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#Warum fliegt Scholz so viel?

Am Sonntag konnte Olaf Scholz auf Risse im Eis des Nordpolarmeers schauen. Die waren aus zwölf Kilometer Höhe gut zu sehen. Der Bundeskanzler befand sich auf dem Rückweg von Tokio nach Berlin. Da russisches Gebiet wegen des Krieges gegen die Ukraine derzeit nicht überflogen werden darf, musste Scholz einmal rund um Russland herum fliegen, hinwärts über China, zurück auf der Nordroute über das Polarmeer.

Wie auch immer die Risse, die aus dem Kanzlerflugzeug zu sehen waren, entstanden sind: Der CO2-Ausstoß beim Ein-Tages-Ausflug der Regierung in die japanische Hauptstadt ist erheblich. Hilfreich fürs Eis ist das bekanntlich nicht.

Aber das sind nicht die Maßstäbe für Kanzlerreisen, auch wenn die Opposition schon mal nach deren Ökobilanz fragt. Die Zeit, in der ein deutscher Regierungschef große Distanzen mit anderen Verkehrsmitteln als dem Flugzeug zurückgelegt hat, wie etwa Konrad Adenauer, der 1953 zehn Tage mit dem Schiff bis nach Amerika brauchte, sind lange vorbei.

Mehr als 30 Staaten im ersten Amtsjahr

Innerhalb Deutschlands werden Auto und Hubschrauber benutzt. Das ökologisch günstigste Verkehrsmittel, der Zug, bleibt auf der höchsten politischen Reiseebene in aller Regel außen vor. Auch da der Hinweis auf Adenauer, der im Wahlkampf kreuz und quer mit der Bahn durch Deutschland fuhr.

Ein Kanzler muss viel reisen, Umweltschutz hin oder her, das gilt auch für Olaf Scholz. Schon im ersten Amtsjahr besuchte er mehr als 30 Staaten, bei seiner Vorgängerin Angela Merkel waren es im ersten Jahr weniger als 30 gewesen. Doch sind die absoluten Zahlen nicht sehr aussagekräftig. Dass sie von Kanzler zu Kanzlerin und wieder zu Kanzler gestiegen sind, ist nicht verwunderlich. Obwohl die Pandemie gezeigt hat, dass für eine gewisse Zeit auch Videokonferenzen als Ersatz taugen, so ist die persönliche Begegnung nicht zu ersetzen und wird in einer immer enger zusammenwirkenden Welt zunehmend wichtig.

Das Eis bricht: Wie ist es mit den Allianzen des Kanzlers?


Das Eis bricht: Wie ist es mit den Allianzen des Kanzlers?
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Bild: Eckart Lohse

Das Thema Ukraine dominiert

Das gilt nicht nur, weil ständig irgendwo auf der Welt neues Regierungspersonal kennenzulernen ist, was am Bildschirm kaum möglich ist. Zudem gewinnt auch die EU immer mehr an Bedeutung. Eine große Zahl von Reisen führt deutsche Regierungschefs daher nach Brüssel zu den Treffen der EU oder in die wichtigen Hauptstädte, allen voran Paris. Ein Flug in die belgische Hauptstadt ist für den Bundeskanzler keine klassische Auslandsreise, sondern die regelmäßige Abstimmung mit den Partnern in den dafür vorgesehenen Institutionen.

Dass Olaf Scholz schon im ersten Amtsjahr so viel unterwegs gewesen ist, hat viel mit dem Krieg gegen die Ukraine zu tun. Das galt naturgemäß noch nicht für die erste Reise, den Antrittsbesuch in Paris, bei der EU und der NATO gleich nach seiner Wahl zum Bundeskanzler im Dezember 2021. Aber der Besuch in Washington vom 6. bis zum 8. Februar 2022 stand schon im Zeichen des herannahenden Krieges, von dessen Ausbruch vor allem die Amerikaner überzeugt waren.

Es war der Beginn eines engen und offenbar persönlich guten Verhältnisses vom neuen deutschen Regierungschef zum amerikanischen Präsidenten Joe Biden. Scholz sucht die Unterstützung und politische Nähe zu Biden, was gelegentliche persönliche Begegnungen voraussetzt. So kam es kürzlich zu einem ungewöhnlichen Vorgang. Werden üblicherweise Journalisten auf die Reisen des Kanzlers nach Washington mitgenommen, so flog Scholz ohne Medien zum Gespräch mit Biden. Begründung: Es handele sich um einen Arbeitsbesuch. Das wirft die Frage auf, wie die sonstigen Reisen des Kanzlers zu nennen sind. Vielleicht wollte er einfach mal ungestört und ohne fragende Journalisten mit Biden sprechen.

Besondere Beziehungen zu Japan

Seit dem Ausbruch des Krieges, vor allem nach dem Ende der russischen Energielieferungen nach Deutschland, reist Scholz besonders intensiv durch die Welt. Abgesehen von der Pflege der engen Kontakte zu den europäischen Partnern und den anderen westlichen Demokratien, also Amerika und Kanada, bemüht er sich um engere Beziehungen zu Staaten Asiens, Afrikas und Südamerikas, die zwar in der Ukrainefrage nicht eindeutig auf der Seite des Westens stehen, die Scholz aber hofft, enger an Deutschland und Europa binden zu können. Indien und Brasilien sind zwei Beispiele. Außerdem bemüht er sich um neue Quellen für Energie und Rohstoffe jenseits von Russland und China.

Besonders pflegt er die Beziehungen zu Japan, wo er wegen des japanischen G-7-Vorsitzes im Mai schon wieder hinfliegen wird. Wie wichtig die Auswahl der Reiseziele des Bundeskanzlers ist, welche Signale dadurch gesendet werden, zeigt gerade die enge Verbindung zu Tokio. Hatte seine Vorgängerin Merkel den Schwerpunkt in Asien noch eindeutig auf China gelegt, wo sie fast jährlich war und außer Peking noch eine weitere Stadt besuchte, so reiste Scholz erst mehr als ein halbes Jahr nach der ersten Japanvisite, die im vorigen April stattfand, nach Peking.

Auch wenn Bundeskanzlern komfortable Flugzeuge mit Besprechungszimmern und Bett zur Verfügung stehen, so ist das Reisen anstrengend. Drei oder vier Tage in Südamerika oder Kanada gehören zu den langen Trips. Die Japanreisen in diesem und dem vorigen Jahr verliefen so, dass Scholz auf dem Hinflug die Nacht im Flugzeug verbrachte und sein Arbeitstag gleich nach der Landung in Tokio begann. Dann schlief er eine Nacht im Hotel, am nächsten Tag trat er den Rückflug an. Kürzer war nur sein Aufenthalt in Peking. Der dauerte – unter den strengen chinesischen Corona-Bedingungen – bloß elf Stunden und enthielt keine Übernachtung am Boden.

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