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#Warum eine gefährdete Entenart in der Sahara lebt

Der rote Pfeil in der Roten Liste der gefährdeten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) zeigt eine klare Tendenz: Mit der Marmelente geht es abwärts, die Wasservögel gelten als gefährdet. In Europa lebten Ende 2020 allenfalls noch 2200 Tiere dieser Art. Möglicher­weise waren es ­sogar nur 760. Und das, obwohl diese Enten im cremefarbenen Federkleid mit vielen hellen Tupfern schon seit Jahren in Zoos gezüchtet und ausgewildert werden.

Die Wasservögel leben meist in wärmeren Gefilden wie im Mittelmeerraum in flachen Seen mit dichter Vegetation. Solche Gewässer aber werden von Menschen oft trockengelegt oder intensiv bewirtschaftet. Dadurch verloren die Marmel­enten vielerorts ihre Heimat, gute Nachrichten über sie gab es selten. Bis eine kleine private Expedition um das Beiratsmitglied der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft Jens Hering aus dem sächsischen Limbach-Oberfrohna mitten in einer der abgelegensten Regionen der Sahara im Norden Tschads einige 100 Küken dieser Wasservögel fand, die dort in der Bucht eines Salzsees schwammen.

Die Einwohner wiesen Fremde ab

Der Weg zu dieser Sensation für Vogelkundler war allerdings alles andere als einfach. Hatte Jens Hering doch schon 2021 die Seen von Ounianga besucht, die in einer der trockensten Gegenden der Welt liegen. Am Boukkou-See ganz im Osten dieser Gewässerkette wurde Hering dann von einem Einheimischen schroff ab­gewiesen, sie seien hier nicht erwünscht. ­Genau dorthin aber wollte die kleine ­Expedition von Jens Hering, seiner Frau ­Heidi und dem Vogel- und Insektenkundler Martin Winter auch im Mai 2023.

Marmelente: Die Wasservögel leben meist in wärmeren Gefilden wie im Mittelmeerraum in flachen Seen mit dichter Vegetation.


Marmelente: Die Wasservögel leben meist in wärmeren Gefilden wie im Mittelmeerraum in flachen Seen mit dichter Vegetation.
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Bild: picture alliance / Arco Images

Bei der Ankunft in N’Djamena, der Hauptstadt Tschads, warteten auf sie schon zwei Geländewagen mit jeweils einem Fahrer sowie einem Koch und einem Übersetzer. Und die Nachricht der Reiseagentur, dass die Seen von Ounianga Serir und damit die großen Gewässer im Osten der Seenplatte für Touristen gesperrt seien. Die Einwohner dort wiesen Fremde ab, sogar deren Fahrzeuge zerstörten sie. Damit wäre ein zentraler Punkt der Expedition fast zum Scheitern verurteilt gewesen – wenn die Reiseagentur nicht Ahmed als einen der Fahrer ausgewählt hätte. Er gehört zur Volksgruppe der Unia, die seit Menschengedenken an den Ounianga-Seen lebt.

Der Weg in seine alte Heimat ist lang und steinig. Auf der Landkarte hatte die Expedition zwar nur 1000 Kilometer zu fahren. In Tschad gibt es aber nicht allzu viele Asphaltstraßen. Da dauert die Fahrt durch eine wüste Geröll- und Sandlandschaft schon mal fünf Tage. „Die Region um die Ounianga-Seen scheint von der Welt vergessen zu sein“, sagt Hering. Zumindest gilt das für die im Osten liegenden Gewässer, die Ounianga-Serir-Seen. An den 40 Kilometer weiter im Westen liegenden vier Seen von Ounianga Kebir führt dagegen Piste vorbei, „Durchgangsstraße“ genannt, auf der Lastwagen Lebensmittel aus dem Nachbarland Libyen in Tschad fahren.

An diesen nicht ganz so weltvergessenen Seen hatten Hering und sein Team schon 2021 Marmelenten beobachtet – in einer Landschaft der Super­lative. Ver­dunstet doch aus dem großen Yoa-See ­jedes Jahr eine sechs Meter hohe Wasserschicht. Für diesen gigantischen Verlust sind die zwei Millimeter Regen, die in der Gegend jährlich fallen, nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Eigentlich sollte der höchstens 25 Meter tiefe Yoa-See also längst ausgetrocknet und zu einer Salzkruste geworden sein.

Altes Grundwasser speist die salzigen Ounianga-Seen

Die Klimageschichte aber zeigt, dass es auch in der staubtrockenen Sahara immer wieder feuchtere Zeiten gab. Die Wüste verwandelte sich in eine Savannenlandschaft, die der heutigen Serengeti mit ihren riesigen Tierherden ähnelte. In ­dieser grünen Sahara entstanden riesige Seengebiete, von denen das größte ­Gewässer mit vielleicht einer Million Quadratkilometern ungefähr ein Viertel der Fläche der Europäischen Union hatte. Als die letzte feuchte Klimaperiode vor rund 3500 Jahren endete, verschwanden die Seen rasch wieder. Übrig blieben nur kleinere Gewässer wie die Ounianga-Seen und eine Grundwasserschicht, in der sich noch heute das Regenwasser aus diesen Zeiten findet.

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