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#Warum es die Schüler am härtesten getroffen hat

Warum es die Schüler am härtesten getroffen hat

Corona bedroht alle Menschen gleichermaßen. Alpha, Delta, Omikron – kein Kontinent wird vom Virus verschont. Das ist richtig und doch falsch. Bei den Äl­teren bedroht Corona die Gesundheit in besonderem Maße. Bei den Jungen da­gegen sind die Zukunftschancen und das Leben generell bedroht.

Rainer Hank

Freier Autor in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

1,5 Milliarden Schülerinnen und Studenten konnten in den vergangenen zwei Jahren nicht so lernen, studieren und le­ben, wie sie es normalerweise täten. Diese Zahl entnehme ich dieser Übersicht der UNESCO. Bis heute sind die Staaten der Welt über die Frage der Schulschließungen uneins. Während in den USA die Schulen 71 Wochen lang ganz oder teilweise geschlossen waren, in vielen Fällen sind sie es bis heute, haben Frankreich oder Spanien die Klassenzimmer lediglich 12 beziehungsweise 15 Wochen zu­gesperrt, die Schweiz sogar nur sechs Wo­­chen. Deutschland liegt mit 38 Wo­chen irgendwo in der Mitte. Uganda hat nach 83 Wochen Schulschließung in der vergangenen Woche wieder geöffnet: Schü­ler und Lehrer mussten sich in der Zwischenzeit anderswo verdingen, vermutlich unter schlechteren Voraussetzungen für den Infektionsschutz als im Klassenraum.

Der gesellschaftliche Konsens hat sich gedreht. Vor zwei Jahren hat man die Schulen zuerst geschlossen. Jetzt heißt es: Die Schulen schließen wir zuletzt. Nur Bildungsgewerkschaften und Lehrerverbände liebäugeln immer noch mit partiellen Schulschließungen. Vermutlich verstehen sie sich als Anwälte der Lehrer und weniger der Schüler. Man sollte einmal untersuchen, ob es eine Korrelation zwischen der Dauer der Schulschließungen und der Gesundheit der Schüler oder eher der Stärke der Gewerkschaften im jeweiligen Land gibt. Jedenfalls berichtet mein Kollege Winand von Petersdorff, USA-Wirtschaftskorrespondent der F.A.Z., dass dort die Lehrergewerkschaft die letzte mächtige Arbeitnehmerorganisation sei.

Kinder haben weniger Zeit mit Lernen verbracht

Langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass auch in den Schulen nach Kriterien der Verhältnismäßigkeit zu ent­scheiden ist. Komplette Schulschließungen aus Rücksicht auf den Gesundheitsschutz ließen die pädagogischen, psy­chischen, sozialen und ökonomischen Kosten des Homeschoolings außer Acht. Erst als wir begriffen haben, dass Schüler weniger stark unter dem Virus als unter Lernmangel, Mangel an Kontakten und Mangel an Abwechslung leiden, haben sich die Gewichtungen verschoben.

Ist nun alles gut? Karin Prien, CDU-Bildungsministerin aus Schleswig-Holstein, hat so etwas kürzlich behauptet. Anfangs sei man „kalt erwischt“ worden, aber dann habe man digital, pädagogisch und hygienemäßig (Stichwort „Luft­filter“) aufgerüstet, um „situationsangemessen“ zu reagieren, hat Prien jüngst in einer Talkshow gesagt; sie ist Präsidentin der Kultusministerkonferenz.

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Hat sie recht? Ludger Wößmann, Bildungsökonom am Münchner Ifo-Institut, hat Zweifel. Wößmann hat die zweite Welle der Schulschließungen 2021 mit dem ersten Lockdown 2020 verglichen. Dabei hat er 2000 Eltern befragt, wie Kinder die mehrwöchigen Schulschließungen verbracht haben. Das Er­gebnis: Im Durchschnitt haben die Kinder im Frühjahr 2021 4,3 Stunden am Tag mit schulischer Tätigkeit verbracht. Das ist zwar eine knappe Dreiviertelstunde mehr als im Vorjahr, aber immer noch drei Stunden weniger als vor der Krise. Fast jedes vierte Kind hat sich nicht mehr als zwei Stunden am Tag mit Schule beschäftigt. Mehr Zeit als mit Lernen verbringen die Kinder mit Fernsehen, Computerspielen und am Smartphone (4,6 Stunden).

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