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#Warum jetzt Harleys, Jeans und Orangensaft billiger werden können

Warum jetzt Harleys, Jeans und Orangensaft billiger werden können

Auf dem G 20-Gipfel in Rom gibt es konkrete Neuigkeiten. Die Vereinigten Staaten haben angekündigt, die unter Präsident Donald Trump verhängten Zölle auf europäischen Stahl und Aluminium weitgehend aufzuheben. Die EU, die ihrerseits mit europäischen Zöllen auf bestimmte amerikanische Produkte reagiert hatte, will ihre Maßnahmen nun ebenfalls zurückfahren. John Kirton ist Direktor der G 20-Forschungsgruppe, einem internationalen Zusammenschluss von Fachleuten und Professor an der Universität von Toronto. Er erklärt im Interview auf dem G 20-Gipfel in Rom die Auswirkungen dieser Einigung.

Herr Kirton, was bedeutet die amerikanisch-europäische Einigung im transatlantischen Zollstreit? Mit welchen Folgen können die Verbraucher rechnen?

Es ist eine sehr gute Nachricht für die Konsumenten. Stahl und Aluminium werden in den Vereinigten Staaten nun billiger, denn die Amerikaner können eingeführten Stahl aus Europa erhalten, der meist günstiger ist. In Europa dagegen dürften beispielsweise Whiskey, Harley Davidsons, Jeans und Orangensaft billiger werden, zudem all die anderen Dinge, auf die Europa in Reaktion auf die amerikanischen Maßnahmen Zölle verhängt hat. Denn freier Handel senkt die Preise. Das ist gerade in Zeiten steigender Inflation hochwillkommen. Die amerikanische Wirtschaft wächst kräftig. Doch sie hat das Problem, nicht genügend Stahl zu bekommen. Die Lieferkette ist unterbrochen. Die Amerikaner brauchen also mehr und günstigeren Stahl. 

Was bedeutet die Einigung für die Arbeitsplätze?

Die Arbeiter, die davon betroffen sind, etwa jene, die amerikanischen Stahl produzieren, sind nicht sehr zahlreich. Es zeigt sich zudem, dass Präsident Biden seiner eigenen politischen Basis, den Gewerkschaften, mit einigen Wahrheiten gegenübertreten will. Er sagt ihnen: Wir haben ein größeres, übergreifendes Interesse, das besteht darin, die Eskalation eines transatlantischen Handelskrieges zu vermeiden, unter dem alle zu Verlierern würden.

John Kirton ist Direktor der G 20-Forschungsgruppe, einem internationalen Zusammenschluss von Fachleuten, und Professor an der Universität von Toronto


John Kirton ist Direktor der G 20-Forschungsgruppe, einem internationalen Zusammenschluss von Fachleuten, und Professor an der Universität von Toronto
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Bild: Universität Toronto

Wieso hätte es dazu kommen können?

Es gab ja schon starke Spannungen wegen der Digitalsteuern, die einige europäische Länder eingeführt haben, weil diese besonders amerikanische Unternehmen treffen. Durch das globale Steuerabkommen, das auf dem G 20-Gipfel in Rom abgesegnet wurde, ist das entschärft, das ist eine gute Entwicklung. Bei Stahl und Aluminium dagegen stellt sich die große Herausforderung nicht über dem Atlantik, sondern über dem Pazifik, also in der Beziehung zu China. China überflutet den Weltmarkt seit vielen Jahren mit billigem subventioniertem Stahl und Aluminium. Die G 20-Länder haben versucht darauf zu reagieren, indem sie etwa das G 20-Stahlforum gründeten. Wir brauchen ein multilaterales Regime, das China einbezieht und deren Exporte begrenzt.

Bisher sind die Chinesen aber nicht bereit dazu. Gibt es jetzt eine höhere Chance, dass die Vereinigten Staaten und Europa China überzeugen, die Welt weniger mit ihrem Stahl zu überfluten.

Die Chance, dass sie China überzeugen, einer Reihe von vernünftigen Regeln zu folgen, ist auf jeden Fall höher, wenn Europa und die USA mit einer Stimme sprechen. Und wenn Länder wie Kanada, Japan und Mexiko mitmachen, dann steigen die Chancen nochmal. China erlebt ja selbst eine Energiekrise und eine Klimakrise, vielleicht ist das Land jetzt eher gewillt, sich zu bewegen.

Ein Großteil des chinesischen Stahls wird durch das Verbrennen von Kohle produziert. In wieweit betrifft das Zollthema auch den Klimaschutz?

Die EU entwirft derzeit ein CO2-Grenzausgleichssystem (Carbon Border Adjustment Mechanism), um das CO2-Handelssystem innerhalb der EU zu schützen. Importeure in die EU müssen also wahrscheinlich einen CO2-Preis bezahlen, so wie es die Produzenten in der EU auch tun müssen. Das könnte zu einer Spirale des Protektionismus führen, wenn die Amerikaner – die gar kein CO2-Preissystem zuhause haben – ihrerseits mit Zöllen zurückschlagen. Schon durch die Digitalsteuern bestand die Gefahr einer Spirale des Protektionismus – doch das wurde gestern gelöst. Und jetzt gibt es auch die guten Nachrichten bei Stahl und Aluminium. Weil Amerikaner und Europäer jetzt zusammenarbeiten wollen, ist eine große protektionistische Spirale für quasi alles, was gehandelt wird, vorerst vermieden worden.

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Wir wissen aber noch nicht, wie die Chinesen reagieren, etwa auch auf ein europäisches CO2-Preissystem.

Nein, das wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass China als weltgrößter Exporteur stark von seinen Ausfuhren abhängt. Das Land ist also sehr vorsichtig, dass es von seinen ausländischen Märkten nicht abgeschnitten wird.

Druck auf die chinesischen Exporte könnte die Chinesen also zum Einlenken bewegen?

Auf jeden Fall. Aber ein Gleichgewicht zwischen Druck und Lockerung muss gefunden werden, um eben nicht eine Spirale des Protektionismus auszulösen.

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