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#Provenienz Sankt Petersburg

„Provenienz Sankt Petersburg“

Die „Junge Frau mit dem Federhut“, die ihre Schulter entblößt und dabei ihren Blick in die Augen des Betrachters richtet, wird seit Tagen belagert. Ständig ist eine Menschentraube um das Tizian-Gemälde, das seit dem 23. Februar in der Ausstellung „Tizian und das Bild der Frau im sechzehnten Jahrhundert in Venedig“ im Palazzo Reale in Mailand zu sehen ist. Viele, sehr viele Besucher halten ihre Handys hoch, um es zu fotografieren. Zu Beginn der Woche hatte es noch geheißen, die Leihgabe der Eremitage müsse die Schau vorzeitig verlassen und zurückkehren nach Sankt Petersburg. Nichts anderes hatte Mikhail Piotrovsky, der Direktor des staatlichen russischen Kunstmuseums, auf Geheiß des russischen Kulturministeriums verlangt. Als das bekannt wurde, stiegen sofort die Besucherzahlen im Palazzo Reale.

Jeder wollte das Gemälde sehen, das im Zentrum der jüngsten Episode der russisch-italienischen Kulturverwerfungen steht, die mit Putins Angriff auf die Ukraine ihren Anfang nahmen, zur Entlassung des Dirigenten Valery Gergiev an der Scala führten und beinahe zur Absage eines Tolstoi-Seminars an der Mailänder Universität Bocconi. Im Halbdunkel der Ausstellung schien das Gemälde jedoch auch zu einem Fluchtpunkt für den Schmerz, die Trauer und die Hilflosigkeit zu werden, die viele Menschen seit dem Angriff auf die Ukraine verspüren – anders lassen sich die Gesten der Ergriffenheit, die man dort beobachten konnte, nicht deuten. Die Besucher fotografierten nicht nur ein Meisterwerk von Tizian, sondern – so hat die italienische Presse das Bild genannt – sie fotografierten auch eine „Geisel im kalten Krieg der Kultur“, die nun bald in eine Kiste eingesperrt und nach Russland gebracht werden würde.

Rückkehr zur Rhetorik des Kalten Krieges

Die unerwartete Wendung kam am Dienstag und zeigte, mit wie viel Kalkül Putin Kultur als Instrument von Machtpolitik nutzt und wie reflexhaft der Westen darauf reagiert. Direktor Piotrovsky, oder besser gesagt: das russische Kulturministerium, dem das Petersburger Museum untersteht, hat es sich anders überlegt: „Auf der Grundlage von Verhandlungen der Institutionen“ dürfen die „Junge Frau mit Federhut“ und eine weitere Leihgabe noch „einige Wochen“ im Palazzo Reale bleiben. Auch die Rückforderungen an die Mailänder Galleria d’Italia, die 23 Leihgaben aus ihrer aktuellen Ausstellung „Grand Tour“ zurückschicken sollte sowie die Alda Fendi-Stiftung in Rom, wo gerade Pablo Picassos „Junge Frau“ zu sehen ist, wurden ausgesetzt. Viele europäische Museen, die ebenfalls Rückgabeforderungen aus Russland erwarten, dürften genau hingehört haben, als der Geschäftsführer der italienischen Zweigstelle der Eremitage die Erklärung von Piotrovsky verlas. Man bedauere sehr, heißt es darin, dass die kulturellen Beziehungen zwischen Russland und Italien „in eine solche Dunkelheit gestürzt“ seien. Der einzige Ausweg sei, „die Atmosphäre des guten Willens und des Wohlwollens“ zu bewahren. „Wir wiederholen immer wieder, dass die Brücken der Kultur zuletzt gesprengt werden. Jetzt ist es an der Zeit, sie zu schützen, und wir werden versuchen zu zeigen, wie das geht.“ Die Museen dürften nicht zu einem „Instrument des politischen Kampfes“ werden, man müsse die „Rückkehr zur Rhetorik des Kalten Krieges“ verhindern.

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