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#Warum Impfstoffe horten viele Menschenleben kostet

Warum Impfstoffe horten viele Menschenleben kostet

Wenn Corona-Impfstoffe mit einer etwas geringeren Wirksamkeit nicht oder nur zögerlich verimpft werden, kostet das viele Menschenleben. Das geht aus einer amerikanischen Simulationsstudie hervor, die Rückschlüsse für die Situation in Deutschland zulassen dürfte. Hierzulande werden die derzeit vorhandenen Impfstoffe des Herstellers Astra-Zeneca nicht vollständig nachgefragt, was eine Diskussion losgetreten hat, ob diese Impfstoffe der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden sollten.

Johannes Pennekamp

Johannes Pennekamp

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaftsberichterstattung, zuständig für „Die Lounge“.

Christian Geinitz

In der im „American Journal of Preventive Medicine“ erschienenen Studie vergleicht ein amerikanisches Forscherteam um den Gesundheitsökonom Bruce Y. Lee zwei Szenarien. Im ersten erhalten täglich eine Million Amerikaner Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna mit einer Wirksamkeit von jeweils mehr als 90 Prozent. Es dauert dann mehr als sechs Monate, bis 60 Prozent der Bevölkerung immunisiert werden. Im zweiten Szenario bekommen täglich 1,5 Millionen Menschen den mit knapp 70 Prozent etwas weniger wirksamen Impfstoff von Johnson&Johnson. Schon nach vier Monaten seien dann 60 Prozent der Bevölkerung geimpft.

Trotz der geringeren Wirksamkeit des Impfstoffes gebe es in dem schnelleren Szenario in den Vereinigten Staaten 1,38 Millionen weniger Corona-Fälle, 51.000 weniger Krankenhauspatienten und rund 6.000 Tote weniger. „So viele Menschen so schnell wie möglich zu impfen rettet die meisten Leben. Und für jede einzelne Person bietet auch ein ,weniger effektiver‘ Impfstoff einen substantiellen Schutz gegen schwere Covid-Erkrankungen“, fasst Lee sein Ergebnis in der „New York Times“ zusammen.

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Impfreihenfolge soll eingehalten werden

In Deutschland hatten sich am Wochenende die Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne), Markus Söder (CSU) und Michael Kretschmer (CDU) dafür ausgesprochen, die Impfreihenfolge für den Impfstoff von Astra-Zeneca, der eine Wirksamkeit von rund 60 Prozent hat, aufzuheben, damit schneller geimpft wird. Die Ständige Impfkommission Stiko sieht hingegen keinen grundsätzlichen Gegensatz zwischen der festgelegten Impfreihenfolge und einer möglichst baldigen Immunisierung der Gesellschaft. „Prinzipiell sollte so rasch wie möglich geimpft werden, das ist richtig. Aber den Zusammenhang von Impftempo und Priorisierungsliste vermag ich so nicht zu sehen“, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens der F.A.Z.. „Das ist ein Scheinargument, denn die Verzögerungen liegen ja nicht an der Priorisierung, sondern an Problemen der Umsetzung.“ Mertens erinnerte daran, dass gerade jüngere Menschen, die auf den Priorisierungslisten stünden, berufliche und soziale Kontakte unterhielten. Ihr Schutz diene damit auch der Umgebung und der Gesellschaft.

Führende Ökonomen, die darauf spezialisiert sind, wie Güter möglichst schnell und gerecht verteilt werden können, drängen dagegen auf mehr Tempo. Axel Ockenfels, Marktdesigner der Universität Köln, schlägt vor, dass die am Ende eines Impftages übriggebliebenen Impfstoffe an Krankenhäuser, Arztpraxen und Feuerwehren verteilt werden. Sobald diese ausgestattet sind, solle der Rest allen Impfwilligen zugänglich gemacht werden. Für eine gerechte Verteilung, in der Kontostand der Interessenten und Privilegien keine Rolle spielen, schlägt Ockenfels eine einfache Methode vor: elektronische Warteschlangen, in der sich Menschen virtuell einreihen und bei Bedarf schnell abgerufen werden können. „Solche Warteschlangen führen zu einer schnellen, effektiven Verimpfung“, sagt Ockenfels.

Verbesserungen beim Anmeldeverfahren

Damit es nicht zu einem ungeregelten Massenansturm samt Ansteckungsgefahren kommt, sollten Echtzeitinformationen und Schätzungen über die Anzahl der noch möglichen Impfungen veröffentlicht und die Länge der Warteschlangen entsprechend beschränkt werden. Ockenfels hält es außerdem für nötig, dass Registrierung und Terminierung der geplanten Impfung optimiert wird. „Es werden ja zahlreiche Termine zurückgegeben, doch gibt es meines Wissens kein effektives Verfahren, diese Termine wieder in das System einzuspeisen, Termine zu ändern oder Termine innerhalb der Prioritätsgruppen zu tauschen“, kritisiert er.

Verhaltensökonom Matthias Sutter, Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn, schlägt in dieselbe Kerbe: Aktuell müsse vor allem „darauf geachtet werden, dass keine Impfstoffe verschwendet werden“, sagte er. Die Politik habe durch schlechte Kommunikation dazu beigetragen, dass der Impfstoff von Astra-Zeneca gemieden wird. „Die Pandemie wird länger als nötig dauern“, kritisiert Sutter.

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