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#Warten auf die ganz andere Idee

Warten auf die ganz andere Idee

Die Zurichtung von Talkshows muss natürlich auf den Schlauberger-Effekt setzen, wenn das Pandemie-Thema weiter herhalten und etwas abwerfen soll. Zum Schlauberger-Effekt gehört die Erwartung, dass es die eine Idee, den einen Einfall gibt, den es nur zu formulieren gilt, um das gesamte bisherige Corona-Regime über den Haufen zu werfen. Das steckt als meta-kommunikatives Bedürfnis grundsätzlich hinter den vermehrten Stimmungsbefunden, denen zufolge jetzt endlich das ganz Andere her müsse – nämlich die Berichtigung von Merkels Sichtfahrerei entlang von Inzidenzwerten.

Christian Geyer-Hindemith

Genauso, als der Durchbruch des ganz Anderen, wurden unter der Überschrift „Die große Ratlosigkeit – gibt es einen Weg aus dem Dauer-Lockdown?“ zunächst auch bei „Anne Will“ die Positionen in Stellung gebracht: Christiane Woopen, Kölner Ethik-Gelehrte und Vorsitzende des Europäischen Ethikrats, sowie Smudo, Rapper der „Fantastischen Vier“ und Mitentwickler der Luca-App zur Nachverfolgung von Infektionsketten, kamen im Stil von Hölderlins Patmos-Hymne daher: Wo aber Gefahr ist, wachse das Rettende auch. Dann zeige sich, so der Tenor, nämlich nicht nur ein Weg aus dem Lockdown, sondern endlich auch ein solcher Weg, der „sicher“ zu sein verspricht und damit den magischen Klang des Wortes „Perspektive“ mit sich führt (als verdienten nur solche Ausblicke den Namen „Perspektive“, die auch jede künftige Gegenwart wie die je aktuell erfahrbare Gegenwart behandeln).

Natürlich muss man versuchen, Ausstiegsbewegungen aus dem Lockdown so kontrollierbar wie möglich und in diesem Sinne sicherer zu machen. Nur so sitze man keinem Phantasma auf, wie Sabine Leutheusser-Schnarrenberger anmerkte. Daher kämen Lockerungen ohne begleitende Schutzkonzepte, die über die schon bekannten hinausgehen, überhaupt nicht in Frage. Anders, so legte die frühere Justizministerin dar, sei der schrittweise Ausstieg aus dem Lockdown und damit aus dem Zustand der eingeschränkten Grundrechte politisch ja gar nicht verantwortbar, zumal bei derzeit wieder steigender Inzidenz. 

Ernüchterungseffekt statt Erlösungscharakter

Im Ton ganz anders das Sicherheitsversprechen, das sowohl Woopens als auch Smudos digitaler Agenda unterlegt war, nützlichen technologischen Programmen, die erst einmal nahezulegen schienen, sich mit der flachen Hand an die Stirn zu schlagen: Ja, warum sind wir darauf nicht schon längst gekommen?

Die Betonung liegt auf „erst einmal“. Denn im Laufe des Gesprächs (und darin lag der diskursive Mehrwert dieser Talk-Show) relativierte sich der Erlösungscharakter selbst so wichtiger Instrumente wie der Schnell- und Selbsttests sowie personifizierter Kontaktnachverfolgung durch die Luca-App. Auf diesen sich – etwa durch den begrenzenden Faktor des Datenschutzes – dann doch einstellenden Ernüchterungseffekt spielte Helge Braun, Chef des Kanzleramts, an, als er an einer Stelle erklärte, jetzt fange man an, sich mit dem „Unterholz“ des Themas zu befassen. Was sich als erkenntnistheoretisches Votum auffassen ließ für den Teufel im Detail einerseits, für die hinreichende Ausleuchtung von Kontexten andererseits. Und tatsächlich: Sobald das eine wie das andere zum Zuge kommt, fliegt die Attitüde des Schlaumeierischen auf.

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