kein Politiker sei und rede, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Er hätte sein Milliardärsleben genießen können, sagt er, das hätte er sich alles nicht antun müssen. „Er versucht, unser Land von den verrückten Sozialisten zu retten“, fällt ihm seine Frau Armeda ins Wort. Wenn die Demokraten ihn unterstützt hätten, sagt sie, was hätte Trump dann alles erreichen können?

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Das schwere Los des Präsidenten. Die Bürde, die er auf sich genommen hat, um Amerika zu dienen. Diese Erzählung hört man immer wieder in Trumpland. Hillary Clinton, Barack Obama, Joe Biden – sie alle seien bloß Politiker geworden, um sich zu bereichern, nur bei Trump heißt es dann, dass er den Verzicht in Kauf genommen und das Land über den Verdienst gestellt habe. Berichte, die das Gegenteil besagen, scheren die Leute nicht.

Am Trump-Haus in Pennsylvania kann man sich stundenlang mit seinen Anhängern unterhalten, die die immer gleichen Geschichten parat haben, warum der Präsident eigentlich ein famoser Typ ist und warum er als Politiker keine faire Chance hatte, und wenn man ein bisschen durch diese Swing States fährt, von Pennsylvania durch Ohio nach Michigan, durch die Orte, die die Wahl am 3. November entscheiden dürften, dann merkt man eins sehr schnell: Die beinahe bedingungslose Begeisterung, die Trump auslöst, sieht man in dieser Form nicht allzu oft. Höchstens noch bei Popstars oder Schauspielern. Auf sie kann man Träume und Sehnsüchte projizieren. Bei Politikern ist diese Art von Euphorie äußerst selten.

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