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#War es ein Versehen?

War es ein Versehen?

Sieh einer an: Tormund Riesentod (die Rolle, mit der Kristofer Hivju in „Game of Thrones“ berühmt wurde) ist Surflehrer geworden. Er heißt nun Erik und versteckt sich an der Westküste der Lofoten vor einem Durchschnittsleben, wie es sein Zwillingsbruder Adam (auch Hivju) auf der Ostseite der Inselgruppe führte.

Schon in der Pilotfolge der Serie „Twin“(produziert vom norwegischen Sender NRK), die in ihrem ruhig dahinfließenden, elegischen Stil an die Familiendramen „Die Erbschaft“ aus Dänemark oder „Blutsbande“ aus Schweden erinnert, nimmt Eriks Aussteigerdasein ein jähes Ende: Der Landwirt, der ihm das Strandstück in Unstad verpachtet hat, schnappt sich Eriks Wohnmobil als Faustpfand für fällige Zahlungen, der Surflehrer holt es sich zurück – und stürzt mit dem Wagen von den Klippen ins Meer.

Erst gibt es Streit, dann einen Toten

Für einen Moment scheint es, als sei der Unfall nur Episode: Erik überlebt und wagt sich, noch bevor die Polizei das Wrack im Wasser entdeckt, zum ersten Mal seit vielen Jahren zu seinem Bruder Adam nach Sakrisøy. Dort hofft er auf einen Gelegenheitsjob in Adams Gästebetrieb.

Der Zwillingsbruder, mit dem es eine unschöne, vermutlich um Adams Frau Ingrid (Rebekka Nystabakk) kreisende Vorgeschichte gibt, will ihn allerdings nicht einmal in seinem Boot übernachten lassen. Es kommt zum Streit. Einen Hieb später ist Adam tot – unwillentlich erschlagen von Ingrid, die den Konflikt zwischen den Brüdern zu schlichten versuchte. Der Ausweg aus dem Schlamassel ergibt sich in „Twin“ eher, als dass er eiskalt geplant worden wäre: Weil Erik mit dem leblosen Adam in der Nacht aufs Meer hinausfuhr, wo die Leiche über Bord ging, wird der Tote bald für den Unfallfahrer des verunglückten Wohnmobils, also Erik, und Erik auf Sakrisøy für Adam gehalten. Sogar Adams Kinder, die pubertätsbedingt anderweitig beschäftigte Tochter Karin (Mathilde Holtedahl Cuhra) und Knirps Fredrik (Øyvind Samuel Palerud), sprechen ihn wie selbstverständlich als Vater an.

Wenn der Groschen erst fällt

„Twin“, geschrieben von Anne Elvedal und Kristoffer Metcalfe, der auch Regie führte, entwickelt sich damit zu einem psychologischen Thriller, wie ihn sich auch Patricia Highsmith ausgedacht haben könnte. Seine zentrale Frage ist nicht nur, ob und wann die Notlüge auffliegt – sondern wie Ingrid, die um ihren toten Ehemann nicht trauern darf, und Erik, der das bürgerliche Leben seines Bruders nie mochte und auch nicht leben kann, mit ihr mental zurechtkommen.

Eine der ersten, denen Eriks Auftreten verdächtig vorkommt, ist die Tochter Karin. Und auch der Polizist Frank (Gunnar Eiriksson) – als alleinstehender Vater eine typisch skandinavische Serienfigur – beginnt die Vertuschung zu wittern. Er war ein Freund des angeblich verstorbenen Surfers. Wie schwer das wiegt, wenn der Groschen erst fällt, ist kaum zu sagen.

Nicht alles, was aus Skandinavien kommt, entspricht dem ausgezeichneten Ruf, den sich nordische Produktionen vor Jahren erwarben. Die norwegische Filmschmiede aber hat gerade mit Produktionen wie „Atlantic Crossing“ (auf Magenta) und „Weihnachten zu Hause“ (auf Netflix) einen Lauf. Und auch „Twin“ sollte man unbedingt sehen, sofern man nicht innerlich zu unruhig für die langsame Erzählweise ist, durch die das Innenleben der Figuren in den Mittelpunkt rückt und anhand der Gesichter studiert werden will. Die musikalische Untermalung stammt von Martin Horntveth („Jaga Jazzist“), der die kühlen Landschafts- und Handkamerabilder warm kontert und den Mut hat, bei angespannten Szenen vollständig auf Musik zu verzichten. Kristofer Hivju, der in der leisen Hauptrolle groß aufspielt, zieht unterdessen weiter. Er wird in der zweiten Staffel der Fantasy-Reihe „The Witcher“ zu sehen sein.

Twin läuft heute um 23.05 Uhr im Ersten und findet sich in der ARD-Mediathek.

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