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#Warum der Geruchssinn manchmal wegbleibt

„Warum der Geruchssinn manchmal wegbleibt

Nach einer überstandenen Covid-19-Infektion leiden manche Menschen noch Monate oder Jahre später unter Geruchsverlust. Eine Studie zeigt nun, dass ein Grund dafür eine anhaltende Entzündungsreaktion im Riechgewebe der Nase ist. Dabei greift das Immunsystem die Geruchsnervenzellen an, sodass deren Anzahl abnimmt. Die neuen Erkenntnisse könnten dabei helfen, Therapien zu entwickeln, damit Betroffene ihren Geruchssinn zurückerlangen können.

Ein typisches Symptom einer Covid-19-Infektion ist das Verschwinden des Geruchssinns. Ursache dafür ist wahrscheinlich, dass das Coronavirus Sars-CoV-2 das sogenannte olfaktorische Epithel in der Nase angreift, in dem sich die Sinneszellen befinden, die unserem Gehirn Geruchsinformationen übermitteln. In Tierstudien hat sich gezeigt, dass die Genexpression in diesen Riechzellen während einer Covid-19-Infektion verändert ist und Entzündungsprozesse vorherrschen. Für Betroffene kann dies sehr belastend sein: Weihnachtlicher Tannenduft bleibt ihnen ebenso verborgen wie die Geschmacksnuancen ihres Essens.

Spurensuche in Gewebeproben

„Bei den meisten Patienten mit Covid-19-assoziiertem Geruchsverlust stellen die normalen Reparaturprozesse des Körpers die Funktion bald nach Beseitigung der Viren wieder her“, schreibt ein Forschungsteam um John Finlay von der Duke University in Durham. Nach ein bis zwei Wochen können die meisten Betroffenen wieder riechen und schmecken. „Bei manchen Menschen funktioniert das aber nicht“, sagt Finlays Kollege Bradley Goldstein. „Wir müssen besser verstehen, warum bei dieser Untergruppe von Menschen der Geruchssinn noch Monate bis Jahre nach der Infektion mit Sars-CoV2 beeinträchtigt ist.“

Dazu untersuchte das Team insgesamt 24 Gewebeproben aus der Nase von Genesenen, darunter neun von Patienten, die nach einer Covid-19-Infektion unter anhaltendem Geruchsverlust leiden. Die Forscher stellten fest, dass in keiner der Proben Reste des Covid-19-Virus nachweisbar waren. Dennoch zeigten die Proben der Patienten, die ihren Geruchssinn nicht wiedererlangt hatten, weiterhin eine Entzündungsreaktion. Die Analysen ergaben, dass das Gewebe von T-Zellen infiltriert war, die den Entzündungsbotenstoff Interferon-gamma ausschütten. Zusätzlich war auch die Zusammensetzung weiterer Immunzellen verschoben. So waren die sogenannten CD207+ dendritischen Zellen, die ebenfalls an Entzündungen beteiligt sind, angereichert, während entzündungshemmende M2-Makrophagen in geringerem Maße vorlagen.

Angegriffene Geruchszellen

Im Vergleich zu Personen mit normalem Geruchssinn war bei Personen mit anhaltendem Geruchsverlust zudem die Anzahl der Riechnervenzellen verringert. Die Forscher vermuten, dass der Grund dafür in dem fortwährenden Angriff des Immunsystems liegt. „Die Ergebnisse sind verblüffend“, sagt Goldstein. „Es ähnelt fast einem autoimmunähnlichen Prozess in der Nase.“ Obwohl sich die aktuelle Studie auf den Geruchssinn fokussiert, könnten aus Sicht der Forscher ähnliche Prozesse auch bei weiteren Long-Covid-Symptomen eine Rolle spielen, darunter die für dieses Syndrom typische Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Konzentrationsprobleme.

Die neuen Erkenntnisse können dazu beitragen, zukünftig Behandlungsmethoden zu entwickeln, die die Ursachen des Geruchsverlusts beheben. „Wir hoffen, dass die Modulation der abnormen Immunreaktion oder der Reparaturprozesse in der Nase dieser Patienten dazu beitragen könnte, den Geruchssinn zumindest teilweise wiederherzustellen“, so Goldstein. Die Nase sei dabei für Behandlungen besonders gut zugänglich, da Medikamente lokal verabreicht werden können, ohne systemische Effekte hervorzurufen. Eine Möglichkeit könnte daher aus Sicht der Forscher zum Beispiel sein, die Immunzellen lokal zu hemmen und so den Riechzellen zu ermöglichen, sich zu regenerieren.

Quelle: John Finlay (Duke University, Durham, USA) et al., Science Translational Medicine, doi: 10.1126/scitranslmed.add0484

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