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#Warum Erdoğan sich Saudi-Arabien wieder annähert

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Warum Erdoğan sich Saudi-Arabien wieder annähert

Eine Überraschung war es nicht mehr, als der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan während einer Veranstaltung des Verbands der türkischen Exporteure ankündigte, er werde im nächsten Monat Saudi-Arabien besuchen. „Er wartet auf mich im Februar, er hat es versprochen“, sagte Erdoğan. Alle verstanden, dass Erdoğan Kronprinz Muhammad Bin Salman, den starken Mann des Königreichs, gemeint hatte.

Seit Monaten arbeiten Ankara und Riad an der Normalisierung ihrer Beziehungen, die mit der Ermordung des saudischen Dissidenten Jamal Khashoggi am 2. Oktober 2018 im saudischen Generalkonsulat in Istanbul auf einen Tiefpunkt gefallen waren. An jenem Morgen waren 15 Saudis auf dem Istanbuler Flughafen eingetroffen. In einem Koffer hatte sich, wie die Auswertung der Aufnahmen im Flughafen ergaben, eine Knochensäge befunden, mit der Khashoggis Leichnam mutmaßlich zerstückelt wurde.

Über ein mögliches Treffen des türkischen Präsidenten mit dem saudischen Kronprinzen war bereits im vergangenen Dezember spekuliert worden, als Erdoğan zwei Tage lang Qatar besuchte und 15 Wirtschaftsabkommen unterzeichnete. Nur wenige Stunden nach vs Abflug traf Muhammad Bin Salman in Doha ein. Es war spekuliert wurden, dass Saudi-Arabien an einer Begegnung mit Erdoğan noch nicht gelegen war.

Die Türkei braucht konkrete Zusagen

Zwar hatte Erdoğan den Kronprinzen nicht namentlich für die Ermordung Khashoggis, mit dem er zuletzt freundschaftlich verbunden war, verantwortlich gemacht. Andererseits sprach er davon, der Befehl sei von „ganz oben“ erteilt worden. Zu dem Ergebnis kam auch der Direktor der amerikanischen Nationalen Nachrichtendienste. In seinem Bericht vom 11. Februar 2021 heißt es, der Kronprinz habe eine Operation genehmigt, Khashoggi zu entführen oder zu töten. Saudi-Arabien hat das stets zurückgewiesen.

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Erdoğan ließ in einem Kampf um die moralische Führung in der islamischen Welt keine Gelegenheit aus, Saudi-Arabien für den Tod Khashoggis verantwortlich zu machen. In der Türkei begann in Abwesenheit der Angeklagten ein Prozess gegen 20 Personen, die an der Ermordung beteiligt gewesen sein sollen. Die saudische Führung ließ die Türkei ihren Unmut mit wirtschaftlichen Maßnahmen spüren. Im Oktober 2020 rief der Dachverband der saudischen Handelskammern zu einem Boykott türkischer Güter auf, der Wirkung zeigte. Ankara klagte daher bei der Welthandelsorganisation gegen Riad. Der Wert der türkischen Warenlieferungen ging auf weniger als ein Zehntel zurück. Nicht betroffen waren die bestellten türkischer Drohnen.

Deutlich rückläufig sind die saudischen Immobilienkäufe in der Türkei. Zudem ordnete das saudische Erziehungsministerium an, zum Ende des Schuljahres 2020/21 acht türkische Schulen zu schließen. In ihnen wurden mehr als 2200 Schüler unterrichtet, überwiegend Kinder türkischer Bürger. Die Türkei trafen weitere Maßnahmen, die Riad im Zusammenhang mit der Pandemie erließ. So landete die Türkei im Juli 2021 auf einer „roten Liste“. Saudische Staatsbürger, die aus einem aufgeführten Staat zurückkehren, werden mit einem dreijährigen Reiseverbot bestraft.

Im Kampf um die Führung im Nahen Osten hatten sich seit 2013 eine noch wirtschaftsstarke Türkei und Qatar auf der einen Seite sowie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten auf der anderen gegenübergestanden. Im vergangenen Jahr deutete Erdoğan an, Ankara könne wieder einen Botschafter nach Kairo entsenden, und der Kronprinz von Abu Dhabi versprach im November in Ankara Investitionen von zehn Milliarden Dollar.

Nun nähert sich die Türkei auch Saudi-Arabien an. Erdoğan und König Salman haben im vergangenen Jahr bereits zweimal telefoniert. Was die von einer schweren Wirtschaftskrise getroffene Türkei aber braucht, sind konkrete wirtschaftliche Zusagen, und sei es nur, dass der Handel mit Saudi-Arabien wieder funktioniert.

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